Simon Poelchau über Trumps erste Zoll-Ankündigungen: Die Zeche zahlt die Mittelschicht
Diesseits wie jenseits des Atlantiks sollten die Menschen hoffen, dass Donald Trump seine Wahlkampfversprechen nicht einhält. Als erste Amtshandlung wolle er Zölle von 25 Prozent auf Importe aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko erheben, tönt der designierte US-Präsident aktuell. Chinesische Waren sollen mit 10 Prozent belegt werden. Die Zeche zahlen dürfte die einfache Bevölkerung, die Mittel- und Unterschicht, also jene 99 Prozent, wie sie die Occupy-Bewegung nach der Finanzkrise 2007/8 nannte.
Dabei gewann Trump die Wahlen vor allem, weil sich Mittelschicht und Arbeiterschaft von den Demokraten abwendeten und sich der Milliardär erfolgreich als Kämpfer gegen die Eliten inszenieren konnte. So begründet er auch die Zölle neben der illegalen Einwanderung mit dem Drogenschmuggel. Das ist ein Populismus, der verfangen kann, weil die Opioid-Krise in den USA nicht zu übersehen ist. Eine 1,6-Millionen-Stadt wie Philadelphia verzeichnete vor zwei Jahren 1.413 Drogentote, selbst auf dem flachen Land wird man mit dieser Krise konfrontiert.
Doch Trumps Zölle werden daran nichts ändern. Stattdessen werden sie alltägliche Güter wie kanadischen Ahornsirup, Fahrzeuge aus Mexiko sowie Elektrogeräte aus China verteuern. Die Inflation wird also in den USA wieder steigen. Ökonomen warnen bereits, dass die US-Notenbank FED als Antwort die Zinsen anheben muss, was wiederum den wirtschaftlichen Aufschwung abwürgen wird.
Eskaliert Trump weiter, erhebt er auch Zölle auf Produkte aus der Europäischen Union, fängt er einen Handelskrieg an, dann wird dies dramatische Folgen für die hiesige Wirtschaft haben. Insbesondere die exportorientierte Industrie wird davon betroffen sein.
Angesichts der bereits bekannt gegebenen Stellenstreichungen bei Konzernen wie VW und Thyssenkrupp bedarf es keiner Fantasie, wer hierzulande am stärksten die Folgen eines Handelskrieges zu spüren bekommt. Die Konzerne werden die geringe Nachfrage aus dem Ausland mit Entlassungen beantworten. Treffen wird es also auch hier die einfachen Beschäftigten.
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