Spekulationsblase Bitcoin: Finger weg!
Die Bitcoin-Blase wird wie jede andere irgendwann platzen – und sowieso sind Bitcoins als Zahlungsmittel kaum zu gebrauchen.
Soll man nicht vielleicht doch Bitcoins kaufen?! Diese Frage stellen sich inzwischen sogar Kleinanleger, seitdem der Kurs durch die Decke rauscht. Am Sonntag kostete ein Bitcoin über 20.000 Dollar, am Montag waren es immerhin noch 18.851 Dollar. Seit Jahresanfang hat sich der Wert eines einzigen Bitcoins um 2.266 Prozent gesteigert. So etwas gab es noch nie.
Wie der Name Bitcoin schon sagt, soll es sich um digitales Geld handeln. 2008 wurde es von einem Anonymus erfunden, der sich das Pseudonym Satoshi Nakamoto zugelegt hat. Wer sich dahinter verbirgt, konnte bis heute nicht geklärt werden.
Bitcoins versprechen eine schöne neue Welt: Fans schwärmen, dass es eine „demokratische Währung“ sei, die nur ihren Nutzern gehören würde. Nicht mehr der Staat oder die Banken würden das Geld kontrollieren – sondern gleichberechtigte Bürger an ihren Computern.
Bitcoins werden nämlich „geschürft“, indem Rechner komplizierte Algorithmen lösen. Die ersten Bitcoins konnten noch zu Hause auf normalen Computern produziert werden, doch inzwischen sind die Rechenaufgaben so schwierig, dass riesige Computer und ebenso riesige Energiemengen erforderlich sind.
Bitcoins sind kein Geld
Etwa 16 Millionen Bitcoins wurden bisher erzeugt, und die Software ist so gestaltet, dass maximal 21 Millionen Bitcoins entstehen können. Bitcoin-Fans glauben, dies würde ihre digitale Währung sicherer machen. Tatsächlich folgt aus dieser absoluten Obergrenze, dass Bitcoins gar kein Geld sind.
Zum Wesen des Geldes gehört, dass es sich der Nachfrage anpassen und bei Bedarf expandieren kann. Wenn die Wirtschaft wächst, dann nimmt auch die umlaufende Geldmenge zu. Deswegen steigt der Kurs des Geldes auch nie, wie es jetzt die Bitcoins tun. Vom Euro hat man noch nicht gehört, dass er plötzlich pro Stück 20.000 Dollar wert wäre.
Die Bitcoin-Gemeinde macht einen typischen Denkfehler: Sie glaubt, dass Geld nur ein Zahlungsmittel sei. Doch echtes Geld ist viel mehr. Es finanziert das Wachstum, indem Kredite vergeben werden. Doch über den Zusammenhang von Schulden und Geld haben die Bitcoin-Fetischisten noch nie nachgedacht.
Gigantische Datenwellen
Aber selbst als Zahlungsmittel funktioniert Bitcoin ironischerweise nicht: Transaktionen sind zu langsam und zu teuer. Jede einzelne Überweisung verschlingt so viel Energie, wie acht US-Haushalte an einem Tag verbrauchen.
Dieser Energieaufwand ist nötig, weil die Bitcoins mit der Blockchain-Technologie operieren. Da es keinen Staat und keine Zentralbank gibt, lässt sich Sicherheit nur garantieren, indem man alle Buchungsvorgänge für immer speichert – und zwar dezentral auf vielen Computern. Erst diese vielen Kopien sorgen dafür, dass das System fälschungssicher ist. Der Nachteil: Jede einzelne Überweisung löst eine gigantische Datenwelle aus, die viel Energie und Speicherplatz frisst.
Objektiv haben Bitcoins also keinen Wert. Selbst als Zahlungsmittel taugen sie nur eingeschränkt. Wieso sind dennoch Anleger bereit, 20.000 Dollar für eine virtuelle Münze zu bezahlen, die nur auf diversen Computern existiert?
Sich selbst erfüllende Prophezeiung
So schwachsinnig es von außen wirkt: Für den einzelnen Spekulanten kann es rational sein, der Herde zu folgen. Wenn alle Anleger glauben, dass die Bitcoin-Preise steigen und deswegen die digitale Währung kaufen – dann legen die Kurse automatisch zu. Eine Prophezeiung erfüllt sich selbst.
Bisher war es allerdings ziemlich mühsam, mit Bitcoins zu spekulieren, weil man die digitalen Münzen tatsächlich erwerben musste. Doch auch diese Last sind die Bitcoin-Anleger jetzt los: Die US-Aufsichtsbehörden haben vor Kurzem Bitcoin-Derivate zugelassen. Jetzt kann man also Wettgeschäfte auf den Bitcoin-Kurs abschließen, ohne dass man die digitale Währung noch besitzen müsste. Seitdem hat der Bitcoin-Wahnsinn die Meta-Stufe erreicht: Virtuell lässt sich mit einer virtuellen Währung spekulieren. Prompt ging der Bitcoin-Kurs durch die Decke.
Wie jede Finanzblase wird auch der Bitcoin-Hype platzen; fragt sich nur, wann. Die Verlierer sind dann jene, die als Letzte kamen. Also: bloß keine Bitcoins kaufen!
Leser*innenkommentare
Gerhard Krause
Frau Herrmann bezieht sich auf Grundfunktionen, die schwer zu beschreiben sind.
Sie sagt(e) jedoch nicht, dass mit der Geldmenge reagiert werden MUSS. Es wird ein feststellbarer Effekt beschrieben.
Dass es sich bei “Wirtschaft“ natürlich nicht wirklich um Wissenschaft handelt, könnte der Modellgedanke zeigen, dass Wachstum auch ohne ansteigende Geldmenge ginge, wenn keine Kosten entstünden, oder diese nicht beglichen werden müssten.
Christian
"Doch über den Zusammenhang von Schulden und Geld haben die Bitcoin-Fetischisten noch nie nachgedacht." Hat das eine unabhängige Umfrage unter 1000 Bitcoinfetischisten ergeben? Man kann ja Bitcoin durchaus kritisieren (wobei ich mir dann eine klarere Trennung zwischen Bitcoin und Blockchain wünschen würde), aber mit so einem Satz offenbart man doch nur seine eigene Voreingenommenheit.
Energiefuchs
Hab ich zwar bei den Rechten gelesen, gefiel mir aber gut "Bitcoin ist die erste Spekulation mit Nichts".
Christian
@Energiefuchs Wohingegen Fiat-Money natürlich nicht nichts ist. Steckt ja schon im Namen. Manchen Unsinn zu propagieren sollte man vielleicht den Rechten überlassen.
61321 (Profil gelöscht)
Gast
"...sondern weil die Gesellschaft die Konsequenzen - Klimaerwärmung und steigende Strompreise - nicht akzeptieren würde"
Aber beim derzeitigen Stand, erscheint es Ihnen akzeptabel, habe ich recht verstanden?
61321 (Profil gelöscht)
Gast
@61321 (Profil gelöscht) @VELOFISCH
85198 (Profil gelöscht)
Gast
Der Artikel stellt die Probleme mit den Bitcoins sehr gut dar.
Allerdings ist er an einer Stelle dezidiert anders ausgerichtet, als man es erwarten mag und als auch viele Kommentator*innen es hier formulieren.
"Zum Wesen des Geldes gehört, dass es sich der Nachfrage anpassen und bei Bedarf expandieren kann. Wenn die Wirtschaft wächst, dann nimmt auch die umlaufende Geldmenge zu. Deswegen steigt der Kurs des Geldes auch nie, wie es jetzt die Bitcoins tun. Vom Euro hat man noch nicht gehört, dass er plötzlich pro Stück 20.000 Dollar wert wäre.
[...]
Objektiv haben Bitcoins also keinen Wert."
Ich finde es schon recht bezeichnend, das vom 'Kurs' einer Währung (eigentlich müßte von den 'Kursen' gesprochen werden), so einfach zum 'Wert' gesprungen wird.
Es ist aber dagegen einzuwenden, dass die Kurse zwischen mehreren überbewerteten Währungen, deren Geldmenge gleichermaßen in riesigen Blasen aufgebläht wurde, relativ gesehen stabil bleiben. Das heißt jedoch, dass die Kurse zwischen den Währungen auch keinen objektiven Anhaltspunkt für ihren Wert liefern.
Frau Herrmann, Sie schreiben vom Wachstum der Wirtschaft als Kriterium, auf das mit der Geldmenge reagiert werden muss, als notwendige Vorraussetzung für das Prädikat 'Geld'.
