piwik no script img

Second Lady der USAWie Usha Vance Grönland umgarnen soll

Die US-amerikanische Second Lady, Frau von Vizepräsident J. D. Vance, wird nach Grönland geschickt. Sie soll mit ihrem Charme überzeugen.

Usha Vance bei einer Rally im November 2024 Foto: Allison Joyce/ap

Wer könnte etwas dagegen haben, wenn Usha Vance sich zum Besuch anmeldet? Wohin man auch blickt, wird die Second Lady der USA gerühmt. Nicht nur von der eigenen Familie, sondern auch von Menschen, die mit ihr studiert oder gearbeitet haben, wie etwa in dem Porträt des BBC-Korrespondenten Jude Sheerin von diesem Januar deutlich wird.

Und das viele Lob gilt nicht nur ihrer Intelligenz und ihren Erfolgen als Top-Anwältin, sondern auch ihrem Familiensinn, ihrer Hilfsbereitschaft und der großen Rolle im Leben ihres Mannes. Wäre der nicht US-Vizepräsident J. D. Vance, könnte sie sicher besuchen, wen sie wollte, ohne eine diplomatische Krise auszulösen.

So aber nützt es wenig, wie sympathisch sie rüberkommt in ihrem über Nacht berühmt gewordenen Social-Media-Video. Lächelnd erzählt die 39-Jährige darin den Menschen in Grönland, dass sie am Wochenende vorbeikommen werde. Und wie sehr sie sich darauf freue, das Schlittenhunderennen Avannaata Qimussersua zu besuchen. Sie vergisst nicht, ihre Kinder zu erwähnen, mit denen sie alles darüber gelesen habe. Und: Die USA seien stolz, das Rennen als Sponsoren zu unter­stützen.

Usha Vance ist die Tochter indischer Immigranten aus einer hochgebildeten Hindu-Familie. Ihren Mann, der bekanntermaßen aus weniger gebildeten Verhältnissen stammt, traf sie an der Elite-Uni Yale. In seiner Autobiografie erzählt er, dass sie ihm über die Hürden des sozialen Aufstiegs half. Wie das Besteck beim Essen mit feinen Leuten zu nutzen sei, zum Beispiel, das zeigte sie ihm. Zwei Varianten des amerikanischen Traums vereint, jetzt gelten sie als „Power-Paar“.

Usha Vance ist die Tochter indischer Immigranten

Wie vollkommen durchsichtig das US-Manöver ist, diese nicht-weiße Sympathieträgerin nach Grönland zu schicken, zeigen die Reaktionen dort und in Dänemark. Von „inakzeptabler Behandlung“ durch die Amerikaner spricht der scheidende Regierungschef Múte B. Egede auf Facebook. Ein Treffen werde nicht stattfinden. In der grönländischen Zeitung Sermitsiaq sagte er zudem, die internationale Gemeinschaft müsse nun Grönland beistehen.

Es kommt ja nicht nur die nette Frau Vance, sondern auch der nationale Sicherheitsberater Michael Waltz sowie US-Energieminister Chris Wright – laut New York Times separat von ihr und etwas früher. Dänemark sah sich genötigt, zusätzliche Polizei nach Grönland zu schicken, wie bei einem Staatsbesuch. Ein dänischer Politiker fordert, die Rechnung dafür nach Washington zu schicken.

Der wahrscheinliche neue Regierungschef Grönlands, Jens-Fredrik Nielsen, sagte gegenüber Sermitsiaq, der angekündigte Besuch – während laufender Koalitionsverhandlungen und zudem im Kommunalwahlkampf – zeige erneut den mangelnden Respekt der USA gegenüber der grönländischen Bevölkerung.

Auch Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen teilte mit, der Besuch könne nicht unabhängig von den offiziellen Aussagen über Grönland gesehen werden. Trump wiederholt seit Monaten, die USA müssten und würden Grönland „kriegen“.

Usha Vance wolle auch die langjährige Zusammenarbeit und den gegenseitigen Respekt ihrer beiden Länder feiern, sagt sie in ihrem Video – und sie hoffe, die Beziehungen würden in den kommenden Jahren noch stärker. Wie sehr man alle Anstrengungen Grönlands ignorieren kann, sich das imperialistische Gebaren vom Hals zu halten, da unterscheidet sich die Second Lady nicht von der Regierung, die sie schickt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Das Verhältnis brutal unterdrückter weitgehend rechtloser US-Soldaten auf dem Thule-Stützpunkt zur gesamten Bevölkerungszahl Grönlands ist schon jetzt deutlich höher als das der ebenso brutal unterdrückten und weitgehend rechtlosen grünen Männchen auf der Krim. Das Drehbuch kann problemlos recyclet werden.

  • Das ist nur noch peinlich, widerlich was die USA da an Theater aufführen. Das könnte in einem drittklassigen Bühenstück einer Kleinstadt dargestellt werden. Anstand? Respekt? I wo, viel mehr ist es eine mehr oder weniger verdeckte Drohung, Erpressung, niederster Level. Man sollte den US-Akteuren ebenso respektlos gegenübertreten.

    • @Perkele:

      Der macht genau das Gleiche wie Putin. Sollte Trump das glücken und Putin die Ukraine bekommen ist das Nächste die Wiedervereinigung von Taiwan und China. Wetten?

  • Eine sympathische Frau, offensichtlich mit einem Schuldkomplex, anders ist die Beziehung zu einem intrigant-bauernschlauen Hillbilly wie Vance kaum zu erklären.

    • @Bambus05:

      Ich hoffe, Sie haben "Hillbilly Elegie" gelesen; und können den Tenor halbwegs einordnen.

      • @sutrebe:

        Steht noch auf meiner To-Do-Liste, der Film war grausam.

  • Die Absetzungsfantasien Grönlands halte ich für unzeitgemäß.



    Europa merkt gerade, dass es zur Verteidigung seiner Demokratie auch militärisch näher zusammen rücken muss.



    Was genau will Grönland trump entgegen setzen? Eine stärkere Orientierung hin zu Europa wäre meine Empfehlung.



    Ich finde es übrigens interessant, angesichts der Politik der Abschottung, dass trump und vance, Beide Frauen mit Migrationshintergrund haben.

  • Naja vermutlich werden die Grönländer jetzt in etwa die gleiche Behandlung bekommen, wie sie in den letzten 60-70 Jahren so ziemlich schon fast jeder Staat in Süd- und Mittelamerika bekommen hat oder auch etliche afrikanische Staaten: gebt uns was wir wollen oder Sanktionen, vielleicht ein "Regime Change", etc.- Drohungen und Erpressung und eben auch Gewalt haben schon immer zur amerikanischen Außenpolitik gehört, nur hat Europa da immer schön geschwiegen (man hat ja teilweise auch davon profitiert), aber jetzt wo es einem selber an den Kragen geht ist das Geschrei groß. Das passiert leider wenn man Doppelstandards bei Menschenrechten und Völkerrecht setzt, es fällt einem irgendwann auf die eigenen Füße. Man kann sich da bei allen Politikern und Bürgern bedanken, welche diese Doppelstandards gesetzt oder unterstützt haben, internationales Recht immer mehr ausgehölt haben und so agiert haben als würden demokratische Staaten über dem Recht stehen.

  • Frau Vance sollte sich für den Fall, daß es mal zum Rosenkrieg käme, in der Heimat noch eine Bleibe vorhalten.

    • @dtx:

      @dtx: Ich weiß, was Sie meinen. Aber die Heimat von Frau Vance sind die USA, wenn ich das richtig gelesen habe. Ihre Eltern stammen demnach aus Indien.

    • @dtx:

      Nicht dass sie dann noch in einem mittelamerikanischen Abschiebeknast landet, soll ja alles schon einmal vorgekommen sein.

    • @dtx:

      "Heimat"? Also den USA? Solte klar gehen. Oder gilt jetzt das Land, aus dem die Eltern ausgewandert sind, plötzlich als "Heimat"? Nun, ich kenne eine Partei in Deutschland, die das genauso sehen dürfte. Die ist allerdings verfassungsfeindlich...

  • Ganz nach den altehrwürdigen russischen Standards, links blinken und rechts abbiegen.