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Separatisten in der OstukraineMilitärflugzeug abgeschossen

Separatisten haben ein Transportflugzeug des ukrainischen Militärs abgeschossen. Nach Angaben eines Armeesprechers wurden 49 Soldaten getötet.

Die Iljuschin 76 wurde über Lugansk abgeschossen (hier eine chinesische Maschine desselben Typs). Bild: reuters

LUGANSK dpa | Beim Abschuss eines Militärflugzeugs in der krisengeschüttelten Ostukraine sind nach offiziellen Angaben alle 49 Insassen ums Leben gekommen. Aufständische hätten die Transportmaschine vom Typ Iljuschin IL-76 beim Anflug auf einen Flughafen der Großstadt Lugansk mit Raketen und Maschinengewehren angegriffen, sagte Armeesprecher Wladislaw Selesnjow am Samstag der Agentur Interfax.

Die ukrainische Staatsanwaltschaft bestätigte die Opferzahl. „Gegen 1.10 Uhr wurde am 14. Juni 2014 ein Militärtransportflugzeug vom Typ Il-76 bei der Landung in Lugansk mit Raketenschüssen zum Absturz gebracht. An Bord waren 9 Besatzungsmitglieder und 40 Soldaten. Alle sind ums Leben gekommen“, hieß es in einer Mitteilung in Kiew.

Das vierstrahlige Flugzeug wurde in der Nacht angegriffen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. „Terroristen“ hätten die Maschine mit Boden-Luft-Raketen und großkalibrigen Waffen beschossen. Die prorussischen Separatisten bestätigten den Abschuss zunächst nicht.

Ex-Verteidigungsminister Anatoli Grizenko zufolge befanden sich an Bord 40 Fallschirmjäger einer Luftlandebrigade aus Dnjepropetrowsk sowie 9 Mann Besatzung. Das Flugzeug sei in etwa 700 Metern Höhe von Geschossen aus dem Raketenwerfer „Igla“ (Nadel) getroffen worden.

Grizenko warf Kremlchef Wladimir Putin vor, die militanten Gruppen in der Ostukraine weiter aufzustacheln. „Dies ist kein Konflikt zwischen Bürgern, sondern ein Krieg Putins gegen die Ukraine“, sagte er.

Regierungstruppen der früheren Sowjetrepublik gehen seit Wochen gegen prorussische Aufständische in Lugansk und Umgebung vor, die dort eine nicht anerkannte „Volksrepublik“ ausgerufen haben. Erst am Vortag hatten Sicherheitskräfte die Hafenstadt Mariupol zurückerobert.

Der ukrainische Militärexperte Dmitri Tymtschuk sagte, zuletzt seien drei Transportflugzeuge problemlos in Lugansk gelandet. Allerdings hätten Separatisten in den vergangenen Tagen um den Flughafen herum Stellung bezogen. „Sie belagern das Areal mit MG-Nestern“, sagte Tymtschuk.

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8 Kommentare

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  • Alles was in der Ukraine passiert, wird Russland in die Schuhe geschoben. Erinnert mich irgendwie an den Reichtagsbrand, der den Kommunisten in die Schuhe geschoben wurde.

     

    Kann natürlich stimmen, muss es aber nicht. Gibt es eigentlich keine friedlichen Annäherungsversuche? Warum konnten Russland und Ukraine bis zur Eskalation friedlich nebeneinander existieren und plötzlich nicht mehr? Das muss doch in Gesprächen zu lösen sein.

  • Gleichzeitig wird die russische Botschaft in Kiew angegriffen. Quellen zufolge ist noch mehr in Arbeit, vergleichbar den Giftgasangriffen in Syrien. Es wird spannend.

     

    Poroshenko hat bis zum Wochenende "Frieden" versprochen. Es sieht so aus, als möchte man in Kiew - oder bessser: Wahington - eine russische Intervention provozieren.

     

    Da die bisherigen Provokationen nicht ausreichten, kommt es jetzt vermutlich sehr dick.

    • @h4364r:

      Die Vermutung kursiert ja schon seit längerem, daß Rußland zum Eingreifen provoziert werden soll.

      Zumindest ein Teil der Aufständischen in der Ostukraine ruft ja schon seit längerem nach Hilfe aus Rußland und ist dementsprechend über Putin enttäuscht, da er sich nicht dazu hinreißen läßt. Es wäre auch verheerend, wenn Rußland eingreifen würde.

  • ...kluger Leserbeitrag von cob.com auf SPON :

    "Schade um die Leute... aber: Man schickt einen schweren Militärtransporter in ein Kriegsgebiet? Und läßt ihn in einer umkämpften Zone LANDEN? Selbst in meiner rudimentäten und lange zurückliegenden militärischen Grundausbildung wäre das geradezu die Definition eines Prioritätsziels gewesen. Und ukrainische Befehlshaber im Generalsrang sollen das nicht wissen? Hier fehlt doch was im Puzzle... das stinkt nach verheizt mit Ziel einer Eskalation. Dann werden 49 Opfer gemeldet... dieser Flugzeugtyp hat aber locker 40-60 Tonnen (!) Nutzlast... um nur knapp 50 Mann zu befördern, benutzt man eine solche Maschine nicht. Damit verlegt man Kampffahrzeuge, schweres Gerät und Nachschub. Was war die restliche Ladung?"

    • @APOKALYPTIKER:

      Auf Fotos war zumindest eine Panzerkette zu sehen. Die zugehörige Munition dürfte sich selbst zerlegt haben. Assad hat uns gezeigt, wie man erfolgreich Demonstranten stoppt. Aber egal, Mit welchem Gerät man in der Ukraine zu Werke geht, das Feuerwerk beginnt erst, wenn die Auswärtsteams übernehmen.

  • Scheisse eeh! Da waren doch Worte und Zeichen... "von Annäherung, Versöhnung und Frieden..!"

    ..bis dann die von der Sowjetunion versiegelte Dimension des Hasses zwischen West und Ostukraine, durch die EU Euphorie der Westukraine alte Ängste wiederbelebte!

    Waren die EU,NATO und USA zu sehr offensiv? Und Putins Russland in alten Ängsten vor der NATO geschüttelt?

    Herr Poroschenko erscheint ohne Rückgrad...

    Die historische Kultur der `Dehumanisierung´ ideologischer Gegner herrscht!

    Ohne Kompromisse für den Frieden geht die ukrainische Bevölkerung und deren Infrastruktur teuflischen Zeiten entgegen!

    Sind die verantwortlich involvierten alle bekloppt- oder was?

  • Vielleicht kann Herr Gauck zusammen mit der Nato dort eben mal Freiheit und Demokratie herstellen. Möglichst ohne die wertvollen Gasleitungen zu treffen.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Wie in einem Alptraum gleitet die Situation in Zeitlupe immer tiefer ins Chaos hinein.

    Verheerend, was die Nationalisten auf beiden Seiten hier anrichten.