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Sea-Watch Rettungseinsatz im MittelmeerKein Hafen in Sicht

Das Rettungsboot Sea-Watch 4 hat bei mehreren Einsätzen 455 Menschen in Seenot gerettet. Das Schiff sucht weiterhin nach einer sicheren Anlegestelle.

77 Menschen vorläufig in Sicherheit: Die Sea-Watch 4 bei einem Einsatz Ende April Foto: Fabian Melber/sea-watch.org/dpa

Berlin/Rom epd | Die „Sea-Watch 4“ hat nach dem sechsten Rettungseinsatz im Mittelmeer binnen drei Tagen 455 Geflüchtete an Bord. In der Nacht zu Sonntag rettete die Besatzung weitere 51 Migranten*innen, teilte „Sea-Watch“ auf Twitter mit. Das Schiff benötige dringend einen sicheren Hafen für die an Bord befindlichen Geretteten.

Die Besatzung wurde überdies Zeuge von Misshandlungen von Geflüchteten durch die libysche Küstenwache. „Se-Watch“ veröffentlichte auf Twitter ein Video, auf dem Personen, die den von der EU geförderten libyschen Einheiten angehören sollen, von einem Motorboot aus auf Geflüchtete in einem Schlauchboot einschlagen, um sie zur Umkehr zu zwingen.

Derweil erreichte die „Ocean Viking“ von der Organisation SOS Méditerranée mit 236 Geretteten an Bord den Hafen von Augusta in Sizilien. Die Besatzung hatte die Menschen am Dienstag vor der libyschen Küste aus zwei überfüllten Schlauchbooten an Bord geholt. 114 von ihnen sind den Helfern zufolge unbegleitete Minderjährige.

Die „Sea-Watch 4“ wurde im vergangenen Jahr mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Geflüchteten ins Mittelmeer geschickt. Nach ihrer ersten Rettungsmission wurde sie im Hafen von Palermo festgesetzt und erst im März durch einen Gerichtsbeschluss wieder freigegeben. Betreiber ist der 2015 gegründete Berliner Verein Sea-Watch.

Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. Seit Jahresbeginn kamen nach UN-Angaben bei dem Versuch, auf diesem Wege nach Europa zu gelangen, bereits 599 Menschen ums Leben. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es 278.

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5 Kommentare

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  • Kein "sicherer Hafen" in Sicht bisher?



    Die "SEAWATCH4" dürfte m. E. bereits nun Probleme entwickeln, weil zuviele gerettete Menschen an Bord sind! Ich erinnere an die "seawatch3", wo Frust, Angst und Panik der Geretteten die Seesicherheit des Schiffe gefährdeten..



    so dass die Kapitänin das Verbot Salvinis, nicht Lampedusa anzulaufen, -im Namen der Menschlichkeit - ignorierte! Die von der "seawatch3"



    geretteten kamen so in Sicherheit...



    Und nun? Es bleibt zu Hoffen das die Stimmung an Bord der "SEAWATCH4" nicht kippt und ein sicherer Hafen geöffnet wird!



    Zudem wird durch besseres Wetter die Flucht von Libyen mit seeuntauglichen Booten zunehmen? Es ist zu vermuten, das die wirkliche Anzahl der Verschollenen wesentlichen höher ist, als die Zahl von UN angegeben! Auch gibt es offensichtlich keine Zahl der nach Libyen zurückgeführten afrikanischen



    Klima/Armut/politischen Flüchtlinge!



    Der Einsatz der NGO Lebensretter, im Namen der universellen Menschenrechte der U. N. O., gegen die inhumane Flüchtlingspolitik der EU Staaten- ist "Humane Notwendigkeit"!



    Es gilt doch mehr, den humanen Anspruch der EU, vor dem 'Ertrinken' in Barbarei zu retten?

  • Ich gehe davon aus, dass sich die Problematik ab September entschärfen wird. Wenn wir entsprechend den Wahlprognosen ab September eine grüne bzw. rot-rot-grüne Regierung haben, kann man die geretteten Menschen sicherlich schneller und unbürokratischer nach Deutschland bringen und meiner Einschätzung nach werden dann auch mehr Rettungsschiffe im Einsatz sein.



    Ich finde das gut, weil ich eine klare Lösung besser finde, als dieses hin und her der vergangenen Jahre.

  • Es ist eine Schande, daß Seenotrettung immer mehr als illegale Einwanderung gesehen wird. Eigentlich dürfte Einwaderung nie illegal sein.

    • @Nobodys Hero:

      Wie viel würden Sie von Ihren Einnahmen abgeben um diese Leute zu versorgen? In der Zeit stand, dass von 1,8 Millionen, die seit 2015 gekommen sind, 345000 sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. Das sind weniger als 20%

      • @Christof Abt:

        Corona kostet um ein vielfaches mehr. Insofern sollte Geld da keine Rolle spielen. Des weiteren wurde behauptet, es würde Kriminalität importiert werden. Es hat sich aber gezeigt in Studien, daß Migranten nicht krimineller sind als Nicht-Migranten. Diese ganzen Argumente sind für mich immer verstecker Rassismus, für Leute die lieber unter sich bleiben