Seehofer-Ministerium macht Twitterkunst: Mit Sicherheit Schwarz-Weiß
Das Bundesinnenministerium postet eine nach unten führende Treppe. Ist das eine subtile Botschaft? Und was sagt der Vefassungsschutz?
Ein geheime, eine subtile Botschaft? Nein, der Twitteraccount, über den Horst Seehofer auch persönlich twittern würde, wenn er denn twittern würde, hat nur bekannt gegeben, dass er sich an der #blackandwhitechallenge“ beteilige.
Die kursiert seit Wochen in den Social-Media-Kanälen. Es geht darum, irgendwie aussagekräftige Schwarz-Weiß-Fotos zu posten, sieben Tage lang jeden Tag eins. Ohne tieferen Sinn. Und jeden Tag darf man einen weiteren Mitbewerber auffordern mitzumachen.
Das Bundesinnenministerium wurde von der Bundespolizei Mitteldeutschland nominiert, die schon ein Polizeiauto mit Flügeln, ein Holzmännchen in Uniform oder einen sich sonnenden Hund gepostet hatte.
Empfohlener externer Inhalt
Überhaupt stößt der Schwarz-Weiß-Wettbewerb derzeit bei deutschen Sicherheitskräften auf hohes Interesse. Auch die Bundespolizei in Baden-Württemberg hat schon ein Grenzschild getwittert, die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt einen Dienstmercedes und die Polizei Germersheim einen knüppelschwingenden Beamten mit Wauwau.
Das Gute daran: Solange die Sicherheitsbehörden nichts wichtigeres zu tun haben, als belangloses Bildchen ins Netz zu stellen, scheint es der Republik ja ganz gut zu gehen. Müsste der Innenminister als oberster Polizeiherr da nicht mal ein Machtwort twittern?
Stattdessen bekommt der Twitterspaß mit Seehofers Truppe eine neue Dimension. Denn das Innenministerium hat als erstes das Außenministerium aufgefordert mitzumachen. Wird jetzt nach und nach die gesamte schwarz-rote Regierung zur Verschwarzweißung der Welt angestachelt?
Und vor allem: Warum hat Seehofers Büro nicht das Bundesamt für Verfassungsschutz zum Mittwittern angezwitschert? Ein Foto von dort hätte derzeit tatsächlich Newscharakter. Aber der Twitterkanal der V-Männer schweigt. Wahrscheinlich wissen die mal wieder von nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben