Schwimmende Flüchtlingshelferin: Sara Mardini festgenommen
Die Syrerin Sara Mardini rettete bei ihrer Flucht nach Deutschland über ein Dutzend Menschen. Nun wurde sie in Griechenland inhaftiert.
Eigentlich dauert die Überfahrt nach Lesbos nicht lang. Doch der Motor des Boots, so haben Sara Mardini und ihre kleine Schwester Yusra es etliche Male seither erzählt, fiel aus. Die Schwestern, Töchter eines Schwimmlehrers und selbst professionelle Schwimmerinnen, sprangen ins Wasser und zogen das Boot mit mehr als einem Dutzend MigrantInnen an einem Seil durch das Wasser. Bis nach Lesbos.
Über die Balkanroute schafften sie es nach Berlin. Doch Griechenland ließ Sara Mardini nicht los. Nachdem ihre Schwester 2016 zum international gefeierten Schwimmstar geworden war, weil sie für das Refugee Team bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro antrat, schrieb die Hilfsorganisation ERCI aus Griechenland sie an.
Die geflüchteten Kinder auf Lesbos sprächen mittlerweile von den Mardini-Schwestern. Ob sie nicht kommen wolle? Sara Mardini folgte der Bitte und machte sich auf den Weg nach Griechenland. Zu Beginn dieses Jahres dann bat sie ihre kleine Privatuni, das Berliner Bard College, an dem sie Politik und Wirtschaft studiert, um eine mehrmonatige Auszeit, um Geflüchteten in Griechenland zu helfen.
„Kriminelles Netzwerk“ für Flüchtlingshilfe
Eigentlich wollte sie zum Semesterstart am kommenden Montag wieder in Berlin sein. Doch es kam anders. Am Dienstag vergangener Woche wurde Mardini in Griechenland festgenommen. An diesem Dienstag gab die griechische Polizei bekannt, sie habe ein „kriminelles Netzwerk“ für Flüchtlingshilfe zerschlagen. Die AktivistInnen sollen mit organisierten Schleppern zusammengearbeitet und Menschen geholfen haben, illegal nach Griechenland einzureisen.
Auch sollen sie den Funkverkehr der griechischen Küstenwache und der EU-Grenzschutzagentur Frontex abgehört haben. Gegen 30 Mitglieder von ERCI werde ermittelt. Unter den drei Festgenommen befindet sich nach Angaben des Bard Colleges neben Sara Mardini auch ein deutscher Staatsbürger.
Das ERCI betreibt zwei Kliniken auf Lesbos und wird eigenen Angaben zufolge durch private Spenden finanziert. Auch auf dem Meer sind die Helfer aktiv, wo sie sich die „Rettung von Hunderten Menschen täglich“ zum Ziel gesetzt haben. Fotos auf Sara Mardinis privatem Instagram-Account zeigen die Schwimmerin in Teamkleidung zusammen mit anderen Helfern der Organisation.
Ob Mardini es bis Montag nach Berlin schafft, ist ungewiss. Am Donnerstagvormittag war sie weiterhin in U-Haft. Florian Becker, Geschäftsführer des Bard Colleges in Berlin, versprach am Mittwoch: „Wir werden nichts unversucht lassen, um Sara aus dem Gefängnis zu bekommen, damit sie ihr Studium fortsetzen kann, das sie sich so hart verdient hat.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm