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Senat beschließt strengere Corona-AmpelEs kommt auf jeden an – auf jeden!

Kommentar von Stefan Alberti

Ohne striktes Regel-Einhalten sind die ersten Lockerungen wieder passé und neue weit weg – die Ampel wird zeigen, ob Berlin auch Disziplin kann.

„Rot“ auf der neuen Berliner Corona-Ampel könnte auch Hotel-Öffnungen wieder in Frage stellen Foto: dpa

E s liegt jetzt an jedem und jeder Einzelnen: Bleibt es bei den ersten Lockerungen? Werden wir tatsächlich wieder ins Restaurant gehen, einen Leichtathletik-Wettkampf bestreiten, wieder an der Ostsee übernachten können? Oder fällt das alles wieder in sich zusammen, weil zu viele Einzelne meinen, jene Regeln nicht beachten zu müssen, auf denen diese ersten Lockerungen beruhen?

Der Senat hat dazu am Dienstag ein gutes Instrument auf den Weg gebracht – ein weit besseres als jene vermeintliche Coronabremse, die erst ab 50 Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner wirken sollte. Denn das wären auf Berlin hochgerechnet über 1.800 Fälle gewesen – dabei gab es hier maximal nur knapp über 1.300 binnen einer Woche.

Dieses Instrument an die Stelle der erst jüngst mit der Kanzlerin und den anderen 15 Bundesländern vereinbarten Regel zu setzen, ist kein populistischer Alleingang, sondern ein notwendiger Sonderweg. Berliner Bezirke allein hätten sich nicht wieder in einen Lock-down versetzen lassen, dafür sind sie zu sehr miteinander verflochten.

Die neue Corona-Ampel kommt zu einer Zeit, die die bisher schwierigste Phase in der Krise ist. Es ist die Zeit, in der nicht einfach „geschlossen“ gilt, sondern „geöffnet, aber...“. Eine Zeit, in der klar sein muss, dass einzelne Lockerungen nicht heißen, dass automatisch weitere folgen. In der vielmehr gilt: wenn überhaupt, kann nur weiter gelockert werden, wenn die Ampel nicht auf „Rot“ springt.

Das erfordert Disziplin, und das ausgerechnet in Berlin, wo für viele Regeln und Vorschriften, von denen alle profitieren sollen, nur zum Übertreten da sind. Ach, das sei doch jetzt nicht so schlimm, wenn man mit vier statt zwei Familien zusammensitze: das gilt eben nicht. Es gilt das Gleiche wie beim Umweltschutz, wo jeder Flug, jede Autofahrt belastet, auch wenn anderswo zigmal mehr CO2 in die Luft kommt: Jeder und jede Einzelne ist in der Verantwortung – in beiden Fällen geht es um Leben und Tod.

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Redakteur für Berliner Landespolitik
Jahrgang 1967. Seit 2002 mit dreieinhalb Jahren Elternzeitunterbrechung bei der taz Berlin. Schwerpunkte: Abgeordnetenhaus, CDU, Grüne.
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