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Schulessen aus der Asiabox

Deutlich mehr Kinder essen in der Schule, seitdem es kostenlos ist – entsprechend gibt es noch immer Probleme bei der Umsetzung

Lauwarmes ­Mittagessen aus Asia-Pappboxen und Plastikbesteckdazu – das ist seit Monaten Alltag für Schüler der fünften und sechsten Klassen des Eckener-Gymnasiums in Berlin-Mariendorf. „Gegessen wird in der Cafeteria im Foyer der Schule, immerhin können die Kinder sitzen“, erzählt eine Mutter. Das Essen werde immer in die Boxen gestopft. Für die Kinder unappetitlich. Und Müllberge würden obendrein verursacht. Eine Mensa hat die Schule nicht, und Besserung sei nicht in Sicht.

Auch wenn das Negativbeispiel nicht repräsentativ ist, so zeigt es doch: Fünf Monate nach Start des kostenlosen Mittagessens für bis zu 200.000 Grundschüler läuft nicht alles rund. Rot-Rot-Grün und hier vor allem die SPD feierten das mit dem neuen Schuljahr einführte Angebot als weiteren Schritt zur kostenlosen Bildung von der Kita bis zur Uni. Allerdings hatten Schulen oft zu wenig Zeit, die Umsetzung richtig vorzubereiten.

Also ist dort Improvisation gefragt, um eine warme Mahlzeit für jeden Erst- bis Sechstklässler zu ermöglichen. Seit der Einführung nehmen 20 bis 50 Prozent mehr Schüler:innen am Mittag teil, wie die Bezirke berichten – eine räumliche Herausforderung.

„An einigen Schulen waren Umbauarbeiten nötig, für zusätzliche Essensausgabestellen oder Stromanschlüsse“, schildert Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU). In Spandau, Pankow, Steglitz-Zehlendorf oder Reinickendorf wurden Unterrichts-, Hort- Projekt­räume oder zuvor anderweitig genutzte Zimmer zu Essensräumen, Ausgabestellen oder Spülküchen umgewidmet. An vielen Schulen ohne Mensa sind in einem vom Land finanzierten „Notprogramm“ An- oder Neubauten geplant.

Auch kritisieren Eltern einen hektischen Schichtbetrieb beim Mittag: Weil Platz fehlt, müssten viele Klassen in Zeitfenstern essen gehen und mehr oder weniger schnell Platz machen für den nächsten Durchgang. Neuköllns Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD) hält dagegen: „Die Zeit, die einem Kind zur Verfügung steht, hat sich nicht verändert, lediglich die Dauer der Essenausgabe.“ Auch in Pankow steht nach Einschätzung von CDU-Bezirksstadtrat Torsten Kühne dem „überwiegenden Teil der Schüler ein angemessenes Zeitfenster zur Verfügung“ – aber nicht immer die 60 Minuten, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt.

Das Berliner Bündnis Qualität im Ganztag, dem auch die Bildungsgewerkschaft GEW angehört, zeichnet ein anderes Bild. „Zu voll, zu laut, zu hektisch“, lautet sein Urteil zum Ablauf des kostenlosen Schul­essens. Vielfach entsprächen die Räume nicht „einer pädagogisch wertvollen Essens­situation“, wie eine nicht repräsentative Umfrage des Bündnisses unter Lehrer:innen und Eltern mit 532 Teilnehmern ergab. Konflikte und Aggressivität nähmen zu. Drei Viertel bezifferten die Essenszeiten auf nur 5 bis 25 Minuten.

„Die Umsetzung des kostenlosen Mittagessens war für viele Schulen innerhalb der kurzen Zeit nicht einfach zu bewerkstelligen“, räumt Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ein. „Aber durch das besondere Engagement des gesamten pädagogischen Personals vor Ort ist es möglich geworden.“ Sie sei Er­zieher:innen und Lehr­kräften außerordentlich dankbar. (dpa, taz)

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