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Solaranlagen neuerdings aus VietnamAlle wollen sie, aber lieber nicht aus China

Solarinstallateur Enpal versucht unabhängiger von China zu werden und setzt auf Module aus Vietnam.

Boom auf deutschen Dächern: Die Stromerzeugung auf privaten Häusern hat sich in fünf Jahren verzehnfacht Foto: Paul Langrock

Berlin taz | Zwischen 1.000 und 1.200 Container mit Solarmodulen führt das Berliner Unternehmen Enpal im Jahr nach Deutschland ein – vor allem aus China. Dort sind die Anlagen konkurrenzlos günstig. Doch Enpal, nach eigenen Angaben deutscher Marktführer bei der Installation von Solaranlagen auf Wohngebäuden, will nicht länger von einem einzelnen Land abhängig sein. Im November sind erste Lieferungen aus Vietnam angekommen, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Das Problem betrifft große Teile der Branche. Die Installation von Solaranlagen in Deutschland boomt. Anders als Windkraft ist Sonnenenergie politisch nicht umstritten. Immer mehr Privatleute und Unternehmen wollen ihren eigenen Strom erzeugen, weil sie etwas gegen die Klimakrise tun und sich gegen steigende Energiepreise wappnen wollen. An der Installation und der Wartung der Anlagen verdienen einheimische Unternehmen wie Enpal. Hergestellt werden die Module aber überwiegend in China.

Anders als hierzulande wird in China die Solarmodulherstellung vom Staat seit Jahren massiv gefördert. Über Gemeinschaftsunternehmen mit europäischen Firmen haben sich die chinesischen das nötige Know-how besorgt. Die Folge: Heute produzieren chinesische Hersteller sehr große Mengen an Modulen, mit denen sie die europäischen Märkte zu sehr niedrigen Preisen fluten. Die europäischen Hersteller kämpfen ums Überleben.

Für viele Installateure von Solaranlagen und Dienstleister in dem Bereich läuft das Geschäft hingegen gut. Neben Enpal sind unter anderem 1Komma5Grad oder Enerix überregionale Anbieter. Außerdem gibt es zahlreiche lokale Handwerker:innen, die den Bau von Solaranlagen übernehmen.

Vietnam und Indien holen auf

Und die kommen zum allergrößten Teil aus Asien. „China wird auch der zentrale Markt bleiben“, sagt Henning Rath, Co-Geschäftsführer und Verantwortlicher für Enpals Lieferkette, der taz. Allerdings: Die Abhängigkeit von China kann schwierig werden, etwa wenn sich der Konflikt um Taiwan zuspitzt oder andere geopolitische Probleme entstehen. Deshalb hat Enpal begonnen, auch aus anderen Ländern Module zu beziehen.

Die jetzt gestarteten Lieferungen aus Vietnam ersetzen Unternehmensangaben zufolge 20 Prozent der bisherigen Importe aus China. „Vietnam hat eine starke Industriepolitik“, sagt Rath. Dort hat Enpal einen Partner, der produziert: das japanische Unternehmen VSUN Solar. Die beiden Firmen haben seit Ende 2023 gemeinsam Produktionsprozesse etabliert.

Enpal selbst stellt keine Module her und hat das auch künftig nicht vor. „Aber wir sind so nah dran, dass wir die Produktion begleiten“, erklärt Rath. So weiß das Unternehmen zum Beispiel, wo die einzelnen Materialien herkommen. „Wir möchten eine saubere Lieferkette haben“, sagt er. Die Produktionslinie umfasst nach Angaben von Enpal die gesamte Wertschöpfungskette von Polysilizium über Ingots und Wafern bis hin zu Zellen und fertigen Modulen.

Auch aus Indien will das Unternehmen perspektivisch Module beziehen. Indien hat ähnlich wie die USA ein großes Subventionsprogramm zum Aufbau erneuerbarer Energien aufgelegt und investiert viel Geld in eine aktive Industriepolitik. „Indien will sich von China lösen und selber entsprechende Technologien entwickeln“, erklärt Rath. Zurzeit entstehen dort große Produktionsstätten für Solarmodule. „Noch kann Indien den Weltmarkt nicht beliefern“, berichtet er.

Von der Größenordnung, in der produziert wird, hängen auch die Preise ab. Je mehr Module ein Unternehmen herstellt, desto billiger ist das einzelne Produkt. Erst wenn die indische Solarindustrie groß genug ist, lohnt sich für europäische Abnehmer der Einkauf. Enpal ist bereits mit Unternehmen dort im Gespräch. Für 2026 erwartet die Berliner Firma die ersten Module aus Indien.

Asiatische Unternehmen würden sich in Europa ansiedeln, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden, sagt Rath. „Sie sind in Wartestellung.“ Damit die Firmen kommen, müsste Europa eine ähnliche Industriepolitik betreiben wie die USA unter Präsident Joe Biden oder wie Indien – und die müsste für viele Jahre abgesichert sein.

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