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Spionageverdacht in NorddeutschlandRussische Drohnen in Brunsbüttel?

„Staatsschützer sicher: Russen-Drohnen über Chemiepark an der Nordsee“ titelte die Bild am 22. August. Was ist dran?

Der ChemCoast Park in Brunsbuettel Foto: C. Kaiser/imago

Berlin taz | Zuerst berichteten Bild und Der Spiegel über unangemeldete Drohnenflüge über dem ChemCoast Park in Brunsbüttel. Seit dem 8. August wurden über mehrere Wochen verdächtige Flüge über dem Industriegelände sowie dem angrenzenden stillgelegten Kernkraftwerk und dem neuen LNG-Terminal Brunsbüttel gesichtet.

Mehrere Medienberichte spekulierten, dass es sich dabei um russische Militärdrohnen des Typs Orlan-10 handle. Die Staatsanwaltschaft Flensburg eröffnete ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf „Agententätigkeit zu Sabotagezwecken“.

Am 4. September stellte die Landesregierung im Innen- und Rechtsausschuss des Landtags Schleswig-Holstein dann ihre aktuellsten Erkenntnisse über die Ereignisse vor.

Magdalena Finke, Staatssekretärin im Innenministerium, berichtete, dass die Sicherheitsbehörden eine Vielzahl der verdächtigen Wahrnehmungen zuordnen konnten. Neben Satelliten, Flugzeugen und anderen Himmelskörpern haben die Einsatzkräfte mehrere Hobbypiloten identifiziert, die frei im Handel erhältliche Drohnen über die Anlagen fliegen ließen. In einigen Fällen ermittelt die Staatsanwaltschaft Flensburg jedoch weiterhin wegen des Verdachts der Agententätigkeit.

Laut der Leitenden Oberstaatsanwältin Stephanie Gropp ist der Standort ein „geeignetes Sabotageobjekt“ und verwies auf den Bericht des Verfassungsschutzes von 2023. Darin warnte der Nachrichtendienst vor der hohen Gefahr „staatlich gesteuerter Sabotagehandlungen, insbesondere gegen Kritische Infrastrukturen“ seit dem Angriff Russlands gegen die Ukraine. Die Staatsanwaltschaft begründete den Anfangsverdacht auf Spionagetätigkeit auch mit der ungewöhnlichen Häufigkeit, Dauer und der Flugmuster der Drohnenüberflüge. Eine der Drohnen vom Himmel zu holen, ist den Sicherheitsbehörden nicht ­gelungen.

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8 Kommentare

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  • Als jemand aus der Region und mit ein paar (wenn auch veralteten - entsprechende Dienstzeit ist schon viele Jahre her) Kenntnissen über Drohnen, gerne einige ergänzende Informationen:

    Drohnensichtungen über dem Industriepark Brunsbüttel sind vor Ort schon länger Thema, jetzt (wegen Sommerloch?) halt mal bundesweit in der Presse gewesen. Der übergroße Anteil waren Privatleute, die das irgendwie lustig fanden, da mal mit ihren Hobby-Drohnen rumzufliegen. Die konnten idR wohl auch aufgeklärt werden und lachen über die Bußgeldbescheide jetzt vermutlich nicht mehr.

    Ein Bruchteil der bestätigten/wahrscheinlichen Sichtungen aber ist verdächtig. Flugmuster und Signalbild lassen auf einen professionellen Akteur schließen.

    Kinetische Abwehrmaßnahmen ("Abschießen", wie hier in Kommentaren oft gefordert) scheiden aus. Selbsterklärend, heiße Trümmer über Chemiefabrik, Gas-Terminal und dichtbefahrenen Wasserstraßen kann niemand gebrauchen.

    Dass elektronische Gegenmaßnahmen augenscheinlich nicht gewirkt haben (wie bei den Privat-Drohnen) ist ein sehr deutliches Indiz für einen professionellen Akteur. Entsprechende Signalabschirmung ist keine banale Angelegenheit.

  • "Staatsschützer sicher: Russen-Drohnen über Chemiepark an der Nordsee“ titelte die Bild am 22. August. Was ist dran?"

    Ja WAS ist denn jetzt dran????

  • Es gibt ein paar Orte, wo man keine Drohnen will, und sei es vom noch so harmlos erscheinenden Evgenij Zhou-Meier. Besser jetzt mal überlegen als dann, wenn es hart drauf ankommt.

  • Aus einfache Sicherheitsgründen müssen solche Drohnen natürlich unmittelbar niedergeschossen werden. "Eine der Drohnen vom Himmel zu holen, ist den Sicherheitsbehörden nicht ­gelungen" - Wirklich? Und solche amateuristische Sicherheitsbehörden sollen die Ukraine helfen? Die Bürger gegen Faschismus und Trumpismus schützen?

  • Da kann man mal sehen, was wir so als Landesverteidigung, Luftaufklärung und Luftsicherheit so noch hinbekommen. Iris-T kann ja momentan ja auch nur 200 qkm schützen.

  • "Eine der Drohnen vom Himmel zu holen, ist den Sicherheitsbehörden nicht ­gelungen."

    soso, das ist doch der eigentliche Skandal. was macht die Regierung S-H um derartige Drohnen abzufangen, macht sie überhaupt etwas in dieser Richtung??

  • Vielleicht kann hier ein Kundiger technische Einzelheiten nennen. Mir ist es ein Rätsel, dass offenbar nicht einmal sicher gesagt werden kann, WER über einem sensiblen Industriegebiet alles unterwegs ist. Dass es unter diesen Umständen nicht möglich ist, die richtige, also die Spionagedrohne zu eliminieren oder sicherzustellen, wundert nicht.



    Man stelle sich vor, die Nato ließe zur Abwechslung ein paar Spionagedrohnen über Kaliningrad kreisen.

    • @Vigoleis:

      Drohnen lassen sich vergleichsweise schwierig aufklären: Sie können sehr niedrig anfliegen und sind auch nicht besonders groß. Wer als Drohnenpilot weiß, was er tut, kann Flugmuster entsprechen anpassen, dass es z.B. Vogelflug ähnelt. Eine "klassische" Luftraumüberwachung etwa per Radar kann solche Drohnen selten sicher bestätigen.

      Optisch-akkustische Ortung (man sieht & hört die Dinger) lässt sich auch gut umgehen, wenn man weiß, was man tut. Gerade in Industrieanlagen ist es häufig laut, Gelände sind weitläufig.

      Bleibt die elektronische Aufklärung. Drohnen sind quasi elektronische Flutscheinwerfer, weil sie beständigen Signalverkehr haben. Allerdings haben viele andere Quellen das inzwischen auch (man denke nur an sowas wie WLAN fast überall). Private Hobby-Drohnen lassen sich trotzdem fast immer erwischen. Aber auch hier wieder: Wer weiß, was er tut, kann Signalverkehre häufig ausreichend tarnen & abschirmen.

      Es braucht schon professionelles Gerät & aktuelle Fachkenntnisse, um hier erfolgreich zu sein. In Brunsbüttel war offensichtlich genug von beidem vorhanden, da Aufklärungsergebnis für staatsanwaltliche Ermittlung reicht.

      Ob das flächendeckend so ist - gute Frage.