Soziale Abfederung des Heizungsaustauschs: Angst vor Überforderung nehmen
Dass für das Klima fossile Heizungen ausgetauscht werden sollen, ist richtig. Doch das darf nicht auf Kosten derer gehen, die sich das nicht leisten können.
D ass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) den Austausch fossiler Heizungen zugunsten klimafreundlicher Lösungen vorantreibt, ist richtig – auch wenn das ein enormer finanzieller Kraftakt wird. Habecks Vorgänger haben dieses wichtige Projekt verschleppt, weitere Verzögerungen machen den Austausch angesichts der steigenden Preise für Gas teurer, sicher nicht billiger.
Das sollte jede:r bedenken, der sich schnell noch eine neue fossile Heizung zulegen will. Und das werden nicht wenige sein, weil sie die hohen Kosten für eine klimafreundliche Heizung nicht nur generell scheuen, sondern das Geld dafür einfach nicht haben.
Die Bundesregierung muss schnell ein Förderprogramm auf den Weg bringen, das den Menschen die Angst vor finanzieller Überforderung nimmt. Dass Habeck und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) die Vorgaben für den Heizungsaustausch und die geplante Förderung nicht parallel entwickelt und vorgelegt haben, war ein großer Fehler. Die Folge ist, dass dieses wichtige Modernisierungsprojekt jetzt überwiegend als Bedrohung empfunden wird – auch von Mieter:innen. Denn die Kosten für neue Heizungen werden auf sie umgelegt.
Hinweise auf reiche Villenbesitzer:innen, die sich den Heizungsaustausch locker leisten können, dürfen nicht den Blick auf diejenigen verstellen, bei denen das eben nicht der Fall ist. Viele Millionen Menschen, die im eigenen Haus leben, werden die finanziellen Belastungen nicht stemmen können, zeigt eine aktuelle Studie.
Nicht alle Hausbesitzer:innen sind wohlhabend, auch Eigentümer:innen von Wohnungen nicht. Seit Jahrzehnten fordert die Politik die Bürger:innen auf, als Altersvorsorge eine Immobilie zu erwerben. Viele haben sich ihr Häuschen oder ihre Wohnung vom Munde abgespart und genau kalkuliert, was sie brauchen, um eine neue Heizung oder vielleicht ein neues Dach zu finanzieren. Die Politik ändert jetzt die Geschäftsgrundlage, indem sie neue Bedingungen schafft. Das darf nicht auf Kosten derer gehen, die sich das nicht leisten können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Frauenfeindlichkeit
Vor dem Familiengericht sind nicht alle gleich