Schulmassaker von Uvalde in Texas: „Klägliches Versagen“

Im US-Bundesstaat Texas ist ein örtlicher Polizeichef gefeuert worden. Er war vor drei Monaten für den Einsatz beim Schulmassaker von Uvalde verantwortlich.

Menschen halten vor einem Gebäude Schilder in die Höhe

„Wenn du deinen Job nicht machst, gib deinen Titel ab!“. Protest der Anhörigen der Kinder von Uvalde Foto: Eric Gay/ap

WASHINGTON afp/ap | Drei Monate nach dem Grundschulmassaker in der texanischen Kleinstadt Uvalde mit 21 Toten ist der viel kritisierte Chef der örtlichen Schulpolizei entlassen worden. Die Schulbehörde von Uvalde stimmte laut US-Medienberichten vom Mittwoch einstimmig dafür, den Vertrag mit dem bereits suspendierten Pete Arredondo zu beenden. Arredondo hatte den Polizeieinsatz während des Blutbades vom 24. Mai geleitet.

Ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter 18-Jähriger hatte bei der Attacke auf die Grundschule Robb Elementary School 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen. Einsatzkräfte brauchten mehr als 70 Minuten, um den Täter auszuschalten, obwohl hunderte Polizisten zu der Schule geeilt waren. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, dass Polizisten sich fast eineinviertel Stunden lang im Schulflur aufhielten, bevor sie den 18-Jährigen in einem Klassenzimmer erschossen.

Rund einen Monat nach dem Blutbad warf der Chef der texanischen Sicherheitsbehörden, Steven McCraw, den Polizisten vor Ort „klägliches Versagen“ vor. Einsatzleiter Arredondo habe „schrecklichen Entscheidungen“ getroffen und das Leben der Beamten über das Leben der Kinder gestellt.

Ein Mitte Juli veröffentlichter Bericht des texanischen Parlaments kritisierte ein“zögerliches“ Vorgehen der Polizei und warf Arredondo vor, seine Verantwortung als Einsatzleiter nicht wahrgenommen zu haben. Am Ort des Massakers habe „niemand sichtbar den Einsatz der Sicherheitskräfte geleitet“.

Der Polizeichef sieht sich als Opfer von „Lynchjustiz“

Arredondo habe allerdings auch deswegen analytische Fehler begangen, weil er nicht über alle notwendigen Informationen verfügt habe. US-Polizisten werden eigentlich darin ausgebildet, bei Schulmassakern den Angreifer so schnell wie möglich auszuschalten, um weitere Opfer zu verhindern.

Vor der Sitzung des Schulvorstands ließ Arredondo über seinen Anwalt George Hyde eine Erklärung verbreiten. Arredondo sei Opfer einer „illegalen und verfassungswidrigen öffentlichen Lynchjustiz“. Der Schulbezirk-Polizeichef sei ein „mutiger Beamter“, der „für die geretteten Leben gefeiert“ werden und nicht wegen jenen „verteufelt werden sollte, die er nicht rechtzeitig erreichen“ konnte, hieß es im Schreiben.

Arredondo rechtfertigte zudem sein Fernbleiben von der Sitzung. Er sorge sich um seine Sicherheit. Der Schulbezirk habe ihm aber nicht erlaubt, bewaffnet zum Treffen zu erscheinen, hieß es in seinem Brief.

Seit Ende Juni war Arredondo beurlaubt. Er ist der erste Beamte, der nach dem viel kritisierten Polizeieinsatz gefeuert worden ist. Ein weiterer ranghoher Beamter, Mariano Pargas, ist beurlaubt worden. Er war am Tag der Bluttat geschäftsführender Polizeichef von Uvalde.

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