Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga: Hannovers „Arm Gottes“

Die Kölner sind stinksauer: Der FC ist drückend überlegen, aber Hannover 96 gewinnt – durch ein irreguläres Tor, das Andreasen mit dem Oberarm erzielt.

Felix Klaus, Miiko Albornoz, Leon Andreasen und Kölns Torwart Timo Horn

Hannover Spieler Felix Klaus (l-r), Miiko Albornoz feiern Torschütze Leon Andreasen, während der Kölner Torwart Timo Horn Hand reklamiert Foto: dpa

KÖLN/STUTTGART dpa | Hannover 96 hat sich dank einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters erst einmal der größten Sorgen in der Fußball-Bundesliga entledigt. Die seit mittlerweile drei Spielen unbesiegten Niedersachsen gewannen am Sonntag beim 1. FC Köln durch ein irreguläres Tor mit 1:0 (1:0) und feierten damit den ersten Auswärtssieg seit fünf Monaten.

Die zuvor in 14 Heimspielen unbesiegten Gastgeber hingegen verloren erstmals in diesem Jahr vor heimischem Publikum und verpassten den Sprung auf Platz 4. Vor 48.700 Zuschauern erzielte Leon Andreasen in der 38. Minute das 1:0 regelwidrig mit dem Oberarm. Damit verbesserten sich dei Gäste auf Rang 14.

„Es ist ärgerlich, dass wir heute einen Handball-Schiedsrichter hatten. Wenn 48.700 Leute das sehen, müssen das auch die vier Schiedsrichter sehen“, sagte FC-Manager Jörg Schmadtke. Kölns Torhüter Timo Horn konnte kaum fassen: „Ich habe mit einem klaren Pfiff des Schiedsrichters gerechnet. Ein irreguläres Tor hat uns um einen Punkt gebracht. Da gibt es keine zwei Meinungen.“

FC-Trainer Peter Stöger vertraute der zuletzt mit 3:0 beim FC Schalke 04 siegreichen Elf. Für Kevin Vogt und Simon Zoller, dem zweitbesten Torschützen im Team, blieb erst mal nur der Platz auf der Bank. Auch die Gäste, die beim 1:0 gegen Werder Bremen den ersten Saisonsieg schafften, traten in unveränderter Formation an, mussten aber bereits nach einer Viertelstunde den verletzten Kenan Karaman ersetzen. Für ihn kam Felix Klaus in die Partie.

Wie erwartet standen die 96er recht tief und agierten sehr abwartend. So kam der FC zu ersten guten Möglichkeiten. In der 13. Minute verpasste der Ex-Hannoveraner Leonardo Bittencourt nach einem Angriff über die linke Seite nur knapp. Eine Minute später vergab Top-Torjäger Anthony Modeste, der den Ball im Fallen über das Tor schaufelte.

Stöger bietet seine Brille an

Vor allem der auffällige Bittencourt war gegen seinen ehemaligen Klub besonders motiviert und initiierte viele Angriffe über die linke Seite. Modeste verpasste in der 25. Minute nach Vorarbeit des trickreichen Flügelspielers das Tor knapp. Hannover fand kaum Gelegenheit, sich vom Druck zu befreien. Bei einem sehenswerten 20-Meter-Schuss von Marcel Risse bewahrte Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler sein Team mit einer gelungenen Parade vor einem Rückstand.

Noch vor der Pause mussten die Kölner dann einen irregulären Treffer zum 0:1 hinnehmen. Einen abgefälschten Ball lenkte Andreasen mit dem Arm regelwidrig ins Tor. Fifa-Schiedsrichter Bastian Dankert erkannte den Treffer trotz aller Proteste an, Kölns Trainer Stöger konnte es kaum glauben und bot schon seine Brille an.

„Das war ein glücklicher Sieg, keine Frage. Aber wir müssen uns nicht entschuldigen und nehmen die drei Punkte gerne mit“, befand Hannovers Trainer Michael Frontzeck. Andreasen selbst sagte hinter: „Das kann man natürlich pfeifen. Das war eindeutig Hand. Aber im Spiel geht das alles sehr schnell.“

Mit Zoller und Milos Jojic brachte Stöger zwei frische Offensivspieler, die neuen Schwung auch über die Außenpositionen brachten. Modeste hatte in der 65. Minute mit einem Kopfball die Ausgleichschance, doch Zieler war erneut zur Stelle wie auch kurz darauf bei einem Freistoß von Jojic. Die größte Gelegenheit vergab der eingewechselte Philipp Hosiner, der völlig frei stehend vor Torhüter Zieler scheiterte (76.). Somit rettete Hannovers Keeper seinem Team den wertvollen Sieg.

