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Solidarität mit BelarusEin großer Dank

Weltweit gibt es Kundgebungen, um die Be­la­rus­s*in­nen zu unterstützen. Janka Belarus erzählt von stürmischen Zeiten in Minsk. Folge 62.

Solidaritätstag für Belarus in Krakau Polen Foto: Beata Zawrzel/imago-images

A m 7. Februar fand der von Swetlana Tichanowskaja (Kandidatin bei der belarussischen Präsidentenwahl am 9. August 2020, Anm. d. Red.) ausgerufene Internationale Tag der Solidarität mit Belarus statt. Hunderte Bür­ger*n­nen gingen in den Städten verschiedener Länder auf die Straße. Sie hatten weiß-rot-weiße Flaggen dabei und den Wunsch zu sagen: „Wir stehen zusammen!“

Für uns Be­la­rus­s*in­nen ist diese Unterstützung sehr wichtig. Für uns, die wir unter Bedingungen leben, in die wir dank der Launen eines einzigen Menschen hinein geraten sind, dessen Legitimität nur in seiner Fantasie existiert.

Записки из Беларуси

Записи из дневника на русском языке можно найти здесь.

Manchmal verlieren wir den Mut und es scheint, als ob die Repressionsmaschine wie eine Asphaltwalze jeden zerquetscht, der hinaus auf die Straße geht, die in die Freiheit führt.

Ich hatte Tränen in den Augen, als ich die Nachrichten über die Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft las. Diese ist wichtig und unbezahlbar! Vielen Dank an alle, die auf der Straße waren und denen die Ereignisse in Belarus nicht gleichgültig sind.

Es ist wichtig zu wissen, dass Po­li­ti­ke­r*in­nen vom Range einer Angela Merkel klare Worte gefunden haben: Dass Deutschland und die EU die Ergebnisse der letzten Präsidentenwahl in Belarus nicht anerkennen, weil sie nicht demokratisch gewesen seien und dass alle, die sich wiederholt Menschenrechtsverletzungen in unserem Land schuldig gemacht haben, zur Verantwortung gezogen werden sollen. Und dass es Aktionspläne geben soll, um die Protestierenden in Belarus zu unterstützen.

Janka Belarus

ist 45 Jahre alt und lebt und arbeitet in Minsk. Das Lebensmotto: Ich mag es zu beobachten, zuzuhören, zu fühlen, zu berühren und zu riechen. Über Themen schreiben, die provozieren. Wegen der aktuellen Situation erscheinen Belarus' Beiträge unter Pseudonym.

Am 7. Februar wurde Maria Kolesnikowa (eine der führenden Figuren der Opposition an der Seite von Swetlana Tichanowskaja, Anm. d. Redaktion), die seit September 2020 in Haft ist, beim ECLAT Festival Neue Musik in Stuttgart von der Gerhard und Renate Baum-Stiftung Baum ein Menschenrechtspreis verliehen.

Maria wirkte viele Jahre nicht nur an diesem Festival, sondern an vielen anderen Musikprojekten in Stuttgart mit. Daher ist es nicht erstaunlich, dass gerade hier ein Solidaritätsmarsch für Belarus und Aktionen zu Ehren von Kolesnikowa stattfanden. Genauso wenig verwunderlich sind die Aktivitäten der belarussischen Diaspora Razam, die in Berlin schon mehrere Aktionen und Kunstprojekte durchgeführt hat.

Diese effektiven Aktionen von Be­la­rus­s*in­nen haben die ganze Europäische Union ergriffen. Von Poznan über Wroclaw, München und Turin bis Lissabon. „Wir wollen unseren Nachbarn zeigen, dass sie nicht alleine sind und Menschen in ganz Europa sie unterstützen.“

Die große dänische Zeitung Politiken hisste die belarussische Nationalflagge auf dem Rathausplatz im Zentrum von Kopenhagen. Etwas Ähnliches passierte vor dem Amtssitz des Bürgermeisters in Warschau.

Die Fassade des Hauptquartiers von Schwedens regierenden Sozialdemokraten in Stockholm leuchtete in weiß-rot-weißem Licht. Das lettische Fernsehen ließ die Daugava in den Farben der „extremistischen“ Flagge (die weiß-rot-weiße Nationalflagge gilt seit kurzem offiziell als extremistisches Symbol. Anm. d. Red.) erstrahlen. Die Daugava ist der Fluss, der Lettland mit Belarus verbindet. An dieser Unterstützerkampagne nahmen auch das lettische Außenministerium, die Nationalbibliothek sowie das Rigaer Rathaus teil.

Auch Litauen stand nicht abseits – Aktionen fanden in Vilnius und Kaunas statt. Und Litauens Präsident Gitanas Nauseda merkte an: „Das friedliche Streben des belarussischen Volkes nach Demokratie ist eine fundamentale Veränderung. Wir erinnern uns noch daran, dass es für Litauen ohne Unterstützung schwieriger gewesen wäre, seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion zu erlangen. Daher verstehen wir nur zu gut, wie gewichtig und bedeutsam die Geste der Solidarität mit der Entschlossenheit unserer Nachbarn ist, ihre Träume zu verwirklichen.“ Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba fügte hinzu: „Die Be­la­rus­s*in­nen müssen das Recht haben, über ihre Zukunft zu entscheiden.“

Der Solidaritätstag für Belarus überwand auch mehrere Zeitzonen und den Atlantischen Ozean! Be­la­rus­s*in­nen in Kanada begingen ihn in Ottawa, Toronto, Montreal, Winnipeg, Vancouver und Calgary. Die belarussische Gemeinschaft in den USA realisierte das starke Projekt „B4BJOURNEY“.

Eine riesige weiß-rot-weiße Flagge als Symbol der Einheit machte sich von der West- an die Ostküste auf den Weg. Von Seattle über Portland und San Francisco (mit einem Stopp am 7. Februar in Denver) reiste sie an die Küste des Pazifik nach Los Angeles. Auf die Frage: „Wo endet der Weg der Flagge?“, antworteten die Organisator*innen: „Hoffentlich in einem neuen freien Belarus!“

Aus dem Russischen Barbara Oertel

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1 Kommentar

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  • Ich wünsche Lukaschenko und all seinen Unterstützern das gleiche Ende wie Gaddafi.