Frauen im Sportjournalismus: Strafraum Öffentlichkeit
Sportjournalismus ist ein Herren-Club. Sport-Moderatorinnen berichten vom Sexismus, den sie erleben müssen. Aber es gibt auch Solidarität.
Frauen sind auf den Screens sichtbarer, doch die Branche bleibt ein Herren-Club. Dem Verband deutscher Sportjournalisten zufolge liegt die Anzahl von Frauen im Sportbereich bei ca. 10,8 %. Stiefvatter, seit drei Jahren beim ZDF on air, erinnert sich an Online-Tage, an denen sie ihre Schwestern um „Lösch-Support“ bat, weil sie „die Nachrichten nicht sehen konnte“. Heute seziert sie Kritik, fragt sich: konstruktiv oder persönlich?
Doch das Grundgefühl bleibt: „Manchen Männern schmeckt nicht, dass du dasitzt“. Ignorieren funktioniert nicht immer. Sehr schmerzhaft sei folgende Kritik: Sie lache zu viel, sei zu fröhlich. Und auch: „Du bist nur wegen deines Geschlechts hier“ Das traf sie, „weil das ja irgendwie impliziert, dass ich keine Ahnung habe.“
Journalistinnen unter Dauerdruck
Sportredakteurin Inga Hofmann vom Tagesspiegel erlebt Ähnliches. „Unter die Videos meiner Kollegen schreibt keiner Barbie“. Vor Drehorten für die Praktikantin gehalten werden oder Feedback wie Folgendes erhalten: „Was ist das für ein Ausschnitt?“ „Total sexualisierend“, findet sie. Auch im Redaktionsalltag besteht Nachholbedarf. „Wenn Männer jahrelang Raum in den Diskussionen eingenommen haben, ist es eine Herausforderung sich den zurückzunehmen“, so Hofmann.
Was macht dieser Dauerdruck mit den Journalistinnen? Er kostet Energie, schafft aber auch Solidarität. Sie vernetzen sich, suchen Verbündete, verteidigen Authentizität. „Ich will keine Sprechpuppe sein“, betont Stiefvatter. Ihr Rat gegen das Foul am Fortschritt? „Es ist ganz wichtig, dass du dir einen Mantel an lieben Menschen um dich sammelst. Solche, die dir Sicherheit geben.
Dass du weißt, so wie du bist, bist du gut. Deswegen bist du da.“ Auch Hofmann sieht es so und fordert weibliche Präsenz z.B. durch Einholung von Expertinnen-Meinungen. Bis geschlechtergerechter Sportjournalismus Realität ist, bleibt jeder weibliche Auftritt ein kleiner Konter im großen Spiel um Gleichberechtigung.
Dieser Text ist im Rahmen eines Workshops der taz Panter Stiftung für Nachwuchsjournalistinnen im Sport entstanden.
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