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Sipri-FriedensforschungsinstitutMilitärausgaben weltweit stark gestiegen

Mehr Geld für Panzer, militärische Forschung und Streitkräfte: Weltweit sind die Ausgaben fürs Militär laut dem Sipri-Institut stark gestiegen.

Das US-Raketenabwehrsystem THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) beim Abfeuern von Raketen (undatiert) Foto: Ralph Scott/US-Department Of Defense/ZUMA/dpa

Stockholm epd | Die Welt rüstet in zunehmendem Tempo auf. Vor dem Hintergrund von Krisen und Kriegen, etwa in der Ukraine, sind die Ausgaben für das Militär vergangenes Jahr laut Friedensforschern um knapp ein Zehntel gestiegen. Insgesamt investierten die Staaten 2.718 Milliarden US-Dollar (etwa 2.393 Milliarden Euro) in ihre Streitkräfte, wie das Sipri-Institut am Montag in Stockholm mitteilte. Damit hätten die Militärausgaben 9,4 Prozent über dem Wert für 2023 gelegen. Mindestens seit Ende des Kalten Krieges habe es nicht mehr einen so starken Anstieg innerhalb eines Jahres gegeben.

Das Budget für das Militär sei in allen Weltregionen gewachsen, besonders aber in Europa und dem Nahen Osten, teilte Sipri zur Veröffentlichung der Daten mit. „Mehr als 100 Länder auf der ganzen Welt haben ihre Militärausgaben im Jahr 2024 gesteigert“, sagte Sipri-Forscher Xiao Liang.

Deutschland gehörte laut den Fachleuten vergangenes Jahr neben den USA, China, Russland und Indien zu den fünf Ländern mit den höchsten Investitionen ins Militär. Die Ausgaben der Bundesrepublik seien um 28 Prozent auf 88,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. „Das erste Mal seit der Wiedervereinigung war Deutschland das Land mit den höchsten Militärausgaben in Westeuropa“, sagte Sipri-Forscher Lorenzo Scarazzato. Dies sei auf das 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen für die Bundeswehr zurückzuführen, das im Jahr 2022 in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschlossen wurde.

Der Ukraine-Krieg hat dabei deutliche Folgen für die Militärausgaben in Europa insgesamt, wie die Sipri-Daten zeigen. Werden die Ausgaben Russlands berücksichtigt, stiegen die Investitionen in die Streitkräfte auf dem Kontinent demnach vergangenes Jahr um 17 Prozent auf 693 Milliarden US-Dollar. Bis auf Malta hätten alle europäischen Länder mehr Geld für militärische Zwecke ausgegeben, hieß es.

USA haben weltweit höchste Militärausgaben

Das Land mit den am Abstand höchsten Militärausgaben bleiben jedoch die USA. So investierten die Vereinigten Staaten den Angaben zufolge 997 Milliarden Dollar in ihre Streitkräfte – dies entspreche etwa 37 Prozent der weltweiten Militärausgaben im Jahr 2024.

Auf Platz zwei steht China mit Investitionen in Höhe von schätzungsweise 314 Milliarden Dollar, gefolgt von Russland (schätzungsweise 149 Milliarden Dollar). Die Ukraine investierte laut Sipri 64,7 Milliarden Dollar in das Militär und damit deutlich weniger als Russland.

Berechnungen des Sipri-Instituts

Das international renommierte Friedensforschungsinstitut Sipri wurde 1966 gegründet. Es erhält nach eigenen Angaben einen Teil seiner Finanzierung von der schwedischen Regierung, arbeitet aber unabhängig. Sitz ist in Schwedens Hauptstadt Stockholm.

Um bei den Militärausgaben den Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu messen, wurden die Werte inflationsbereinigt. Berücksichtigt werden alle Ausgaben für die Streitkräfte, also etwa der Sold, Kosten für die Einsätze, die Anschaffung von Waffen sowie Investitionen in Forschung und Entwicklung.

