Spionageverdacht gegen China: Regierung nimmt sich Huawei vor
Sind unsere Daten bei Produkten des chinesischen Herstellers sicher? Offenbar gibt es auch in der Politik erhebliche Zweifel.
Die Bedenken sind in den höchsten Regierungskreisen gelandet. An diesem Mittwoch soll es offenbar eine Sondersitzung mit mehreren Ministern geben, die sich mit dem Fall Huawei auseinandersetzen wollen. Wie das Handelsblatt berichtet, nehmen an der Sitzung Kanzleramtschef Helge Braun, Außenminister Heiko Maas (SPD), Innenminister Horst Seehofer (CSU), Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Verkehrs- und Infrastrukturminister Andreas Scheuer (CSU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) teil.
Die Runde will sich im Anschluss an die wöchentliche Kabinettssitzung treffen. Dass die Zweifel an Huawei – einem der Marktführer bei der Mobiltechnikausrüstung – ganz oben auf der politischen Agenda stehen, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vor wenigen Tagen klar gemacht. Bei ihrem Besuch an einer japanischen Universität sagte sie, man müsse angesichts der Sicherheitsbedenken mit der chinesischen Regierung sprechen, dass „eben nicht die Firma einfach die Daten an den Staat abgibt.“ Es müsse klargestellt sein, dass der chinesische Staat nicht auf alle Daten chinesischer Produkte zugreifen könne.
Nicht nur in Deutschland nimmt die Debatte über Huawei an Fahrt auf. Internationale Sicherheitskreise fürchten den Abfluss von Daten oder den möglichen Zugriff auf sensible Infrastruktur im 5G-Netz. Zudem wird darauf verwiesen, dass die kommunistische Regierung Anspruch auf die von chinesischen Firmen erhobenen Daten erhebe.
Huawei richtig aussprechen
Empfohlener externer Inhalt
Die schärfsten Warnungen vor Huawei kommen aus den USA. „Wir sagen, ihr müsst sehr, sehr vorsichtig sein“, heißt es aus US-amerikanischen Sicherheitskreisen. „Wir beschwören die Leute, nicht vorzupreschen und Verträge mit nicht vertrauenswürdigen Anbietern aus Ländern wie China abzuschließen.“ Die USA führen derzeit Gespräche mit Vertretern der EU-Gremien und wenden sich zudem gezielt an die Regierungen in Berlin und Paris.
In der Ministerrunde am Mittwoch soll laut Handelsblatt auch darüber beraten werden, ob ein von der Bundesnetzagentur und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erstellter Sicherheitskatalog sowie Zertifizierungsregeln und ein No-Spy-Abkommen mit Staaten wie China ausreichen, um die Vielzahl der sensiblen Daten zu schützen, die über das 5G-Netz transportiert und verarbeitet werden sollen.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sieht bislang zwar keine konkreten Beweise für einen Spionageverdacht gegen den chinesischen Telekommunikationsriesen. Die deutschen Sicherheitsbehörden warnen aber vor einem Einsatz der Huawei-Technik, weil das Mobilfunknetz der neuen Generation zur kritischen Infrastruktur gehöre und deshalb besonders geschützt werden müsse. (mit dpa/reuters)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr