Senat räumt Bauwagen: Offensive gegen Anderslebende
Was haben die BauwagenbewohnerInnen dem Senat getan? Gar nichts. Ihre Lebensform passt nur nicht in sein Weltbild. Offensichtlich Grund genug, um in Hamburg neuerdings zum Staatsfeind zu werden. Deshalb geht die Offensive gegen die Bauwagenplätze nicht nur deren BewohnerInnen an.
Kommentarvon HEIKE DIERBACH
Wer eine feste Wohnung mietet, besser noch kauft, darf nachts um vier laut Musik hören, lautstark mit seiner Frau streiten oder betrunken im Treppenhaus randalieren – kein Innensenator käme auf die Idee, ihn deshalb der Wohnung zu verweisen. Aber wehe, die Wohnung hat vier Räder: Dann wird ihr Bewohner beim kleinsten Fehlverhalten zum „Chaoten“.
Dabei haben viele Bauwagenplätze positive Effekte für ihr Viertel: So belebte der Platz am Paciusweg einen dunklen Durchgang, den frau jetzt nach der Räumung besser wieder meidet. Der Bambule-Platz senkte schlagartig die Zahl der Autoaufbrüche in der Vorwerkstraße. Wo Leben im Freien ist, ist es einfach sicherer. Oft auch netter.
Aber den Senat interessiert die Ansicht der Menschen in einem Quartier gar nicht, wie sich besonders im Karoviertel zeigt. Damit aber schreibt er nicht nur den BauwagenbewohnerInnen vor, wie sie zu leben haben. Sondern uns allen.
Diese Anmaßung ist dieselbe, die sich auch in der Familien-, Schul- und Arbeitsmarktpolitik zeigt. Die Bauwagenplätze aber demonstrieren jetzt, was der Senat mit HamburgerInnen macht, die sich zu sehr dagegen wehren: Dann braucht er Gewalt.
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