Schulen im Lockdown: Einstürzende Schulszenarien

Vor allem Niedersachsen und Bremen müssen beim Unterricht nachbessern. Hamburg und Schleswig-Holstein stehen besser da.

Ein Lehrer steht in einem leeren Klassenzimmer vor einem mit Formeln beschriebenen Whiteboard.

Mehr Ressourcen fürs Digitale Lernen statt halbgare Präsenz-Konzepte wären klüger gewesen Foto: Jan Woitas / dpa

Hannover/Hamburg/Bremen taz | Nun müssen sie doch zurückrudern: Unter den Nordländern hatten Bremen und Niedersachsen die im Dezember beschlossenen Schulschließungen mit den umfangreichsten Ausnahmeregelungen durchlöchert.

Während die meisten Bundesländer auf Distanzunterricht setzten und nur für die Abschlussklassen Ausnahmen machten, wollten die beiden SPD-Bildungsminister Grant Hendrik Tonne (Niedersachsen) und Claudia Bogedan (Bremen) auch die Kleinen lieber in der Schule sehen – mit dem Argument, dass hier das soziale Lernen am wichtigsten und die Belastung für die Eltern am höchsten sei.

Bremen setzte dabei auf Appelle und Freiwilligkeit, in Hannover ordnete man das Wechselmodell an. Für die Grundschüler galt das gerade erst seit Montag, nun müssen die Schulen nach drei Tagen schon wieder umorganisieren: Das Wechselmodell für Grundschulen und Abschlussklassen bleibt, ist aber keine Pflicht mehr, verkündete Tonne.

Für die Lehrer bedeutet das, dass sie jetzt Materialien für drei Gruppen vorbereiten müssen – Präsenzgruppe A, Präsenzgruppe B und die Homeschooler. Die Entscheidung liegt bei den Eltern, die – das haben die Erfahrungen im Dezember gezeigt – von den Schulleitungen mit unterschiedlichem Nachdruck aufgefordert werden, ihre Kinder zu Hause zu behalten. Als unentschlossen geißelte die Opposition diese Linie prompt.

Keine Sonderwege mehr

In Bremen hatte sich Bildungssenatorin Bogedan noch im Januar offensiv dafür ausgesprochen, Kinder bis einschließlich der sechsten Klasse doch wieder in Schule und Kita zu schicken. Darüber, wie es nun künftig anders laufen soll, beriet der Senat am Mittwoch noch. Eine Aussage zu Neuregelungen wird erst für den heutigen Donnerstag erwartet. Einen Sonderweg solle es dieses Mal aber nicht geben, hatte Bremens Bürgermeister verkündet.

Vergleichsweise gelassen können Hamburg und Schleswig-Holstein die Sache angehen. Beide haben schon bisher in größerem Umfang aufs Distanzlernen gesetzt. In Hamburg werde man die bisherigen Regelungen noch „restriktiver handhaben“ kündigte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an. Bislang kamen in den unteren Schulklassen noch etliche Schüler in die Betreuung, die offiziell „eingeschränkter Regelbetrieb“ heißt: Rund 20 Prozent der Grundschüler, 6,43 Prozent der Lernenden in Stadtteilschulen, 14,37 Prozent in Sonderschulen und rund drei Prozent in Gymnasien waren es laut Schulbehörde Anfang des Monats.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat dagegen keinen akuten Änderungsbedarf. Die bestehende Regelung – Fernunterricht für alle, außer den Abschlussklassen – wird verlängert, über die Ausgestaltung will sie mit Verbänden und Elternvertretern beraten.

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