Sportlicher Affront gegen Israel: Sicherheit als Schutzbehauptung
Der internationale Eishockeyverband IIHF schließt israelische Teams von künftigen Turnieren aus. Begründet wird die Entscheidung fadenscheinig.
E s wird hierzulande kaum über den internationalen Eishockeyverband berichtet, die IIHF, dabei ist er eine mindestens so große Skandalnudel wie der Fußballverband Fifa. Der Ehrenpräsident René Fasel, ein Schweizer, hat Wladimir Putin so lange nach dem Mund geredet, dass der ihm die russische Staatsbürgerschaft andiente sowie einen Posten in der russischen Eishockeyliga KHL.
Jetzt ist der Verband wieder mit einer Entscheidung aufgefallen, die mehr als merkwürdig erscheint. Der Eishockeyverband IIHF unter der Leitung des Frankokanadiers Luc Tardif hat Israel von allen kommenden internationalen Turnieren ausgeschlossen. Der Verband tat das vorgeblich aus „Sicherheitsgründen“ und schmückte sich heuchlerisch mit einer Fürsorgepflicht, die auch für die israelischen Sportler gelte.
Das Männerteam Israels hätte in Gruppe A der niederklassigen Division II im April in Serbien unter anderem gegen die Vereinigten Arabischen Emirate, einen Intimfeind Israels, antreten sollen. Für die israelische Frauen-Nationalmannschaft wäre es im März in Estland bei der Weltmeisterschaft der Division III in Gruppe B unter anderem zu Spielen gegen Bosnien-Herzegowina und dem muslimisch geprägtem Indonesien gekommen.
Einspruch vor dem Sportgericht Cas
Gab es womöglich Boykottdrohungen des Teams der Vereinigten Arabischen Emirate und von Indonesien? Das vermuten israelische Sportfunktionäre, die den IIHF-Entscheid wie verschiedene Kommentatoren in Israel als das bewerten, was er im Kern wohl ist: „antisemitisch“ und „gefährlich“. Der israelische Eishockeyverband möchte nun vor dem internationalen Sportgericht CAS in Lausanne dagegen vorgehen.
Die Israelis versuchen derweil auch, gestützt auf Quellen innerhalb des internationalen Verbands, die Motivation der Entscheider zu ergründen: Man vermutet, Tardif habe auf sportpolitischen Druck aus Russland reagiert. Wie dem auch sei, die Begründung für den Ausschluss der israelischen Teams wirkt so oder so vorgeschoben.
Warum sollte jeweils eine Hundertschaft serbischer oder estnischer Polizisten nicht in der Lage sein, unterklassige Eishockeyspiele mit israelischer Beteiligung vor wenigen Zuschauern zu garantieren? Aus dem gleichen Grund, Sicherheitsbedenken, könnte man europaweit jedes Wochenende Dutzende Fußballspiele glaubwürdiger absagen.
Also, IIHF, worum geht es wirklich?
Fairplay fürs freie Netz
Auf taz.de finden Sie unabhängigen Journalismus – für Politik, Kultur, Gesellschaft und eben auch für den Sport. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Inhalte auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich leisten kann, darf gerne einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Protest in Griechenland
Demo stoppt Kreuzfahrt aus Israel
Deutsche Israel-Politik
130 Diplomaten im Außenministerium fordern härteren Kurs
Krieg im Gazastreifen
Keine Hilfe für die Verhungernden
Weniger Arbeitslosengeld für Ältere
Neoliberal und unwirksam
Epstein-Affäre
Ultimativer Sündenpfuhl
Internationaler Gerichtshof
Wer das Klima schädigt, muss laut Völkerrecht haften