Silvester in Deutschland: Friedliche Böllerei ins neue Jahr
Größere Ausschreitungen bleiben an Silvester aus, auch in Berlin bleibt es eher ruhig. Dennoch gibt es dort rund 300 Festnahmen und 15 verletzte Polizisten.
Im gesamten Berliner Stadtgebiet sei es immer wieder zu Beschuss mit Böllern und Raketen auf Polizei und Feuerwehr und auch von Menschen untereinander gekommen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Besondere örtliche Schwerpunkte habe es dabei nicht gegeben. Gegen 3.00 Uhr meldete die Polizei rund 300 vorläufige Festnahmen. Oft ging es um gefährliche Böllerei mit illegalem Feuerwerk. Mindestens 15 Polizisten seien verletzt worden.
Insgesamt waren fast 5000 Polizisten in der Nacht im Dienst, um ähnliche Krawalle und Ausschreitungen wie im vergangenen Jahr zu verhindern: 3500 Polizisten aus mehreren Bundesländern waren auf den Straßen im Einsatz. Besonders in Silvester-Brennpunkten früherer Jahre in Neukölln, Mitte oder Schöneberg hatte sich die Polizei sichtbar auf Straßen postiert. Dazu kamen 1000 Polizisten etwa in Wachen sowie 500 Bundespolizisten an den Bahnhöfen. Das war das größte Polizeiaufgebot in einer Silvesternacht.
In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin. In diesem Jahr war die Polizei zusätzlich besorgt wegen des Gaza-Kriegs nach dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel und der Reaktionen in manchen Teilen der Bevölkerung.
Angriffe auf Polizei
In Neukölln wurden Verdächtige gefasst, die Molotow-Cocktails gebastelt hatten. Außerdem seien dort mehrfach Autos beschossen worden, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge, meldete die Polizei. „In der Hermannstraße schießen Personen mit Raketen auf unsere Einsatzkräfte.“ Im Stadtteil Gropiusstadt wurde demnach ein geparkter Polizei-Einsatzwagen durch die Explosion einer Kugelbombe stark beschädigt. In der Sonnenallee – früher einer der Silvester-Hotspots gefährlicher illegaler Böller – blieb es eher ruhig.
Eine pro-palästinensische Demonstration am Silvesterabend wurde verboten. An einer Demonstration am Nachmittag nahmen 2000 Menschen teil. Am Abend wurde die angekündigte Böller-Verbotszone in der Sonnenallee aufgebaut. Trotz des Demonstrations-Verbots zum Thema Krieg in Gaza versammelten sich vor Mitternacht Menschen, die Polizei griff ein und verhinderte eine größere Versammlung.
Wegner: Nacht der Repression, wenn nötig
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte am frühen Abend ein hartes Vorgehen der Polizei bei Randale angekündigt. Man habe in den letzten Monaten viel für die Prävention getan, sagte Wegner bei einem Besuch einer Polizeiwache in Neukölln. „Und heute ist die Nacht, wenn's denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird durchzusetzen. Und ich bin mir auch sicher, dass er sich durchsetzen wird.“
Mehr Verdächtige in Gewahrsam nach Kölner Terroralarm
In Köln wurde der Jahreswechsel am Kölner Dom nach einem Terroralarm unter hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert. Dabei lief vorerst alles weitgehend ruhig ab. „Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches“, sagte ein Polizeisprecher gegen 1.30 Uhr. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen. Groß war die Sorge vor einem Zwischenfall. Ein Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei, das sich auch auf andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.
Unter massivem Polizeischutz zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki dann am Abend die gut besuchte Silvester-Messe. Rund um die Kathedrale blieb es nach Polizeiangaben am Abend zunächst ruhig. „Ich danke unseren Sicherheitskräften, die schon in den Tagen vor Weihnachten damit begonnen haben, diese Kathedrale zu schützen und auch uns zu schützen, damit wir Gottesdienst feiern können und das Grundrecht der freien Religionsausübung auch in unserem Land weiter gewährleistet bleibt“, sagte Woelki zu Beginn der Messe.
Schwere Unfälle mit privatem Feuerwerk
Trotz aller Warnungen kam es auch wieder zu schweren Unfällen mit Feuerwerk. In Koblenz endete das in einem Fall sogar tödlich: Ein 18-Jähriger starb am Sonntagabend beim Zünden eines Böllers, wie die Polizei mitteilte. Der junge Mann sei trotz Reanimation an den Folgen der Explosion gestorben. Die Ermittlungen zu den Umständen dauerten an. Die Polizei wollte zunächst keine weiteren Angaben zu dem Vorfall im Stadtteil Rübenach machen. Die Polizei rief abermals zum vorsichtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!