Sexuelle Übergriffe im Frauenfußball: Weitere Untersuchung angeordnet
Vorwürfe von sexuellen Übergriffen sollen ignoriert worden sein, Spielerinnen wurden nicht geschützt. Eine weitere US-Fußballerin hat sich geäußert.
Auslöser waren weitere Bekanntmachungen von übergriffigem Verhalten im nordamerikanischen Frauen-Fußball, dieses Mal von der Fußballerin Malloree Enoch, die in einem Interview mit dem britischen „Guardian“ sagte, dass sie vor und während ihrer Zeit als Spielerin bei den Vancouver Whitecaps vom damaligen Trainer Hubert Busby Jr. sexuell belästigt wurde. „Sie schützen die Clubs, nicht die Spielerinnen“, sagte Enoch im Interview.
Busby Jr. ist derzeit Trainer bei der Frauen-Nationalmannschaft Jamaikas. Wie die MLS am Freitag mitteilte, soll es eine unabhängige Untersuchung geben, wie die Whitecaps mit den intern schon 2011 erhobenen Vorwürfen umgegangen sind.
Das Team aus Vancouver spielt in der Major League Soccer. Das gleichnamige Frauen-Team der Whitecaps existiert so nicht mehr.
Seit Wochen sorgen im Frauenfußball Nordamerikas mehrere öffentlich gemachte Vorwürfe von sexuellen Übergriffen für Entrüstung, bislang aber nur für ein paar wenige personelle Konsequenzen. Auslöser waren Vorwürfe gegen den Trainer der Carolina Courage, Paul Riley, der nach einem Bericht des Portals „The Athletic“ infolge des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs zweier Spielerinnen entlassen wurde. In der Folge wurde bekannt, dass die National Women's Soccer League (NWSL) Hinweise darauf ignoriert und unter den Teppich gekehrt hatte. Liga-Chefin Lisa Baird trat zurück. Prominente Stimmen, wie etwa die Weltfußballerin Megan Rapinoe, forderten stärkere Aufklärung und kritisierten die Zustände scharf. Die Nationalspielerin Alex Morgan beschuldigte die Frauenfußball-Liga, weggesehen zu haben.
Schon im August war Christy Holly als Trainer bei Racing Louisville gefeuert worden, nachdem Spielerinnen über ein „toxisches Umfeld“ geklagt hatten. Ein neues Leitungsgremium in der NWSL und eine unabhängige Untersuchung sollen die Vorwürfe aufklären und die Liga stabilisieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin