Serie „Human Resources“: Wie Peniskritzeleien
In „Human Resources“ beobachtet man Hormonmonster und ihre Sexualität. Die Serie löst Fremdscham aus und verwandelt sie in sehr guten Trash.
Achtung, es wird niveaulos: „Human Resources“ ist die trashige Auskopplung der ebenso trashigen Serie „Big Mouth“, bei der man unangenehm nah Teenager dabei beobachtet, wie sie ihre Sexualität entdecken und ausleben.
Sie werden von sexsüchtigen Hormonmonstern unterstützt wie geplagt, bekommen Besuch von Depri-Kittys, Liebeskäfern und Schamgefühl-Hexer*innen. Diese Betrachtung von Minderjährigen sollte bei Volljährigen Schmerzen verursachen. „Human Resources“ ist der Ausweg aus dieser Situation und führt hinein in das Großraumbüro, in dem die Gefühlsviecher ihre Papierarbeit verrichten.
Zwischen Hausbesuchen bei heranwachsenden und erwachsenen Klient*innen passieren im Office: (unerwiderte) Liebe, Machtkämpfe, Zweifel am Selbst und an der Berufung und im Fall der Hormonmonster extrem viel Sex – auch im gemeinschaftlichem Pausenraum.
Ständige Sexwitze
Auch wenn die altbackenen Sexwitze in der zweiten Staffel keinen Zwei-Minuten-Rhytmus mehr haben: Die Serie verhält sich wie der Banknachbar in der Schule, der während des Deutschunterrichts ununterbrochen Penisse in unterschiedlichen Formen auf die Bank schmiert und kichert. Die Kritzeleien sind lächerlich unterhaltsam bis ermüdend, in diesem Fall bei entfernterem Blick aber offenbar ein Gemälde, in dem es um mehr geht als das Entdecken von Körpern.
Das nichtbinäre Hormonmonster-Kind will lieber Schamhexe*r werden und sprengt damit Hormonmonsternormalitäten, woran sich auch seine Eltern erst gewöhnen müssen. Ein Liebeskäfer verliert sich selbst in der Zuneigung zur Logikfelskollegin, die nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei der gemeinsamen Klientin Mauern baut, damit kein Gefühl sie erreicht.
Zweite Staffel „Human Resources“, Netflix
Ein anderer Logikfels muss sich mit vergangenen Taten (er hat jemandem den Penis abgehackt) und seinen unterschwelligen Motivationen auseinandersetzen. Ein Hasswurm muss seine Kompensierungsmechanismen (Sex) reflektieren.
Es geht um übergriffiges Verhalten, um das Ausnutzen von Sexualpartner*innen und den Weg zum Ich. Die Peniskritzeleien sind nur Stil, nicht Bild. Guter Trash eben.
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