Seltene Erden aus China: Peking hebt Exportbeschränkung auf

Die Welthandelsorganisation hatte die Ausfuhrquoten für die begehrten Industriemetalle für unzulässig erklärt. Laut Medienberichten lenkt China nun ein.

Sie stecken auch hierdrin: Seltene Erden. Bild: dpa

PEKING taz | Sie stecken in Smartphones, Chips, Elektromotoren - und selbst in Präzisionswaffen: Metalle der Seltenen Erden. Ausgerechnet das kommunistisch geführte China hatte fast ein Jahrzehnt lang ein Quasimonopol über diese wichtigen Rohstoffe - und scheute nicht davor zurück, diese Marktmacht auch für politische Zwecke einzusetzen.

Vor allem Japans Hochtechnologieindustrie musste zwischenzeitlich erhebliche Einbußen hinnehmen, als China wegen Territorialstreitigkeiten im Ostchinesischen Meer die Ausfuhr der seltenen Metalle an seinen Erzrivalen drosselte.

Am Montag kündigte Chinas Handelsministerium überraschend an, künftig auf Exportbeschränkungen verzichten zu wollen. Zwar benötigen chinesische Firmen für die Ausfuhr dieser Metalle auch weiter Genehmigungen der Regierung, heißt es in einem Bericht der staatlichen Zeitung Security News. Ausfuhrquoten werde es aber keine mehr geben.

Vordergründig kommt die chinesische Führung damit einem Schiedsspruch der Welthandelsorganisation (WTO) nach, die bereits im vergangenen Frühjahr zu der Einschätzung kam, dass die Exportbeschränkungen gegen die Regeln des freien Welthandels verstoßen. Von einem Schuldeingeständnis will Peking offiziell zwar auch weiter nichts wissen. Wichtigster Grund für die Aufhebung der Quote sei Chinas Bestreben, „sich mehr an den Regeln des Marktes zu orientieren", zitiert das Wall Street Journal einen ranghohen Vertreter des Handelsministeriums. Der wahre Grund dürfte aber darin liegen, dass Chinas Monopol ohnehin bröckelt und die Preise drastisch gefallen sind.

Fast ein Jahrzehnt lag die Weltproduktion der insgesamt 17 Elemente der begehrten Industriemetalle fast komplett in chinesischer Hand. Der Abbau ist zwar sehr aufwändig, hinterlässt Giftmüll und belastet massiv die Umwelt. Das schreckte die Chinesen aber nicht ab. Im Gegenteil: Sie waren bereit, für den Rest der Welt die Metalle abzubauen - zu verhältnismäßig geringen Preisen.

Den Industriestaaten kam das gelegen, die ohnehin rar gesäten Abbaustätten schlossen. Zwischenzeitlich stammten über 95 Prozent aller weltweit gehandelten Seltenen Erden aus der Volksrepublik. Seit 2010 nutzte China sein Monopol aus, vor allem Länder mit viel Hightech-Industrie wie Japan, Südkorea, Taiwan, die USA, Deutschland und die Schweiz wurden mit Exportreduzierungen um mehr als 40 Prozent unter Druck gesetzt. Die Preise auf dem Weltmarkt verzehnfachten sich. Für einige Industriezweige fatal: Die Preise für Seltene Erden beeinflussen die Produktionskosten einiger Waren massiv. bei der Herstellung von LCD-Displays machen sie mehr als die Hälfte der Kosten aus.

Offiziell begründete China diesen Schritt damit, dass es Umwelt und Ressourcen schonen wolle. Die WTO hingegen wandte ein, dass die Rohstoffe für Chinas Binnenmarkt weiter unbeschränkt zur Verfügung standen - und sah darin einen Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht.

Inzwischen kann aber von Chinas Monopol keine Rede mehr sein, die Preise sanken gleich aus mehreren Gründen: Nach achtjährigem Stopp wurde in Kalifornien der Abbau der Metalle in einem alten Bergwerk wieder aufgenommen, in Malaysia werden seit zwei Jahren Erze aus einem australischen Bergwerk aufbereitet. Auch andere Länder sind dabei, neue Förderstätten zu errichten. Chinas Marktanteil ist auf 85 Prozent zurückgegangen. Zudem haben vor allem japanische Konzerne alternative Rohstoffe gefunden - oder recyceln verstärkt Metalle aus Altgeräten.

Dieser Text wurde aktualisiert um 16.35 Uhr.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.