Sechs Jahre rechte Demos in Dresden: Pegidas „Geburtstag“ fällt flach
Am Sonntag wollen die Pegida-Protestler eigentlich feiern, dass sie seit sechs Jahren jede Woche in Dresden demonstrieren. Doch das wird nichts.
Wie dünn diese Begründung ist, zeigen die Gegendemonstranten, die an ihrer Straßenpräsenz am Sonntag festhalten. Das Bündnis „Herz statt Hetze“ will ungeachtet der Pegida-Absage zu zwei Kundgebungen auf dem Neumarkt und auf der „Cockerwiese“ ziehen. Die nach dem legendären Rockkonzert von Joe Cocker 1988 benannte Wiese im Großen Garten war Pegida von der Stadt als Ausweichort angeboten worden, worauf Bachmann aber nicht einging.
Man habe genau deshalb die Wiese als Kundgebungsort gewählt, sagte Sprecherin Rita Kunert von „Herz statt Hetze“. Zugleich bezeichnete sie die Pegida-Absage als „großen Erfolg“. Sie sei wohl auch unter dem Eindruck des Aufrufs zur Gegendemo erfolgt, den 50 Vereine, Institutionen und Persönlichkeiten unterzeichnet hatten.
Zu den aktiven Organisatoren zählen beispielsweise der Verein „Tolerave“ als Veranstalter der im Frühjahr seuchenbedingt abgesagten „Tolerade“-Parade, der „Gerede“-Verein gleichgeschlechtlicher Lebensweisen, Black Lives Matter Dresden, das Bündnis für Pflege und vor allem die hartnäckigen Gegendemonstranten von „Hope – Fight Racism“, die konsequent an allen bislang 219 Pegida-Versammlungsmontagen das Patriotenkuscheln störten. Aber auch die Sächsische Bibliotheksgesellschaft hat eine Kundgebung „Demokratie braucht Rückgrat“ auf dem Altmarkt angekündigt. Hinter ihr stehen CDU und FDP.
Breiter Gegenprotest geplant
Zeigen wollen sich auch „Fridays for Future“-Aktivisten, Kirchen, die Grüne Jugend, Jusos und der Linken-Stadtverband. Der Sächsische Flüchtlingsrat, Stadtteilinitiativen und die Verbrauchergemeinschaft haben ebenfalls zur Teilnahme aufgerufen. Am Sonntag feiert zugleich die Frauenkirche ihre Kirchweihe vor 15 Jahren und will mit einem Friedensgebet ebenfalls ein Zeichen setzen.
Seit dem vierten Pegida-Jahrestag 2018 hat die Gegenbewegung deutlich an Breite gewonnen und mit teils fünfstelligen Teilnehmerzahlen die Rechtsaußen-Bewegung auch quantitativ übertroffen. Dabei geht es nicht nur um Protest, sondern um positiv formulierte humanistische Haltungen.
Auf der anderen Seite haben sich die Reste von Pegida immer weiter radikalisiert. Berüchtigt wurden nicht nur „Absaufen!“-Sprechchöre gegen Flüchtlinge in Seenot, sondern auch die „Ausschwitzen!“-Rufe, die immer wieder zu hören waren.
Dafür, dass solche Szenen am Sontag vermutlich ausbleiben werden, darf man den Coronaregeln also durchaus dankbar sein. Mit den Auflagen haben allerdings auch die Organisatoren der menschenfreundlichen Demonstrationen am Sonntag zu kämpfen. Sie rufen dazu auf, Abstände einzuhalten und Masken zu tragen.
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