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„Silberlocke“ auf Platz 1 in BerlinBerliner Linkspartei wählt Gysi zum Spitzenkandidaten

Bei der „Mission Silberlocke“ ist Gregor Gysi für die Linke als Direktkandidat unterwegs. Aber auch auf der Landesliste soll der bekannte Name ziehen.

Gregor Gysi will es bei der Bundestagswahl im Februar nächsten Jahres noch einmal wissen Foto: Carsten Koall/dpa

Berlin dpa | Gregor Gysi ist Spitzenkandidat der Berliner Linken für die Bundestagswahl. Auf Platz zwei der Landesliste kandidiert die neue Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner. Das beschloss eine Vertreterversammlung der Partei am Freitag.

Gysi, der auf 95 Prozent Zustimmung kam, ist auch Direktkandidat in Treptow-Köpenick. Schwerdtner (88,2 Prozent) bewirbt sich um das Direktmandat in Lichtenberg. Auf Platz drei der Landesliste wurde die Landes-Vize Katalin Gennburg (79,9 Prozent) gewählt, die auch Direktkandidatin in Marzahn-Hellersdorf ist.

Die Linke liegt bundesweit in Umfragen derzeit bei nur etwa drei Prozent Zustimmung. Gleichwohl hofft sie darauf, bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar doch noch die Fünfprozenthürde überspringen zu können. Zugleich will sie versuchen, über drei gewonnene Wahlkreismandate sicher in den Bundestag einzuziehen. „Wir müssen um unsere Direktmandate kämpfen, aber auch um ein gutes Zweitstimmenergebnis“, sagte Gysi auf der Versammlung.

Der 76-jährige Gysi hatte dafür mit den langjährigen Spitzenpolitikern Bodo Ramelow (68) und Dietmar Bartsch (66) die „Mission Silberlocke“ auf den Weg gebracht, also Direktkandidaturen angestrebt. Ramelow kandidiert auf einer Vertreterversammlung der Partei am Samstag für den Thüringer Listenplatz eins. Bartsch wurde ebenfalls am Freitag als Spitzenkandidat der Linken in Mecklenburg-Vorpommern nominiert.

In Schwerin wurde der frühere Bundestagsfraktionschef mit 71,3 Prozent auf den ersten Platz der Landesliste gewählt. „Es geht für unsere Partei um alles“, sagte Bartsch bei seiner Vorstellungsrede. „Es braucht die Linke im nächsten Bundestag. Und es braucht sie dringend in Fraktionsstärke.“

Derzeit hat die Berliner Linke drei Bundestagsabgeordnete, davon sind mit Gysi und Gesine Lötzsch, die auf eine erneute Kandidatur verzichtet hat, zwei direkt gewählt worden. Der Landesverband hofft, mindestens wieder so viele Mandate zu gewinnen. Die Landesvorsitzende Franziska Brychcy sagte, viele Menschen fühlten sich teilweise ohnmächtig und den andauernden Krisen hilflos ausgesetzt. „Dabei ist die Sorge über die Zukunft für viele ganz konkret: Das Geld wird einfach immer knapper, und zwar nicht bei irgendwelchen Luxusgütern, sondern bei dem absolut grundsätzlichen Bedarf, dem Wesentlichen: Lebensmitteln und der Wohnung.“ Für diese Menschen wolle die Linke als „authentische und linke Opposition“ im Bundestag da sein.

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7 Kommentare

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  • Gysi ist eitel und hört sich selber gerne reden. Mediale Präsenz scheint sein wichtigster Lebensinhalt zu sein, wobei er in seinen Statements nur Inhalte wiedergibt, die bereits aus den Medien bekannt sind. Eigene Gedanken Fehlanzeige.

  • Ich wünsche dem Team Silberlocke viel Erfolg.



    Die selbstironische Pose steht der Linken gut.



    Der Erfolg der einzelnen Politiker gründet sich auf jahrelange Arbeit. Das ist für mich ein gutes Fundament für konstruktive Mitarbeit im Bundestag. Konstruktiv in demokratischen Zusammenhängen zu sein, ist zukunftsweisend, denn die demokratischen Kräfte müssen den Widerstand gegen die "afd" bilden. Nachdem sich auch die CDU indirekt auf die Linke stützt, kommt vielleicht auch mal ein progressiver Gedanke in konservative Köpfe.



    Dass in alten Köpfen auch neu gedacht werden kann, zeigt das vorliegende Beispiel.



    Es wäre zu begrüßen, wenn für den Anfang, mal der Generationengraben bei linken BürgerInnen überbrückt würde.



    Wer gegen konservative, bis rechtsextreme Politik steht, kann sich interne Grabenkämpfe nicht leisten. Wer es sich leisten kann und ein offenes Deutschland möchte, könnte zeitgemäß übrigens seinen Tesla verschrotten.



    Wenn Musk meint, hierzulande rechtsextreme Parteien unterstützen zu müssen, sollte etwas Gegenwind spüren. Der Ausstieg bei X ist BürgerInnenpflicht .

  • Als Kabarettist faengste bei so einer Realsatire doch an zu weinen. Die alten weissen Maenner sollen die Linke retten.

    • @elektrozwerg:

      Vielleicht mal nachschlagen was mit "alte weiße Männer" gemeint ist.

      • @Andreas J:

        „. Alt“ dürfte unbestritten sein. Und nachdem die junge Frau Rakete offensichtlich nicht so gezündet hat, versucht



        man es mit Pensionären. Die sollen ja jetzt insgesamt



        länger arbeiten, da jüngere „Fachkräfte“ ( wohl auch in Parteien)fehlen.

    • @elektrozwerg:

      Natürlich darf sich jedEr die Farben für die persönliche Weltsicht aussuchen.



      Die Begrifflichkeit " alte , weiße Männer" ist für dieses Trio, legt man/ frau die übliche gesellschaftliche Definition zugrunde, jedoch nicht zutreffend.



      Das Duo Trump/ Musk entwickelt sich gerade zu einer weltzerstörenden Doppelspitze, denen der Begriff "alte weiße Männer" hingegen geradezu auf den Leib geschrieben ist.

  • Der letzte linke "Spitzenpolitiker". Was wird nur aus dem Verein, wenn er mal nicht mehr ist?