Second Lady der USA: Wie Usha Vance Grönland umgarnen soll
Die US-amerikanische Second Lady, Frau von Vizepräsident J. D. Vance, wird nach Grönland geschickt. Sie soll mit ihrem Charme überzeugen.
Wer könnte etwas dagegen haben, wenn Usha Vance sich zum Besuch anmeldet? Wohin man auch blickt, wird die Second Lady der USA gerühmt. Nicht nur von der eigenen Familie, sondern auch von Menschen, die mit ihr studiert oder gearbeitet haben, wie etwa in dem Porträt des BBC-Korrespondenten Jude Sheerin von diesem Januar deutlich wird.
Und das viele Lob gilt nicht nur ihrer Intelligenz und ihren Erfolgen als Top-Anwältin, sondern auch ihrem Familiensinn, ihrer Hilfsbereitschaft und der großen Rolle im Leben ihres Mannes. Wäre der nicht US-Vizepräsident J. D. Vance, könnte sie sicher besuchen, wen sie wollte, ohne eine diplomatische Krise auszulösen.
So aber nützt es wenig, wie sympathisch sie rüberkommt in ihrem über Nacht berühmt gewordenen Social-Media-Video. Lächelnd erzählt die 39-Jährige darin den Menschen in Grönland, dass sie am Wochenende vorbeikommen werde. Und wie sehr sie sich darauf freue, das Schlittenhunderennen Avannaata Qimussersua zu besuchen. Sie vergisst nicht, ihre Kinder zu erwähnen, mit denen sie alles darüber gelesen habe. Und: Die USA seien stolz, das Rennen als Sponsoren zu unterstützen.
Usha Vance ist die Tochter indischer Immigranten aus einer hochgebildeten Hindu-Familie. Ihren Mann, der bekanntermaßen aus weniger gebildeten Verhältnissen stammt, traf sie an der Elite-Uni Yale. In seiner Autobiografie erzählt er, dass sie ihm über die Hürden des sozialen Aufstiegs half. Wie das Besteck beim Essen mit feinen Leuten zu nutzen sei, zum Beispiel, das zeigte sie ihm. Zwei Varianten des amerikanischen Traums vereint, jetzt gelten sie als „Power-Paar“.
Usha Vance ist die Tochter indischer Immigranten
Wie vollkommen durchsichtig das US-Manöver ist, diese nicht-weiße Sympathieträgerin nach Grönland zu schicken, zeigen die Reaktionen dort und in Dänemark. Von „inakzeptabler Behandlung“ durch die Amerikaner spricht der scheidende Regierungschef Múte B. Egede auf Facebook. Ein Treffen werde nicht stattfinden. In der grönländischen Zeitung Sermitsiaq sagte er zudem, die internationale Gemeinschaft müsse nun Grönland beistehen.
Es kommt ja nicht nur die nette Frau Vance, sondern auch der nationale Sicherheitsberater Michael Waltz sowie US-Energieminister Chris Wright – laut New York Times separat von ihr und etwas früher. Dänemark sah sich genötigt, zusätzliche Polizei nach Grönland zu schicken, wie bei einem Staatsbesuch. Ein dänischer Politiker fordert, die Rechnung dafür nach Washington zu schicken.
Der wahrscheinliche neue Regierungschef Grönlands, Jens-Fredrik Nielsen, sagte gegenüber Sermitsiaq, der angekündigte Besuch – während laufender Koalitionsverhandlungen und zudem im Kommunalwahlkampf – zeige erneut den mangelnden Respekt der USA gegenüber der grönländischen Bevölkerung.
Auch Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen teilte mit, der Besuch könne nicht unabhängig von den offiziellen Aussagen über Grönland gesehen werden. Trump wiederholt seit Monaten, die USA müssten und würden Grönland „kriegen“.
Usha Vance wolle auch die langjährige Zusammenarbeit und den gegenseitigen Respekt ihrer beiden Länder feiern, sagt sie in ihrem Video – und sie hoffe, die Beziehungen würden in den kommenden Jahren noch stärker. Wie sehr man alle Anstrengungen Grönlands ignorieren kann, sich das imperialistische Gebaren vom Hals zu halten, da unterscheidet sich die Second Lady nicht von der Regierung, die sie schickt.
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