Sexualisierte Gewalt in der Kirche: Auszeit für Erzbischof Heße
Nach dem Gutachten über sexualisierte Gewalt in der Kirche gewährt Franziskus dem Hamburger Erzbischof eine Auszeit. Was das genau bedeutet, ist unklar.
Das Erzbistum Hamburg bezeichnete die Nachricht aus Rom als „erste Antwort“ von Papst Franziskus auf den von Heße angebotenen Verzicht. Der Vatikan teile dazu mit: „Papst Franziskus hat dem Erzbischof von Hamburg, S.E. Mons. Stefan Heße, eine Auszeit gewährt. Während seiner Abwesenheit wird der Generalvikar, Mons. Ansgar Thim, die ordnungsgemäße Verwaltung der Erzdiözese sicherstellen.“
Unklar war zunächst, was unter „Auszeit“ genau zu verstehen ist und wie lange sie dauern wird. Ein Sprecher des Erzbistums Hamburg sagte auf Nachfrage, er verstehe die Mitteilung so, dass noch keine Entscheidung gefallen sei.
In der vorvergangenen Woche war in Köln ein seit langem erwartetes Gutachten vorgestellt worden. Darin wurde untersucht, wie Bistumsverantwortliche in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester umgegangen sind. Heße, der früher Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln war, wurden insgesamt elf Pflichtverletzungen vorgeworfen. Dabei handelte es sich nach Angaben der Gutachter unter anderem um Verstöße gegen die Melde- und Aufklärungspflicht.
Noch am selben Tag bot Heße dem Papst seinen Amtsverzicht an, „um Schaden vom Amt des Erzbischofs sowie vom Erzbistum Hamburg abzuwenden“. Er betonte, dass er sich niemals an der Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen beteiligt habe. Er sei aber dennoch bereit, seinen Anteil für das Versagen des Systems zu tragen. Heße war am 14. März 2015 als Erzbischof nach Hamburg gewechselt. In Köln wurden als Folge des Gutachtens zwei Weihbischöfe von Kardinal Rainer Maria Woelki beurlaubt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Die Wahrheit
Der erste Schnee