St. Pauli führt die 2. Liga souverän an: Selbstbewusstsein und Hybris

Der FC St. Pauli ist nach einem 5:1 gegen den 1. FC Nürnberg Tabellenerster der 2. Fußball-Bundesliga.

Zwei Fußballer springen zum Kopfball hoch

Schien schon abgeschrieben, wird aber jetzt für St. Pauli immer wichtiger: Johannes Eggestein (r.) Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg taz | Dass die Fußballer des FC St. Pauli irgendwann im Saisonverlauf die Zweite Liga anführen, ist mittlerweile ein gewohntes Bild. Eher unüblich dagegen ist, dass praktisch die gesamte Fachpresse einig darin ist, dass sie zu Recht dort stehen.

Der Samstagabend am Millerntor war dazu angetan, etwaige Zweifel auszuräumen. Gegen den 1. FC Nürnberg zeigte St. Pauli erneut, was das Team seit Wochen so dominant macht: ein ebenso schnelles wie genaues Kombinationsspiel mit Ballbesitzphasen, die den Gegner in die Verzweiflung treiben können; No-Look-Pässe in durchaus überraschende Richtungen, die dennoch ihre Bestimmung finden – sogar quer über den Platz.

Dazu kommt eine neue Geduld: Über Wochen hat Trainer Fabian Hürzeler es ertragen, dass der Aufwand seines Teams sich lediglich darin niederschlug, nicht verloren zu haben, und ist nicht von seiner Linie abgewichen. Nun gelang mit dem 5:1 gegen Nürnberg schon der vierte Sieg in Folge.

Auch das hatte viel mit Geduld zu tun: St. Pauli spielte den Gegner müde und traf nach der Pause viermal. Immer wichtiger wird ein Spieler, der in der Vorsaison schon abgeschrieben schien: Johannes Eggestein, vor einem Jahr gekommen, startet erst jetzt durch, erzielte seine Saisontreffer zwei und drei.

Wie viel Qualität bei St. Pauli auch von der Bank noch kommen kann, zeigten zwei Einwechselspieler in der Nachspielzeit: Etienne Ameniydo erzielte mit einem präzisen Schlenzer in den Torwinkel das 4:1 und legte eine Minute später mit einem perfekt getimten Steilpass das 5:1 für Connor Metcalfe auf.

In dieser Form, so scheint es, kann St. Pauli nur das Berauschtsein von der eigenen Stärke gefährlich werden, und auch davon gab es eine Kostprobe: Torwart Nikola Vasilj, der immer eine Anspielstation ist und die gegnerischen Stürmer allzu gern zum Narren hält, leitete mit einem Fehlpass das 1:1 für die Nürnberger ein. Nur eine Minute später ging er erneut volles Risiko, als er mit dem Ball am Fuß in ein Duell gegen den Torschützen Kanji Okunuki ging. Das Stadion hielt den Atem an, Vasilj ließ Okunuki mit einer Körpertäuschung aussteigen – und spielte einen überlegten Aufbaupass.

Mehr Selbstbewusstsein geht nicht. Zur Hybris ist es nur ein schmaler Grat.

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