Schwarze Serie beendet

Daniel Didavi hat die schwarze Heimserie des VfB Stuttgart beendet. Der Spielmacher sorgte mit einem Abseitstor (59. Minute) für das glückliche 1:0 (0:0) des schwäbischen Fußball-Bundesligisten gegen den FC Ingolstadt nach zuvor vier Pleiten vor eigenem Publikum.

Für den Neuling war es am Sonntag die erste Niederlage auf gegnerischem Platz. Der zuletzt äußerst fehlerhafte Torhüter Przemyslaw Tyton trug mit einem gehaltenen Elfmeter gegen Mathew Leckie (4.) entscheidend zu dem befreienden Erfolg des bisherigen Tabellenletzten bei. Stuttgarts Geoffrey Serey Dié (86.) sah wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot.

Vor 45.700 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena hatte Didavi bei seinem entscheidenden Tor klar im Abseits gestanden. Nach einer flachen Hereingabe von Florian Klein war der Mittelfeldspieler frei vor Ingolstadts Keeper Ramazan Özcan aufgetaucht und gab dem Ball mit seinen Stollen den entscheidenden Dreh.

In einem schwachen Spiel hatte Martin Harnik nach nicht mal 180 Sekunden für einen der wenigen Aufreger gesorgt. Bei einem extrem unglücklichen Abwehrversuch im eigenen Strafraum traf der Stürmer anstatt des Balls die Beine von Ingolstadts Benjamin Hübner, der sofort zu Boden ging. Den von Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) zurecht gegebenen Elfmeter setzte Leckie allerdings flach in die Mitte des Tores, so dass Tyton ohne große Mühe mit dem Fuß abwehren konnte.

Ausgerechnet Tyton. Vor zwei Wochen war der Keeper nach dem 2:2 in Hoffenheim noch von einigen Fans ausgepfiffen worden, in der Vergangenheit hatte der Pole bereits zwei Elfmeter verursacht. Gegen den Aufsteiger präsentierte sich der Neuzugang dagegen in stark verbesserter Form und bewahrte sein Team nicht nur in der Anfangsphase vor dem drohenden Rückstand. „Das tut ihm sicher gut, das tut der ganzen Mannschaft gut“, sagte der verletzte VfB-Kapitän Christian Gentner in der Halbzeitpause bei Sky.

Fehler des Schiedsrichtergespanns

Der Rest der VfB-Abwehr startete extrem verunsichert in die Partie. Die mit 19 Gegentreffern weiter mit Abstand schwächste Defensive der Liga agierte ohne Struktur und lud den kampfstarken Aufsteiger immer wieder zu Kontern ein. Nach einer schönen Flanke von Pascal Groß (17.) kam Stefan Lex, der für Moritz Hartmann in die Startelf gerückt war, im Strafraum frei zum Kopfball – scheiterte aber am stark reagierenden Tyton.

Zorniger hatte genau der Mannschaft vertraut, die in Hoffenheim zuletzt einen Punkt geholt hatte. Auch der vom Coach in Hoffenheim für seinen Küsschen-Jubel noch stark kritisierte Timo Werner spielte von Beginn an und vergab in der Anfangsviertelstunde erneut eine Großchance. Nach starkem Pass von Geoffrey Serey Dié (14.) scheiterte der Youngster an Özcan. Kurz vor der Pause lenkte Özcan einen Fernschuss von Daniel Didavi (45.+1) mit den Fingerspitzen um den Pfosten.

Nach dem Seitenwechsel drohte das Niveau der Partie zunächst weiter abzuflachen. Erst der Fehler des Schiedsrichtergespanns mit dem anschließenden Treffer durch Didavi schien beide Teams zu beleben. Nur drei Minuten später hatte Groß den Ausgleich auf dem Fuß. Nach feiner Kopfball-Vorlage vom eingewechselten Hartmann lenkte Tyton den Volleyschuss des Ingolstädters mit einem erneuten Reflex aber über das Tor.

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