Schule und Corona: Besser zurück in die Klasse

Landesschülervertreter*innen ziehen Homeschooling-Bilanz und mahnen: Corona darf die Bildungsungleichheit nicht verschärfen.

Wenige Schüler in einem Klassenzimmer

Schülervertreter*innen in Berlin wollen wieder Präsenzunterricht Foto: Reuters/Arnd Wiegmann

BERLIN taz | Im Festsaal des Charlottenburger Rathauses scheint am Donnerstagvormittag wieder alles normal. Höchstpersönlich sitzen die vier Leiter*innen der Landesschülervertretungen von Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und dem Saarland den Pressevertreter*innen gegenüber. Ohne Mundschutz – den brauche man hier nicht. Nur das Desinfektionsmittel am Ausgang erinnert an den Anlass des Termins: die Lehren aus der Corona-Pandemie.

„Wir begrüßen die Schulöffnungen“, sagt Miguel Góngora, Leiter des Landesschülerausschusses Berlin. Er selbst habe seine Abiprüfung im Lockdown mit Hausschuhen in der Turnhalle geschrieben. Begeistert habe ihn dieses Provisorium nicht, andererseits sei er froh, dass es endlich geschafft sei. Trotz Corona.

„Mittlerweile ist es der große Wunsch der Schülerschaft, zum Unterricht zurückzukehren“, so Góngora. Das Lernen zu Hause habe besonders in Berlin nicht funktioniert. Vielen Lehrer*innen fehle Digitalkompetenz, manche hätten sich sogar vor den Herausforderungen des Homeschoolings „weggeduckt“. Dort, wo es die Hygienekonzepte zuließen, solle darum wieder regulär in den Klassenräumen gelernt werden, findet der Landesschülersprecher.

Verantwortlich für das mangelhafte Homeschooling sind laut den Schülervertreter*innen die Schulleitungen und Kultusministerien. An diese richten sie ein gemeinsames Forderungspapier: Zentral ist demnach die Fortbildung für Lehrkräfte zur Nutzung digitaler Medien. Zusätzlich sollte es benachteiligen Schüler*innen ermöglicht werden, am digitalen Lehrangebot teilzuhaben, etwa durch Ausleihgeräte. Nur so könne der Bildungsungerechtigkeit entgegenwirkt werden, die durch das Homeschooling verschärft wurde, erklärt Miguel Góngora.

Lesekompetenz wichtig

Der Forderungskatalog betont zudem den positiven Effekt kleiner Klassen. Im reduzierten Präsenzunterricht habe sich das Lernen mit nur 15 Mitschüler*innen als sehr effektiv herausgestellt. Die Forderung nach mehr Lehrkräften sei also sehr aktuell. Auch Investitionen in die Schulgebäude stehen auf der Liste.

Im Hinblick auf die Bildungsungerechtigkeit seien besonders Investitionen in die Lesekompetenz wichtig. Gerade Erstklässler, die das Lesen erst lernen, seien durch das Homeschooling besonders stark von der Coronakrise betroffen, erklärt Florian Reetz von der Landesschülervertretung Niedersachsen.

Ob die Forderungen erhört werden, ist fraglich. „Die Kommunikation zwischen Landesschülerausschüssen und dem Kultusministerien ist oft schwer. Über die Schulschließung haben wir über die Presse erfahren“, kritisiert Miguel Góngora. Dennoch habe die Pandemie die Zusammenarbeit mit der Politik verbessert: „Wir telefonieren jetzt wöchentlich mit der Bildungsverwaltung. Ich hoffe, das bleibt so.“

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