Serienkolumne Die Couchreporter: Macht euch mal nützlich, ihr Junkies!

Serien wie „Family Guy“ oder „30Rock“ thematisierten schon vor Jahren die Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Doch passiert ist nichts.

ein Mann und eine Frau stehen, links von ihnen die Abbildung eines Oscars an der Wand

Seth MacFarlane machte schon bei der Oscar-Verleihung 2013 Witze über Weinstein Foto: dpa

Hollywood macht sich gerne selbst zum Thema. Die Entzauberung der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie als eine Mischung aus Haifischbecken und Drogensumpf ist in den letzten Jahren ein wiederkehrendes Erzählmuster geworden, das vor allem Serien gerne aufgreifen.

Im Fall der Belästigungsvorwürfe gegen „House of Cards“-Darsteller Kevin Spacey haben Fans jetzt eine Szene aus der Zeichentrick-Serie „Family Guy“ ausgegraben. Die Szene stammt aus dem Jahr 2005 und ist nur eine kurze Sequenz, in der das hochbegabte Familienbaby Stewie nackt durch ein Einkaufszentrum rennt und schreit: „Hilfe, ich bin gerade aus dem Keller von Kevin Spacey geflohen.“

Wenig später tauchte eine weitere „Family Guy“-Folge von 2012 auf, in der Hollywood-Produzent Brett Ratner als Kunde bei einer Sexsklavinnen-Auktion parodiert wird. Ratner ist letzte Woche beim Studio Warner Brothers wegen Belästigungsvorwürfen rausgeflogen.

Im Netz wurde schon vorgeschlagen, ein Ermittlerteam solle sich mal alle „Family Guy“-Folgen angucken. Ganz doof ist das nicht. Denn Serien und SerienmacherInnen witzeln immer wieder über sexuelle Belästigung in ihrer Branche. 2012 und 2013 machte das die Comedy-Serie „30Rock“, in der es um das Fernsehgeschäft geht, über Harvey Weinstein. Die Figur Jenna behauptet, dass sie über sexuelle Selbstkontrolle verfügt, weil sie drei von fünf Avancen Weinsteins abgelehnt habe.

„Family Guy“-Erfinder Seth MacFarlane sagte sogar während der Oscarverleihung 2013, an die Nominierten für „weibliche Hauptrolle“ gerichtet: „Ihr fünf Frauen müsst nun nicht mehr so tun, als würdet ihr auf Harvey Weinstein stehen.“

Das Verhalten der Männer war bekannt

All das zeigt zunächst, was die meisten schon geahnt haben: Dass das Verhalten der genannten Männer in der Branche bekannt war. Aber auch: Dass man sich dort gerne selbst thematisiert. Und schließlich: Dass es nichts gebracht hat.

Schließlich werden Vorwürfe wie die gegen Weinstein, Ratner und Spacey erst seit wenigen Wochen ernst genommen, seitdem nämlich Mehrere Schauspielerinnen mit ihren Geschichten an die (nichtfiktionale) Öffentlichkeit getreten sind und es den Hashtag #MeToo gegeben hat. Bis dahin waren die Fälle so etwas wie Hollywoodhintergrundrauschen – und die satirischen Anspielungen eben auch nur bessere Herrenwitze.

Was also tun? Sich erst mal aufregen, gerne. Und dann ran an die Arbeit. Wie gesagt, Anspielungen auf reale Figuren in der Film- und Fernsehindustrie gibt es schon lange. „South Park“ greift immer wieder Klatsch und Tratsch über Hollywoodgrößen auf, ebenso die „Simpsons“. Und seit gut zehn Jahren werden Serien immer beliebter, die die „Traumfabrik“ zu ihrem zentralen Thema machen.

Neben „30Rock“ sind das etwa „Entourage“ (junger Schauspieler versucht sein Glück in Hollywood), „Bojack Horseman“ (gealterter Sitcom-Star, der außerdem ein Pferd ist, verfällt dem Alkohol und Selbstzweifeln) und „Love“ (zwei Arbeitsbienchen hinter den Kulissen verfallen Alkohol und Selbstzweifeln). Also, liebe Serienjunkies, nützlich machen, angucken – und auswerten!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.