Aber was ist wenn es zuviele Euros gibt und die (Export-)Wirtschaft (relativ zur steigenden Geldmenge) schrumpft?
Auf welche Weise kann denn die EU-Zentralbank in so einem Fall die Geldmenge nach unten regulieren? Ist so etwas nicht im selben Maße zur Funktionalität einer Währung nötig, wie auf Wachstum zu reagieren?
In Indien wurden das Geld von zig Millionen Menschen über Nacht für ungültig erklärt und sie wurden enteignet. Das fällt wohl unter 'dysfunktional'.
Ohne Eingriffsmöglichkeit sind auch staatliche Währungen der Hyerinflation ausgesetzt, wenn das Vertrauen in sie verloren wurde. Eine andere Losung als "Vertrauen" hat aber die Geldwirtschaft noch nicht gefunden.
Vertrauen kann man aber auch dem Herdentrieb bei den Bitcoins.
85198 (Profil gelöscht)
Gast
Zumindest solange es gut geht.
Nach 9/11 war es auch nicht dumm, Gold zu kaufen, wenn man Geld dazu hatte. Es lohnt sich auch, gleich nach großen Amokläufen oder Terroranschlägen in den USA auf Aktien von Waffenproduzenten zu wetten oder Aktien von Rüstungsunternehmen zu kaufen, wenn es Krieg gibt. Man kann sehr darauf vertrauen, dass der Kurs dieser Aktien steigt und dass Wetten darauf Gewinne abwerfen.
Mit der Schaffung von Werten hat 'Vertrauen' also wenig zu tun. In die Dummheit von anderen kann man auch vertrauen.
Zur Berechnung der Inflation, damit ist der Wertverfall und nicht der Kursverfall gemeint, gibt es doch meines Wissens zwei Möglichkeiten: eine über die Vergleiche der Geldumlaufzeiten, aber die werden nicht ausreichend veröffenlicht. Andererseits über einen Warenkorb.
Wie sieht also ein repräsentativer Warenkorb aus?
Ich würde das so beantworten: ungefähr 97 bis 99 Prozent Firmenanteile, Aktien, Derivate, Währungen (entstanden per Key-Stroke-Prinzip), Staatsanleihen und private Schuldscheine. Dazu dann Waren und Dienstleistungen im Umfang von ein paar Promille bis etwa 3 Prozent.
An diesem Warenkorb sieht man dann sehr deutlich, dass die Kaufkraft des Geldes spätestens seit Anfang der 80er Jahre exponentiell abgenommen hat, da in einem Durchschnittshaushalt für 97 bis 99 Prozent der Waren in diesem Korb gar kein Geld mehr da ist.
Dieses Problem wird verschleiert durch einen nicht repräsentativen Warenkorb, der nur einen winzigen Bruchteil der Waren auf dem Markt tatsächlich enthält. Auf diese Weise wird eine vermeintliche Wertstabilität der Währungen in der Öffentlichkeit verbreitet, die aber in Wirklichkeit, das heißt in ihrer Wirkmächtigkeit nur eine Kursstabilität ist.
Der Anteil, den ein mittleres Einkommen noch an der zur Verfügung stehenden Warenmenge erkaufen kann, also die relative Kaufkraft einer Währungseinheit im Vergleich zur gesamten Warenmenge, ist exponentiell geschrumpft.
Diese Austerisierungsblase wird auch irgendwann platzen.
Gerhard Krause
Frau Herrmann bezieht sich auf Grundfunktionen, die schwer zu beschreiben sind.
Sie sagt(e) jedoch nicht, dass mit der Geldmenge reagiert werden MUSS. Es wird ein feststellbarer Effekt beschrieben.
Dass es sich bei “Wirtschaft“ natürlich nicht wirklich um Wissenschaft handelt, könnte der Modellgedanke zeigen, dass Wachstum auch ohne ansteigende Geldmenge ginge, wenn keine Kosten entstünden, oder diese nicht beglichen werden müssten.
el presidente
Die Informatiker die ich kenne, sagen mir das die Blockchain der Identifikation dient und das exakte Gegenteil der Anonymisierung ist. Von anonymen Bitcoin-Zahlungen kann keine Rede sein. Die "Herstellung" von Bitcoin folgt dem Reiskorn-Schachbrett-Prinzip.
Sie ärgern sich natürlich trotzdem darüber, das sie nicht 2010 Bitcoins gekauft haben. Weil - es sind natürlich virtuelle Glasperlen für Indios.
Reinhold Schramm
** - ): “Seitdem hat der Bitcoin-Wahnsinn die Meta-Stufe erreicht“, oder die Mafia-Stufe erreicht! -
Was uns auch den geistigen Zustand in der bürgerlichen Bildungslandschaft und Gesellschaftsformation anzeigt. Zumal es heute auch keine sichtbare und wirkungsmächtige Alternative gibt. Selbst wenn der implodierte Realsozialismus auch nur eine unvollkommene Alternative war, so hatte er doch wissenschaftliche Denkansätze für eine humanistische Weiterentwicklung zum Inhalt. Aber die Verlockungen des erträumten Konsumparadieses waren stärker als alle sozialpolitischen Bildungsinhalte und humanistischen Zielsetzungen. So auch bei unseren ostdeutschen Brüdern und Schwestern. Selbst bei der Mehrheit der Arbeiterklasse und anderen Werktätigen auf allen Ebenen der Gesellschaft.
Auch Menschen, die über die Funktion des Geldes in der Kapitalgesellschaft umfassend informiert sind, verlieren häufig den Verstand, wenn es um die Maximierung ihrer (möglichst persönlich leistungslosen) Einkünfte geht.
Nico Frank
Bitcoin ist schlicht der Hammer, schon allein deswegen, weil weder die Geldwäschevorschriften, noch die Regelungen zur Spekulationsteuer auf Werte auf Basis von Bitcoins anwendbar sind. Musste ich auf Aktienspekulationen oder Gewinne aus Optionsgeschäften eine Abgegeltungssteuer von 25%+Soli zahlen, so fallen die Gewinne aus Bitcoin Geschäften unter keine Steuerregelung. Mangels Regelung, also 100% steuerfrei. Ich habe, nachdem mich meine Frau dazu gedrängt hat, Bitcoins gekauft und erfreue mich jeden Tag daran.
Gregor Tobias
Bitcoin ist nicht die einzige und nicht die beste Kryptowährung, und natürlich wird sein Wert einmal gegen Null gehen, spätestens, wenn der nächste Ballon aufgeblasen - der nächste Schneeball angerollt wird. Aber dann nicht traurig sein, das Geld ist ja nicht weg, es hat jetzt nur ein Anderer
Tom Farmer
Bei Währungen geht es grundsätzlich um das Vertrauen der Bewertung. Dass das was man heute als Wert selbst akzeptiert morgen noch den gleichen Wert hat wenn ich das weitergebe.
Egal ob eine Muschel oder ein Stück bunt bedrucktes Papier.
Geld ist nicht deswegen bewertet weil man damit einen Kredit vergeben kann o.ä.
So gesehen hat der Bitcoin seinen Wert, seine Wertsteigerung, weil er Vertrauen genießt im Wert weiter zu steigen. Das kann über nacht verschwinden.
Und nicht weil man keine Kredite vergeben kann oder man nicht expandiern kann.
Übrigens: Natürlich kann der Bitcoin expandieren; zumindest sein Wert: In dem er sich an einer anderen Größe z.B. dem Dollar relativ beliebig teilen lässt.
Dorian Müller
Nur wächst mit jeder medialen Warnung (und ich lese die inzwischen jeden einzelnen Tag) und Lächerlichmachung des Bitcoin-Wahns dessen Hype. Ja, die Blase ist unnatürlich und basiert auf naivem Vertrauen, aber das sind auch die Geldmengenausweitung von Dollar und Euro und Negativzinsen bei deutschen Banken. Man sollte sicher nicht größere Vermögensanteile in Bitcoins investieren, aber für Zocker stehen die Chancen deutlich höher als bei Lotto (Verlustrisiko mindestens 50%) oder Spielautomaten. Bitcoin bezieht seinen Erfolg durch die Blockchain-Technologie, die anonyme Dezentralität und fehlende Steuerung, Menschen in Diktaturen mit unfreien Währungen, Spekulanten und Kriminelle. Deshalb wird bei begrenzter Bitcoinanzahl und steigender Bekanntheit auch der Preis erst mal weiter steigen und bei dem Anstiegstempo verbrennt sich zunächst kein Shortie die Finger.
Die Medien könnten auch mal über die aufgeblasenen Weltwährungen sprechen, die sind auch nicht konstant, die Geldmenge M3 vom Euro hat sich seit 1997 nahezu verdreifacht auf fast 12 Billionen Euro. Da sind die 16 Millionen Bitcoins Peanuts. Faktisch leben wir seit über 10 Jahren in einer Deflation.
Mustardman
Ich will ja nicht behaupten, dass Bitcoin keine Spekulation wäre, aber dieser Artikel strotzt vor Fehlern...
1. Der Energieverbrauch beim Schürfen ist in keiner Weise eine notwendige Eigenschaft von Blockchains oder sonstiger Technologie, sondern eingebaute Absicht, um die beliebige Vermehrung von Bitcoins zu verhindern. Anders wäre das ohne eine zentrale Autorität (Staat, Banken) nicht zu realisieren. Und nur deshalb sind Bitcoins etwas wert: Nämlich mindestens so viel, wie ihre "Herstellung" kostet, und das wird nicht von einer Staatsmacht garantiert, sondern schlicht durch die Kosten von Energie.
2. Die Anzahl der möglichen Transaktionen sowie deren Preis sind ein technisches Problem, für das es technische Lösungen gibt (Lightning, ist gerade fertig geworden und wird gerade getestet). Der Druck dafür war bisher nicht sehr groß, weil eben bei dem Wertzuwachs bisher nicht viel mit Bitcoins gekauft wird.
3. Ob und wofür eine deflationäre (also im Wert zunehmende) Währung schlecht ist und wofür sie gut wäre, ist noch nicht in Stein gemeißelt. Für endloses Wachstum und immer mehr Konsum ist sie schlecht. Aber wollen wir das eigentlich? Eine Währung, die an Wert zunimmt, gibt man nur aus, wenn man muss. Zumindest solange, wie der Wert so schnell steigt, was nicht ewig der Fall sein wird.
Insgesamt muss man sagen: Wer so tut, als wisse er schon, wo diese Reise hingeht, der hat keine Ahnung. Das weiß nämlich kein Mensch und sich das einzugestehen ist die erste Voraussetzung, um verstehen zu können, was das überhaupt ist.
Velofisch
Der Artikel hat in der Tat einige Fehler. Wäre schön, wenn sich die taz mal besser informieren könnte, denn Probleme gibt es tatsächlich.
Ob nur das eine "Währung" ist, die in unlimitierter Zahl ständig vermehrt wird, sollte man in der Tat in Frage stellen. Bitcoin wird gerade deshalb geschätzt, da es dort ein Limit gibt. Bitcoin bietet unmittelbar keine Geldvermehrung über die Kreditvergabe der Geschäftsbanken. Doch mit den Bitcoin-Futures wurde nun auch damit begonnen.
Beim Energieverbrauch liegt aber Mustardmann knapp daneben. Der Energieverbrauch liegt am Proof-of-Work und ist proportional zum Wert von Bitcoins. Aktuell sind dies etwa 1% des Weltstromverbrauchs (nicht Weltenergieverbrauchs). Der Wert der Bitcoins hängt auch nicht am Stromverbrauch, es ist vielmehr umgekehrt: Je mehr die (aktuell) 12,5 Bitcoin pro neuem Block wert sind, desto mehr Rechner werden für das Mining aufgestellt, bis sich Kosten und Ertrag in etwa die Waage halten. Der Hauptanteil der Kosten sind dabei die Stromkosten. Beim aktuellen Kurs sind das daher mehr als 200.000 € pro Block oder 32 Mio € pro Tag.
Das Lightning Netzwerk ist in der Tat ein Lösungsansatz zur Skalierung, zur Begrenzung der Gebühren und für sichere Blockchain übergreifende Transaktionen. Es bleibt aber abzuwarten, ob sich das in der Praxis bewährt.
Beim dritten Punkt ist der Begriff "deflationär" irreführend. Auch Bitcoin kennt ein Geldmengenwachstum. Es gibt aktuell jedes Jahr etwa 4% mehr Bitcoins. Steigt die Nachfrage mehr als um 4%, so geht der Kurs nach oben - sind es weniger als 4%, so fällt der Kurs.
Fest steht, dass exponentielles Wachstum begrenzt ist. Wenn allerdings Bitcoin zur weltweiten Reservewährung würde, so wäre da noch viel Luft nach oben. Dann aber, würde der Energieverbrauch das Wachstum vorher begrenzen - nicht weil Bitcoin dann nicht mehr liefe, sondern weil die Gesellschaft die Konsequenzen - Klimaerwärmung und steigende Strompreise - nicht akzeptieren würde.
Muff Potter
Danke,
und hiermit hat wieder ein Schreiberling von der TAZ sich als inkompetent herausgestellt!
Artifex
Also ein entfernt bekannter vor mir hat fast den gleichen Artikel vor einem Jahr geschrieben - hätte er mal lieber einen bitcoin gekauft. Und das Geldsystem von dem Sie schreiben, bemisst sich auch nur an dem Wert, dem Ihm aus der Bevölkerung zugeschrieben wird. Gewöhnen Sie sich daran, dass eine Kapitalwende einbricht - bei der Sie mit Sicherheit zur Verliererseite zählen werden. Nicht die Frage ob bitcoin eine Blase ist, sollte hier gestellt werden, sondern welcher Coin die Zukunft des Geldverkehrs übernehmen wird. Sie übersehen nämlich einen weitaus größeren Faktor - die Menschen vertrauen den Banken und Märkten nämlich nach den Skandalen und mit der zunehmenden Ungleichbehandlung von Anlegern genauso wenig, wie Sie es mit dem bitcoin tun. Ich sehe die Diskussion die Sie führen, als ein Abgesang auf die neue Zeit, in der sich Ihre Generation nicht zurecht findet. Der bitcoin ist eines der innovativsten und transparentesten Zahlungssysteme weltweit. Und keine Bank und kein Staat kann mir dieses wegnehmen. Nur Steuern muss ich zahlen, sofern ich diesen kürzer als ein Jahr halte. Übrigens, auch wenn Sie der Meinung sind, dass damit Spekuliert wird - die meisten die ich kenne, würden Ihre bitcoins auch bei einem Kurssturz auf 10 $ halten. Das haben Sie nur noch nicht erfasst.
Dr. Robert
Als Zahlungsmittel ist die Bitcoin zugrundeliegende Blockchain so ziemlich das ineffektivste, was man sich vorstellen kann.
Bitcoin ist lediglich ein Spekulationsobjekt, wie weiland Tulpen in Holland.
Es funktioniert momentan, weil der Wert halt immer das ist, was andere bereit sind, dafür zu zahlen.
Die Zulassung von Derivaten dürfte nun endlich der Todesstoss für den ganzen Unsinn sein: wenn die Feierabendzocker erst mal kapiert haben, dass sie damit auch short gehen können (sogenannte Leerverkäufe), fährt der Wahnsinnszug dann in die entgegengesetzte Richtung. Und nach unten ist halt bei der Null ein harter Schluss.
Hier sollte man mal ausdrücklich die Südkoreaner loben:
die haben am Wochenende die Bitcoin-Börse für Nicht-Profis praktisch geschlossen; um Schaden für kopflose Investoren abzuwenden, die noch schnell auf den Zug aufspringen wollen.
Mustardman
@Dr. Robert Wenn Sie sich so sicher sind, dass BTC gegen Null geht, ist das doch die Chance, um stinkreich zu werden. Setzen Sie doch einfach ihr Geld auf den Absturz. Tut im Moment aber keiner, denn so sicher, dass er darauf sein Geld verwetten möchte, ist sich dann doch kaum jemand. Viel reden und schreiben ist billig, da kann man sagen, was man will, ohne dass es einen was kosten würde...
Benjamin Kemner
"Zum Wesen des Geldes gehört, dass es sich der Nachfrage anpassen und bei Bedarf expandieren kann. "
Das gehört zum Wesen des Kapitalismus, nicht zum Wesen des Geldes.
"Doch echtes Geld ist viel mehr. Es finanziert das Wachstum, indem Kredite vergeben werden."
Eine Wirtschaft ohne Wachstum braucht keine inflationäre Währung und das Wachstum Grenzen hat spüren wir alle genau.
"Aber selbst als Zahlungsmittel funktioniert Bitcoin ironischerweise nicht: Transaktionen sind zu langsam und zu teuer."
Deswegen gibt es bereits Krypto-Währungen die sich diesem Problem annehmen und ebenfalls gewaltigen Zulauf haben. Dazu müsste man natürlich recherchieren.
Reaktionär und Fantasielos, Schade eigentlich.
Das hätte ich hier nicht erwartet.