piwik no script img

Sponsoring-Bericht des SenatsWeihnachtsmann bleibt anonym

Wowereit sammelt die meisten Geschenke von Unternehmen ein. Der Sponsor der Weihnachtsfeier für seine Patenkinder wird nicht genannt.

Wenn es dem Weihnachtsmann um die Kinder geht: Warum meldet er sich dann nicht? Bild: ap

Er ist der unangefochtene König des Sponsorings: Niemand im Senat kommt auch nur annähernd an Klaus Wowereit heran, wenn es darum geht, private Spender für öffentliche Aufgaben zu finden. 1,6 Millionen Euro an Sponsorings sind im Transparenzbericht des Senats für das Jahr 2012 aufgeführt, davon gingen 95 Prozent auf das Konto des Regierenden Bürgermeisters. Der Bericht enthält alle Sponsorings ab 5.000 Euro; er wurde am Dienstag vom Senat beschlossen und liegt der taz vor.

Der Einzelhandelskonzern Tengelmann zum Beispiel spendete 338.600 Euro für das Konzerthaus auf dem Gendarmenmarkt – und zwar nicht zum ersten Mal. Die regelmäßige Spende kam aufgrund von Kontakten Wowereits zur Eigentümerfamilie des Unternehmens zustande: „Als uns der Regierende Bürgermeister vor zwei Jahren gefragt hat, ob wir das Konzerthaus als Hauptförderer unterstützen könnten, haben wir gerne zugesagt“, sagte Tengelmann-Geschäftsführer Karl-Erivan Haub 2010.

Größter Spender im Jahr 2012 war Vattenfall. Das Unternehmen, das sich derzeit beim Senat um die Verlängerung der lukrativen Stromnetzkonzession bewirbt, spendete gut 414.000 Euro. Rund die Hälfte davon zahlte Vattenfall für die Pflege und Instandhaltung des Brandenburger Tors, das Wowereit für repräsentative Termine nutzt – vor zwei Wochen zum Beispiel hielt er dort eine Rede vor Barack Obamas Rede. Die Bürgergenossenschaft, die sich in Konkurrenz zu Vattenfall ebenfalls um die Stromkonzession bewirbt, spendete dagegen nichts an den Senat. Die Entscheidung über den Zuschlag fällt im September oder Oktober.

Weit abgeschlagen nach Wowereit folgt auf Platz zwei Sandra Scheeres (SPD), die als Bildungssenatorin 69.260 Euro einwarb – übrigens hauptsächlich von Vattenfall. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) teilen sich Platz drei mit jeweils 6.000 Euro. Alle anderen Senatoren stehen hingegen mit leeren Taschen da. Das verwundert gerade bei den Senatoren der CDU, da die Partei sich gern als besonders wirtschaftsnah darstellt. Während in der vorherigen Koalition Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) im Jahr 2010 eine Sachleistung von knapp 44.000 Euro einwerben konnte, gelang dies von den beiden Nachfolgerinnen weder Sybille von Obernitz (parteilos, von der CDU nominiert) noch Cornelia Yzer (CDU).

Der Sponsoringbericht geht auf einen Beschluss des Abgeordnetenhauses zurück. Darin heißt es, der Senat solle alle zwei Jahre einen Bericht über die Sponsoringleistungen „privater und öffentlicher Unternehmen“ veröffentlichen. Privatpersonen hingegen müssen also nicht genannt werden. Es gibt ein Sponsoring, bei dem diese Ausnahme greift: die jährliche Nikolausfeier für die Patenkinder von Klaus Wowereit.

Seit dem Jahr 2003 übernimmt Wowereit die Patenschaften von allen Drillingen, Vierlingen und aufwärts, die in der Stadt geboren werden. Am 6. Dezember lud er die 122 Kinder ins Technikmuseum. Die beiden Maskottchen von Hertha und den Eisbären, Herthinio und Bully, begrüßten die Kinder am Eingang. Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) verkleidete sich als Nikolaus mit weißem Rauschebart und blausilbernem Samtmantel. Eine Privatperson spendete 10.000 Euro für die Geschenke und die Ausgestaltung der Feier – macht rechnerisch gut 80 Euro pro Kind. „Es ist eine Privatperson, die keinerlei wirtschaftliche oder politische Interessen in diesem Zusammenhang hat, aber nicht genannt werden möchte“, so Wowereits Sprecher Richard Meng. „Es geht um eine Weihnachtsfeier für Kinder. Ich finde, bei einem solchen rein menschlichen Anlass kann man das akzeptieren.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • G
    Genossin

    In Berlin hat Vattenfall noch ein bisschen mehr Zeit fürs ausgiebige Sponsoring - denn über das Stromnetz wird erst im September/Oktober 2014, nicht schon dieses Jahr, entschieden!!

  • B
    Blindschleiche

    Ganz großes KiNO: In HH winkt der Vattenmann zu den Hamburg Cyclassics 2013. Sie finden in Hamburg 28 Tage vor dem Volksentscheid statt. Beziehungspflege zum Geldbeutel der kleinen und großen Leute eben.

  • W
    Weinberg

    Geld stinkt nicht - aber dafür die von Wowereit gepflegte Geheimhaltung umso mehr!

     

    Da sage noch jemand, die Sozis könnten nicht mit dem Geld anderer Leute (segensreich?) umgehen!