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6 Kommentare

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  • Was auch gestiegen ist: die Zahl der zivilen Opfer dieser Waffen und der allg. Kriegstreiberei sowie die Ignoranz gegenüber geltendem Völkerrecht und Menschenrechten. Und für was? Fast überall geht es nur um Macht und Ressourcen. Humanitäres Völkerrecht und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte werden regelrecht zerschreddert und das auch mit freundlicher Unterstützung westl. Demokratien. Verkauft wird einem das Ganze auch noch als Sicherheit für uns und eine zu breite Masse applaudiert auch noch. Die Opfer dieser Aushöhlung von bestehenden Rechten sind ja im Moment nur andere, nicht wahr.



    Was seit Jahren zurück geht: Ausgaben für Diplomatie, Friedensforschung, Völkerverständigung, Demokratieförderung und in diesem Jahr auch für etliche Institutionen die zumindest die Folgen dieser Kriege wie Hunger, Obdachlosigkeit, etc. abfedern.



    Und ein massiver Faktor im Klimawandel ist das Militär sowieso: www.ohne-ruestung-...htbar-ist-584.html

  • Und im Gegenzug kürzen dafür die Länder ihre Entwicklungshilfen und (noch bedeutsamer!) ihre Beiträge für den Welternährungsfond! Wo bleibt da der Aufschrei!?

  • Na, wenn das mal nicht die angemessene Reaktion auf die Klimakatastrophe ist. Man verständigt sich weltweit darauf, die Katastrophe mittels Waffen noch zu verschärfen als ob es den Menschen mit dem Weltuntergang nicht schnell genug gehen könnte. Passgenau haben wir eine Regierung, die gleichzeitig zur extremen Aufrüstung die Gründer der Letzten Generation der Gründung einer kriminellen/terroristischen Vereinigung anklagen. Dabei sind sie selbst eine kriminelle Vereinigung, die sich nicht an Grundgesetzvorgaben hält.

    Der evolutionäre Zufallsversuch mit der Großhirnrinde ist gründlich gescheitert. Nach uns werden überlebenstüchtigere Lebensformen wieder übernehmen.

    • @Jalella:

      Na, das ist doch mal eine extreme Position. Unabhängig davon, dass die Bundesregierung die Mitglieder der letzten Generation gar nicht unmittelbar anklagen kann, haben Sie schon mitbekommen, was in der Ukraine geschieht? Hätten Sie vielleicht einen konkreten und realisierbaren Lösungsvorschlag?

    • @Jalella:

      Ich kann nicht erkennen, dass die amtierende Bundesregierung Mitglieder der "Letzten Generation" angeklagt hätte. Dazu hat sie auch gar keine Möglichkeiten.

  • Die Militärausgaben steigen, weil es einen Krieg in Europa gibt, bei dem es aber insgesamt um die Frage nach einer neuen Weltordnung geht. Sollte Trump einen Frieden hinbekommen, der aber massive Gebietsabtretungen der Ukraine erzeugt, werden die Ausgaben nicht stark ansteigen, die Kriege werden auch real stattfinden, wobei Taiwan sich evtl. sogar selber ergibt, bevor dort das ganze Land durch chinesische Truppen niedergebombt werden.



    Es ist eben auch nicht ausgeschlossen, dass die Staaten der NATO (und EU) aber 2028/2029 einen Krieg mit Russland und Weißrussland führen werden. Russland produziert bereits mehr Waffen, als das Land für den Krieg in der Ukraine benötigt und diese Waffen werden eingelagert. Da die Produktion von Waffen meist sehr teuer und aufwendig ist, ist das ein schlechtes Zeichen. Dass Deutschland nun auch in die Aufrüstung geht, halte ich eher für eine Strategie der Abschreckung bzw. Absicherung. Daran stört mich hauptsächlich die Kopflosigkeit bei der Aufrüstung bzw. es weiß eigentlich keiner genau, wie wir uns schützen wollen und dass die Schulden und Ausgaben durch Steuern von Durchschnittsverdienern reingeholt werden soll.



    Das ist großer Mist.