Skulptur „Monument“ in Berlin: Kontroverse erwünscht
Mit den drei Aleppo-Bussen löste der Künstler Manaf Halbouni jede Menge Debatten aus. Die Skulptur steht nun vor dem Brandenburger Tor.
BERLIN taz | Diese Bilder gingen um die Welt: Im März 2015 errichten ZivilistInnen in Aleppo während der Kampfhandlungen aus Bussen Barrikaden, um sich vor Scharfschützen zu schützen. Der Künstler Manaf Halbouni griff dieses Motiv symbolisch auf. Entstanden ist die Anti-Kriegs-Skulptur „Monument“. Die drei hochkant stehenden, ausrangierten Busse sind seit Freitag im Rahmen des dritten Berliner Herbstsalons des Maxim-Gorki-Theaters vor dem Brandenburger Tor ausgestellt.
Die temporäre Installation wurde in Anwesenheit von Künstler Halbouni, Gorki-Intendantin Shermin Langhoff und dem Schirmherr der Aktion, Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) eröffnet. Mit dem zwölf Meter hohen Kunstwerk solle die in Dresden begonnene Auseinandersetzung fortgesetzt werden, wie Lederer erklärte: „Eine solche Debatte wünsche ich mir auch in Berlin“.
Die Skulptur „Monument“ stand von Februar bis April 2017 auf dem Dresdner Neumarkt. Dort hatte diese massive Proteste ausgelöst. Anhänger der rechtspopulistischen „Pegida“-Bewegung und der rechtsextremen Identitären Bewegung sahen in den Aleppo-Bussen eine Provokation. Aus ihrer Sicht wurde damit das Gedenken gestört, mit dem jedes Jahr am 13. Februar an die Bombardierung der sächsischen Hauptstadt im Zweiten Weltkrieg erinnert wird.
Nicht nur das Kunstwerk wurde Ziel rechter Übergriffe. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erhielt von Gegnern der Skulptur teilweise Morddrohungen. Massive Anfeindungen gab es auch gegen Manaf Halbouni. Der Künstler verteidigt das Projekt angesichts der Kontroverse als Symbol der Hoffnung.
Das bekräftigt er auch jetzt, wo die Skulptur am Platz des 18. März in Berlin steht: „Hier an diesem Ort wurde nach dem Krieg etwas aufgebaut. Ich möchte die Hoffnung vermitteln, dass dies irgendwann auch in Syrien so sein wird.“
Über die Hintergründe und die Rezeption von „Monument“ informiert eine Übersicht im Foyer des Maxim-Gorki-Theaters. Ein offenes Künstlergespräch mit Halbouni wird es am 17. November im Lichtsaal im Palais am Festungsgraben geben. Die Skulptur bleibt noch bis zum 26. November vor dem Berliner Wahrzeichen stehen.
Leser*innenkommentare
Reinhardt Gutsche
Schußrichtung
Zitat: „Im März 2015 errichten ZivilistInnen in Aleppo während der Kampfhandlungen aus Bussen Barrikaden, um sich vor Scharfschützen zu schützen.“
Hier wäre die Präzisierung angebracht, wer diese Scharfschützen waren und aus welcher Richtung und auf wen sie in Aleppo geschossen haben. Die Antwort darauf gab Josef Tobji, Erzbischof der Maroniten von Aleppo. Wie alle übrigen im freien West-Teil der Stadt unter der Kontrolle der Regierungsbehörden lebenden 1,5 Mill. Menschen, darunter die Mehrzahl der Christen der Stadt, mußte auch er miterleben, wie täglich aus dem besetzten Ost-Teil „Tod, Raketen, Mörser- und Kanonenschüsse und Scharfschützen“ mit wöchentlich mehr als 50 Todesopfern der Terror herüberdrang. Bis zur Befreiung Ende 2016 war Ost-Aleppo in der Gewalt
von internationalen Freischärlern salafistisch-wahhabistisch indoktrinierter Kopfabschneider, allesamt unter dem Kommando von Al Qaida operierend, ein islamistisch-totalitärer Albtraum. „Ob Daesh, IS oder Nusra, alle haben dieselbe Ideologie, einen extremen Fanatismus, der alles andere ablehnt und ein Kalifat errichten will: Wir oder das Nichts, das ist die Devise. Die meisten Muslime hier akzeptieren diese Ideologie nicht, weder Sunniten noch Schiiten. Das kommt von außen.“ (Josef Tobji auf einer Pressekonferenz in der Italienischen Abgeordnetenkammer in Rom am 5. 10. 2016, nach Radio Vatikan vom 8.10.2016)
Erst nach der Befreiung Ost-Aleppos konnten die Omnibus-Barrikaden gegen die Scharfschützen aus Ost-Aleppo wieder abgebaut und als Installations-Kunstwerk auf dem Dresdner Neumarkt und vor dem Brandenburger Tor verwendet werden. Ein diesbezüglicher Hinweis vor dem Brandenburger Tor und in diesem Artikel hätte der Wahrheit keinen Abbruch getan.
M.Schneider
Bei der Installation geht es - ob das legitim ist oder nicht, sei dahingestellt - nicht darum, woher die Schüsse kamen, sie will vielmehr ganz allgemein ein Bild für die Leiden der Zivilbevölkerung im Krieg sein. Das haben auch die Pegida-Demonstranten in Dresden nicht verstanden bzw. nicht verstehen wollen, obwohl es eigentlich Wasser auf ihre Mühlen sein könnte.
Nebenbei, und irrelevant für die Installation: Die in Deutschland ausgestellten Busse sind nicht die Originale aus Aleppo.
Trabantus
Skulptur?
Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters.
4225 (Profil gelöscht)
Gast
als Kunstprojekt nicht schlecht, aber Syrien ist damit nicht geholfen