Seenotrettung im Mittelmeer: NGO-Rettungsschiff darf nach Spanien
Madrid sagt zu, die von Italien und Malta abgewiesenen Seenotretter von Proactiva Open Arms aufzunehmen. Sie haben 310 Menschen an Bord.
„Unsere Anfrage nach Einfahrt in einen Hafen wurde von Malta und Griechenland abgelehnt. Libyen, Tunesien und Frankreich haben nicht reagiert, und Italiens Innenminister antwortete nur mit einer Nachricht auf Twitter“, sagte die Proactiva-Open-Arms-Sprecherin Laura Lanuza der taz.
„Meine Antwort ist klar: Italiens Häfen sind zu. Für die Menschenhändler und ihre Helfer ist der Spaß vorbei“, hatte Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini auf Twitter geschrieben, bevor er ein Bild seines Mittagsmahls postete.
Der Proactiva-Gründer Oscar Camps entgegnete auf Twitter, Salvini solle sich darüber klar werden, „dass sich Ihre Nachkommen in ein paar Jahrzehnten dafür schämen werden, was Sie tun und sagen“.
Der Hafen in Algeciras ist im Gespräch
Am Sonntagmorgen befand sich das Proactiva-Schiff noch immer in der Nähe der italienischen Insel Lampedusa. Nach der Absage aus Griechenland, Malta und Italien hatte die NGO die sozialistische Regierung unter Pedro Sánchez gebeten, in Madrid zu vermitteln oder einen Hafen zur Verfügung zu stellen.
Noch ist offen, welchen spanischen Hafen das Schiff letztendlich anlaufen wird. Zuerst war die südspanische Stadt Algeciras im Gespräch. Doch das wurde nicht bestätigt. „Wir haben viel Zeit, diese Frage zu klären. Denn vor dem 27. Dezember werden wir nicht in Spanien ankommen“, sagt NGO-Sprecherin Lanuza. „Theoretisch besteht noch die Chance, dass uns Frankreich in Korsika anlegen lässt“, erklärt sie. Die Reise dorthin wäre mindestens ein Tag kürzer als die nach Spanien. Doch so richtig darauf hoffen will Lanuza nicht.
Die NGO hat derweil das Segelschiff „Astral“ mit Decken und anderen benötigten Hilfsgütern beladen. Aus der Nähe Barcelonas fährt es dem Seenotrettungsschiff entgegen. Im Laufe des Heiligabends werden sie sich wohl auf offener See treffen.
Ursprünglich waren 313 Flüchtlinge an Bord des NGO-Schiffs. Ein 14-jähriger Junge durfte am Samstag nach Italien. Er hatte Verletzungen am Kopf, die auf Misshandlungen in Libyen zurückzuführen sein sollen. Die Wunden hatten sich stark entzündet. Die italienische Küstenwache holte ihn per Schnellboot ab, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Bereits zuvor hatte Malta eine Mutter mit ihrem Neugeborenen aufgenommen. Die beiden wurden per Hubschrauber nach Malta ausgeflogen.
Die deutsche Hilfsorganisation Sea Watch verkündete derweil am Samstag via Twitter die Rettung von 33 Migranten aus Seenot. Sie veröffentlichte einen Appell, in einen Hafen einfahren zu dürfen.
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