Sexistisches Ski-Werbeplakat: Schnell und mutig? Nee, lieber nackt
Der Österreichische Skiverband bewirbt den Damen-Ski-Weltcup mit einer nackten Frau. Die sexualisierte Darstellung wird kritisiert.
Skirennläuferinnen müssen schnell und mutig sein, willensstark und konzentriert. Was sie nicht sein müssen: Nackt und sexy. Der Österreichische Skiverband (OSV) sieht das offenbar anders. So bewirbt der Verband den Damen-Ski-Weltcup Ende Dezember in Semmering mit einem Kunstwerk, das eine halb liegende nackte Frau zeigt, der ein Mond zwischen die Beine starrt.
Der Künstler Christian Ludwig Attersee will damit „in einer Welt, die von Pornografie in der Öffentlichkeit besetzt ist, eine dem entgegengestellte Sicht der Darstellung der Frauenwelt anbieten“, teilt er mit. Die gezeigte Frau wird allerdings selbst eindeutig sexualisiert dargestellt, die Beine sind leicht angewinkelt, der Mund ist offen, der Blick lasziv.
Warum er ein Skirennen mit einer nackten Frau verbindet, erklärt der Künstler nicht. „Die Nacktheit schenkt ihr Vertrauen in ihre Umwelt“, so Attersee weiter. „Künstler sollen machen, was sie wollen, jeder sich die Kunst aufhängen, die gefällt. Hier geht es nicht um Kunst, sondern um ein Werbeplakat, beauftragt vom Verband und dem Land Niederösterreich, das ist das Problem“, kritisiert die Journalistin Corinna Milborn treffend.
Viele kritisieren zudem, dass die Werbung gerade im Kontext der seit einem Jahr bekannt werdenden Fälle von sexuellem Missbrauch im österreichischen Skiverband besonders deplatziert sei. Ex-Rennläuferin Nicola Werdenigg, die die Debatte über sexuelle Gewalt im österreichischen Sport mit Berichten über eine Vergewaltigung angestoßen hatte, kritisierte die Darstellung im Kurier als „sexistisch“, da die Sportlerin als „patschertes Skihaserl“ dargestellt werde. „Athletinnen sind nicht verknüpft mit solchen Motiven darstellbar“, so Werdenigg weiter.
Inszenierung als schön oder süß
Auch Spiegel Online krititisierte das Plakatmotiv: „Wir schreiben das Jahr 2018.“ Ausgerechnet neben dieser Kritik war zeitweise eine Werbung für die neue Ausgabe von Spiegel Wissen zu sehen – das Titelthema Rücken- und Gelenkschmerzen wird dort ebenfalls mit einer nackten Frau bebildert. Es ist also nicht neu, dass etwas mit nackten Frauen beworben wird, das mit nackten Frauen nichts zu tun hat.
Empfohlener externer Inhalt
Auch im Sportbereich werden Athleten häufig als stark oder mächtig, Athletinnen als schön oder süß inszeniert. Dass man sich an diese Absurdität schon fast gewöhnt hat, zeigt die Belustigung über einen ironischen Entwurf des Autors Gregor Barcal für die Herrenabfahrt. Ein nackter Mann auf Skiern, der Blick verwirrt – und wieder ein Mond zwischen den Beiden. Damit würde der OSV wohl kaum werben. Für die Nordische Ski-WM 1999 hatte Attersee zwar tatsächlich einmal einen nackten Skifahrer gemalt – allerdings nicht in sexualisierter Pose.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers