Spekulation mit digitaler Währung: Wo der Bitcoin verboten gehört
Ökonomen fordern, riskante Finanzmarktgeschäfte mit der Netzwährung zu unterbinden. Die Meinungen über die Verbote gehen auseinander.
Die Spekulation mit dem Computergeld Bitcoin rollt weiter. Am Mittwoch sprang der Kurs erstmals auf über 12.000 Dollar, rund 10.800 Euro. In den E-Mail-Fächern vieler Privatleute finden sich neuerdings Aufforderungen wie: „Reite auf der Bitcoin-Welle und verdiene garantiert 13.000 Euro in genau 24 Stunden.“ Angesichts solcher Bauernfängerei hat der US-Ökonom Joseph Stiglitz ein Verbot der Bitcoins ins Gespräch gebracht. Auch in Deutschland wird debattiert, ob das Internetgeld reguliert werden sollte.
Im Verlauf von nur 12 Monaten hat sich der Kurs des Bitcoins verfünfzehnfacht. Geschichten über angebliche Bitcoin-Millionäre und -Milliardäre kursieren, etwa die Winklevoss-Zwillinge, ehemalige Geschäftspartner von Facebook-Chef Marc Zuckerberg. Freuen können sich auch Drogen- und Waffenhändler, die mit Bitcoins anonym Geld verschieben können.
Für die legale Ökonomie und den größten Teil der Weltwirtschaft hat die Blase wegen ihrer geringen Größe keine Bedeutung: Die Geldmenge in den Eurostaaten liegt bei rund 12.000 Milliarden Euro – der Wert aller zirkulierenden Bitcoins liegt bei bisher 170 Milliarden Euro. Sollte der Kurs sinken, wären verhältnismäßig wenige Anleger betroffen, Arbeitsplätze wohl keine.
Bitcoins sind eine virtuelle Währung, deren Transaktionen bei allen Teilnehmern gleichzeitig in sogenannten Blockchains verschlüsselt abgelegt werden. Deshalb gelten sie als fälschungssicher, Banken sind nicht nötig. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin in Bonn beschränkt sich bislang aufs Beobachten und Warnen. „Anleger sollten sich darauf einstellen, dass auch ein Totalverlust ihrer Investition möglich ist“, heißt es etwa zum Angebot von Tokens – spezieller Produkte, die auf Internetwährungen basieren.
Forderung nach Kontrollen der Bitcoin-Derivate
Dorothea Schäfer, Finanzexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, fordert mehr: „Die Aufsicht sollte in die Lage versetzt werden, den Banken entweder die Investition in Bitcoin-Derivate zu verbieten oder diese mit sehr hohen Eigenkapitalanforderungen zu belegen.“ Ähnlich sieht das Rudolf Hickel, Forschungsleiter für Geld- und Finanzpolitik am Bremer Institut Arbeit und Wirtschaft: „Ich plädiere dafür, Derivatgeschäfte auf Bitcoin-Basis nicht nur durch die BaFin zu verbieten. Generell sollten Finanzmarktprodukte auf Bitcoinbasis nicht zulässig sein.“
Deutsche Finanzaufsicht BaFin
Gefahr sehen die Ökonomen vor allem, wenn sich der konventionelle mit dem Internetfinanzmarkt verbindet: Banken könnten in Form neuer Wertpapiere Wetten auf den Bitcoin-Kurs anbieten. Anleger setzen dann Euro oder Dollar darauf, dass der Bitcoin steigt oder fällt. Haben sie Glück, multiplizieren sie ihr Investment. Im anderen Fall verlieren sie es. So können Milliarden offizieller Währungen im Bitcoin-Strudel die Besitzer wechseln. Angesichts der starken Schwankungen der Internetwährung wird der Schaden damit potenziert.
Solche Derivate auf Bitcoins sind bereits im Handel. Mit einem Future der Schweizer Vermögensverwaltung Vontobel kann man etwa auf den Kursverlauf des Internetgelds wetten. Die Börse in Chicago will Ende Dezember Ähnliches anbieten.
Von der BaFin heißt es dazu, dass sie die Vermarktung, den Vertrieb und Verkauf einzelner Finanzinstrumente auf Basis des deutschen Wertpapierhandelsgesetzes verbieten könne. Dazu müsse die Behörde darlegen, worin genau die Bedenken für den Anlegerschutz bestehen. Untersagt wurde der Handel mit Bitcoin-Produkten bisher nicht.
Philipp Sandner, Wirtschaftsprofessor in Frankfurt am Main, spricht sich derweil gegen Verbote aus. Deutschland solle die neue Technologie „nicht anderen Ländern überlassen“. Er meint damit unter anderem China. „Die Bundesregierung sollte die rechtlichen Voraussetzungen schaffen, damit sich Blockchain-Technologie hierzulande und in Europa voll entfalten kann.“
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