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Sportchefin vom SV Meppen über Aufstieg„Wir geben uns nicht geschlagen“

Der SV Meppen steigt per Abstimmung in die erste Frauen-Bundesliga auf. Sportchefin Maria Reisinger erklärt, wie sich der Club oben etablieren will.

Duell der Aufsteiger: Thea Fullenkamp vom SV Meppen jagt ihrer Gegnerin von Werder Bremen nach Foto: foto2press/imago
Interview von Johannes Kopp

taz: Frau Reisinger, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg! Als die Saison wegen der Coronapandemie unterbrochen wurde, hatten sie nur einen Punkt Vorsprung vor Mönchengladbach. Anfang der Woche hat der DFB nun den Abbruch der Saison beschlossen und den SV Meppen neben Werder Bremen zum Aufsteiger erklärt. Wie erleichtert sind Sie?

Maria Reisinger: Wir haben von 16 Spieltagen 14 Spieltage auf dem Aufstiegsplatz gestanden. Wir standen schon die letzten Jahre immer kurz vor dem Aufstieg. Ich glaube, dass wir dieses Mal auch so dran gewesen wären. Klar, hätten wir die Saison gern zu Ende gespielt. So bleibt ein fader Beigeschmack.

In der ersten Liga wird ab Freitag wieder gespielt. Sharon Beck vom SC Freiburg hat deshalb dem DFB vorgeworfen, die Gesundheit der Spielerinnen stehe nicht an erster Stelle.

Ich bin nicht nah genug dran, um das zu beurteilen. In der zweiten Liga ging es auch um diese Frage. Für mich stand nie zur Diskussion, dass wir unter diesen Umständen wieder anpfeifen. Wir können die Mädels nicht eine Woche in Quarantäne sperren. Allein mit den Covid-19-Tests wäre unser Budget in einer Woche ausgeschöpft gewesen. Und auch die anderen Hygie­neauflagen hätten wir nicht alle einhalten können.

Frau Beck hat erklärt, berufstätige Spielerinnen hätten Ferien für die Quarantäne nehmen müssen. Dem DFB sei das egal gewesen. In einem halben Jahr könnte der SV Meppen dieselben Probleme haben, wenn es eine zweite Infektionswelle gibt.

Wir werden mit unseren Spielerinnen bei den neuen Verträgen besprechen, dass wir künftig in einer anderen Situation sind. Ich kann nicht einerseits sagen, okay, wir spielen jetzt Bundesliga und auf der anderen Seite die Konsequenzen nicht tragen wollen. Aber ich verstehe Frau Beck. Corona ist eine besondere Situation, die stets neu bewertet werden muss.

Bild: SV Meppen
Im Interview: 

Maria Reisinger gründete 1982 bei Victoria Gersten ein Mädchenteam, spielte selbst bei Heike Rheine in der Bundesliga, kehrte zu Gersten zurück. Das Team schloss sich 2011 dem SV Meppen an.

Die Kluft zur ersten Liga ist groß. Viele Aufsteiger scheitern. Was müsste getan werden?

Viele Spielerinnen zieht es ins Ausland. Die zweite Liga wird als Ausbildungsliga immer wichtiger. Es sollte auch im Sinne der Erstligisten sein, mehr finanzielle Solidarität zu zeigen. Zum Beispiel bei der Verteilung der TV-Gelder.

Ist Meppen erstligatauglich?

Wir arbeiten schon seit Jahren auf diesen Moment hin. Wir haben zwei hauptamtliche Trainer und einen großen staff und wir sind mit der Männer­abteilung sehr eng verbunden.

Was heißt das?

Wir arbeiten etwa im Training mit dem Trackingsystem, das sich die Männer angeschafft haben. Die ermittelten Werte, wie Pulsschlag oder Herzfrequenz, helfen für die Belastungssteuerung.

Bei anderen Klubs klappt die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen nicht gut.

Wir haben den Vorteil, dass wir zusammen mit dem Männerteam gewachsen sind. Das ist alles bodenständig. Das kann man nicht mit einer Lizenzabteilung aus der ersten Bundesliga vergleichen.

Wovon profitieren Sie noch?

Das Jugendleistungszentrum hilft uns. Die Jugendmannschaften dort werden von qualifizierten Trainern betreut und spielen sehr hoch. Die Mädels können da auch bei den Jungs mittrainieren. Die B-Juniorinnen messen sich etwa mit der männlichen U15.

2013 hat der SV Meppen freiwillig auf einen Aufstieg verzichtet. Warum?

Das Team war überaltert, unsere Talente noch zu jung. Ich wollte mir nicht 15 Spielerinnen holen, die nach einem Jahr, wenn man absteigt, wieder weg sind. Die Jahre darauf haben wir genutzt, uns besser vorzubereiten. Diese Saison waren von unseren 25 Spielerinnen 16 Eigengewächse. Natürlich brauchen wir jetzt noch ein paar Verstärkungen.

Das hört sich durchdacht an. Wo sehen Sie das Team in drei, vier Jahren?

Unser Ziel ist es, uns da oben zu etablieren. Wir sind aber nicht realitätsfremd. Wir sehen, dass da RB Leipzig von unten hochkommt. Hannover 96 und der Hamburger SV verstärken ihre Anstrengungen. Aber so ganz einfach werden wir uns nicht geschlagen geben. Die Marke Frauenfußball scheint gerade sehr interessant zu sein. Ich kenne kaum noch Spielerinnen, die mit mir sprechen, ohne dass ein Berater dabeisitzt.

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