piwik no script img

Schulöffnung in HamburgSenator Rabe fährt auf Sicht

Wenn sich die Infektionslage nicht verschlechtert, soll es in Grundschulen und Abschlussklassen nach den Ferien Wechselunterricht geben.

So könnte es aussehen, wenn die Kinder wieder zur Schule dürfen: Eine Lehrerin empfängt die Kinder Foto: Carsten Rehder/dpa

Hamburg taz | Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) fährt nach wie vor einen vorsichtigeren Kurs als seine Kollegen in anderen Bundesländern. Wie er am Freitag mitteilte, sollen nach den jetzt beginnenden Skiferien die Schüler von Grund- und Sonderschulen sowie jene der Abschlussklassen im tageweisen Wechsel zur Schule kommen. Die dort Beschäftigten sollen zweimal die Woche kostenlos getestet werden. Voraussetzung sei, „dass sich die Infektionslage nicht erheblich verändert“, so Rabe.

In den vergangenen zwei Wochen ist die Sieben-Tage-Inzidenz – die durchschnittlich Zahl an Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage – wieder gestiegen: von unter 70 auf 81 am Freitag. Als erstrebenswert gilt ein Wert von 50 – oder angesichts der neuen, ansteckenderen Virus-Mutanten sogar 35.

„Angesichts der unklaren Infektionslage planen wir zurzeit mit einem vorsichtigen Modell“, sagte Rabe mit Blick auf andere Bundesländer. In Bremen etwa sollen die Grundschüler ab dem 1. März in voller Klassenstärke unterrichtet werden, die Schüler ab Klasse fünf im Wechselmodell. In Niedersachsen werden die Grundschüler und Schüler der Abschlussklassen bereits jetzt und bis auf Weiteres im Wechselmodell unterrichtet.

Auch nach den Ferien bleibt in Hamburg die Präsenzpflicht aufgehoben: Wer etwa eine gefährdete Oma zu Hause hat, muss nicht in den Unterricht kommen. Berufsschulen können auch in den Abschlussklassen den Distanzunterricht beibehalten, wenn es entsprechende Vereinbarungen mit den Betrieben gibt.

Selbsttests für Schüler geplant

Durchschnittlich werde sich nach dem Hamburger Modell nur ein Drittel der Schüler in den Schulen aufhalten, hat die Behörde errechnet. Im Unterricht müssen Lehrer und Schüler ab 14 Jahren medizinische Masken tragen. Die Lehrer sollen die Masken kostenlos erhalten. Außerdem gibt es für die Schulen vier Millionen Euro extra, mit denen sie kleine Investitionen zur Verbesserung der Lüftung und des Infektionsschutzes bezahlen können. Der Sport- und Musikunterricht soll stark eingeschränkt bleiben.

Sobald genügend Coronatests zur Verfügung stehen, sollen auch die Schüler sich einmal pro Woche selbst testen. „Wenn sich das neue Testangebot bewährt, besteht die große Hoffnung, schrittweise auch weitere Klassenstufen in der Schule zu unterrichten“, sagte Rabe.

Flankierend werde „mit Hochdruck daran gearbeitet, die Schulbeschäftigten frühzeitig zu impfen“, versicherte Rabe. Aufgrund einer neuen Regelung der Bundesregierung können Pädagoginnen und Pädagogen der Grundschulen und speziellen Sonderschulen demnächst vorrangig geimpft werden.

Die schulpolitische Sprecherin der Linken in der Bürgerschaft, Sabine Boeddinghaus, kritisierte, dass Rabe am letzten Schultag mit seinem Konzept herausgerückt sei und den Schulen Arbeitsaufträge in die Ferien diktiere.

Im Wesentlichen basiere der Plan auf der Anwendung von Schnelltests – die aber bisher gar nicht vorlägen. „Grundvoraussetzung aller Öffnungspläne ist, dass die Infektionszahlen dies überhaupt zulassen und gleichzeitig eine belastbare Teststrategie für die Schulen umgesetzt wird – und nicht nur angekündigt“, kritisierte die Abgeordnete.

Durchschnittlich wird sich nach dem Modell nur ein Drittel der Schüler in der Schule aufhalten

Auch Marc Keynejad, der Vorsitzende der Elternkammer, bezeichnete die Tests als wichtig und hofft, dass sie auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Wünschenswert sei es auch, dass die Schüler getestet würden. „Wir Eltern begrüßen alles, was dazu führt, dass Kinder in die Schule können“, sagt er.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte Rabe im Vorfeld aufgefordert, den Wechselunterricht vorzubereiten. Außerdem sollten Pädagogen früh geimpft werden – möglichst noch bevor sie wieder in der Schule präsent sein müssten.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!