Smart-Meter für die Energiewende: Der Einbau moderner Stromzähler ist oft zu teuer
Netzbetreiber fordern fürs Installieren von Smart-Metern überhöhte Preise, sagen Energieanbieter. Verbraucherschützer teilen die Kritik.
Smart-Meter sind Stromzähler, mit denen Bürger:innen ihren Verbrauch besser steuern können. Ihre Verbreitung ist für die Energiewende wichtig. Die Geräte ermöglichen, Energie dann zu verbrauchen, wenn sie billig ist, etwa weil viel Sonnenschein für billigen Solarstrom sorgt. Eine Preisgestaltung, die das berücksichtigt und entsprechend flexibel ist, ist ein dynamischer Tarif. Seit dem 1. Januar haben Kund:innen das Recht auf die Installation. Haushalte mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden im Jahr müssen ein Smart-Meter haben. Für sie gelten die hohen Preise in der Regel nicht.
Gesetzlich sind die Kosten nicht geregelt. Aber das gerade novellierte Messstellenbetriebsgesetz gibt Anhaltspunkte. Danach hält der Gesetzgeber einen Preis von bis zu 100 Euro für den Einbau und 30 Euro für den Betrieb im Jahr für „angemessen“. Diese schwammige Formulierung nutzen Netzbetreiber offenbar aus. Viele verlangen hohe dreistellige Summen für den Einbau, kritisieren die vier Stromanbieter Ostrom, Rabot Energy, Octopus Energy und Tibber. Sie bieten dynamische Stromtarife an oder planen das. Ihr Geschäftsmodell ist also direkt von der Verbreitung der cleveren Stromzähler abhängig.
„In Deutschland haben nur zwei Prozent der Haushalte einen Smart-Meter“, sagt ein Sprecher der vier Stromanbieter. Die Installation der Smart-Meter sei für die Netzbetreiber aufwändig und teuer. Denn in der Regel statten sie nicht alle Haushalte eines Straßenzugs mit den neuen Stromzählern aus, sondern immer nur einzelne, erklärt er. In Schweden und Norwegen sind die Geräte dagegen flächendeckend im Einsatz.
Abmahnungen für Netzbetreiber
Um etwas gegen die hohen Preise zu unternehmen, hat das Unternehmen Tibber die Bayernwerk Netz GmbH abgemahnt, die nach Angaben der Stromanbieter bis zu 889 Euro für den Einbau verlangt. Rabot Energy ist mit einer Abmahnung gegen die LEW Verteilnetz GmbH vorgegangen, die den Angaben zufolge 825,53 Euro gefordert hat. Das sind keine Einzelfälle, zeigt eine Preisübersicht der vier Stromanbieter. Angeführt wird sie von der Westnetz GmbH, die bis zu 973 Euro haben will. Westnetz, Bayernwerk und LEW ließen eine Anfrage der taz bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Insgesamt lagen 13 Angebote über 500 Euro. Etliche Netzbetreiber halten sich an die gesetzlich vorgesehenen Preise.
Der vzbv will in zwei Unterlassungsverfahren klären lassen, welche Gebühren grundsätzlich angemessen sind. „Wir bitten um Verständnis, dass wir die betroffenen Unternehmen derzeit nicht benennen, denn deren Handeln sehen wir lediglich exemplarisch für das gegenwärtige Marktumfeld“, sagt eine Sprecherin. Die Abgabe der geforderten Unterlassungserklärungen sei bereits abgelehnt worden, sodass vzbv gerichtliche Schritte prüfe.
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