Shaun das Schaf im Film „Ufo-Alarm“: Außerirdische Steilvorlage

Bei der Animation „Shaun das Schaf: Ufo-Alarm“ ist Chaos eines der handlungsstiftenden Prinzipien. Der Film zitiert Alien-Filmklassiker detailfreudig.

Shaun das Schaf und Lu-La sitzen in einer Baumkrone, ihre Hände berühren sich

Diesmal erhält Shaun das Schaf (links) unerwarteten Besuch von ganz weit weg: Lu-La Foto: Studiocanal

Filme mit Knetanimation. Arbeitsintensiver dürfte es kaum gehen. Jede Figur wird einzeln gearbeitet, jede Bewegung in Einzelaufnahmen gedreht. In Zeiten der fotorealistischen Animation, die wie bei Disneys Neuverfilmung von „Der König der Löwen“ komplette naturgetreue Tierwelten im Rechner entstehen lassen kann, mag man sich fragen, wozu noch der viele Aufwand an Handarbeit. Bei Aardman Animation, den Experten für „Claymation“, bekommt man die Antwort darauf mit jedem neuen Film der britischen Produktionsfirma.

„Shaun das Schaf: Ufo-Alarm“ heißt die jüngste Arbeit des Hauses, der zweite Spielfilm mit dem wolligen Protagonisten der gleichnamigen Erfolgsserie. Diesmal erhält die Mossy Bottom Farm unerwarteten Besuch von ganz weit weg. Lu-La heißt das Wesen vom Planeten Tu-Pa, das aus Versehen mit dem elterlichen Raumschiff, dem „Zoom-Zoom“, eine Spritztour Richtung Erde unternommen hat und jetzt nicht mehr weiß, wie es nach Hause kommt. Auf der Farm sorgt die Ankunft des fremdartigen Gasts anfangs für Furcht. Doch nicht zuletzt auch dank Lu-Las Gabe, sämtliche Geräusche seiner Umgebung eins zu eins zu imitieren, schließen Shaun und der Alien rasch Freundschaft.

Die Regisseure Richard Phelan und Will Becher nehmen die Themen Ufos und Außerirdische dankbar als Steilvorlage, um Klassiker des Genres wie Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und Alien-Quatsch wie „Men in Black“ detailfreudig-klamaukhaft zu zitieren. Denn schon bald ist eine geheime Regierungsorganisation zur Stelle, geleitet von der mysteriösen Agentin Red, schwarzer Anzug und schwarze Sonnenbrille, die sehr grimmig dreinblickt.

Bei „Shaun das Schaf“ ist Chaos eines der handlungsstiftenden Prinzipien. Alles, was auf der Farm ramponiert oder durcheinandergewirbelt werden kann, wird es auch früher oder später. „Ufo-Alarm“ bringt in diesem freundlich anarchischen Slapstick-Kosmos noch eine weitere Variante ins Spiel: die kindliche Fantasie, die aus Haushaltsgegenständen eigene Welten entstehen lassen kann. Mit Lu-La, die auch über die Fähigkeit verfügt, beliebige Objekte in Bewegung zu versetzen, wird das besonders schön ins Bild gesetzt. So können ein Autoreifen, eine Lichterkette und Küchenbesteck prima dazu genutzt werden, um buchstäblich im Flug daraus ein Modell-Ufo zu basteln.

Freundschaft über weite Distanzen

Wie im Übrigen auch der namenlose Farmer, dessen Augen hinter seinen verstaubten Brillengläsern stets geschlossen zu sein scheinen, die Ankunft des Ufos für seine ganz eigenen kreativen Bedürfnisse nutzt: Er improvisiert auf seinem Grundstück kurzerhand einen Themenpark, „Farmageddon“, wie der englische Filmtitel gleichfalls lautet. Die Einnahmen daraus sollen ihm einen neuen Mähdrescher bescheren.

„Shaun das Schaf: Ufo-Alarm“. Regie: Richard Phelan und Will Becher. Großbritannien 2019, 86 Min.

„Shaun das Schaf: Ufo-Alarm“ ist aber am schönsten in seinen stillen Momenten, da, wo die Figuren aus ihrer reinen Mechanik heraustreten und rund werden dürfen, wie die Agentin Red, die sehr persönliche Motive für ihre Aliensuche hat und weit verletzlicher ist, als ihr Auftreten vermuten lässt.

Und manchmal rührt der Film ganz einfach mit sehr stillen Mitteln an. Die Weise, wie Lu-La ihre zweisilbigen Wörter vorbringt, hat etwas Ergreifendes. Sie ist im Übrigen die Einzige, die spricht, alle Tiere und Menschen geben lediglich brabbelnde, knurrende oder sonst wie unartikulierte Laute von sich. Als Botschaft plädiert der Film obendrein für Offenheit dem Anderen gegenüber und demonstriert, dass Freundschaft selbst über weite Distanzen hinweg aufrechterhalten werden kann. Da gibt es weit Dümmeres, das ein Kinderfilm erzählen könnte.

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