Scholz’ Besuch in Afrika: Misstrauen abbauen
Noch vor Kurzem sprach Südafrikas Präsident von „Impfapartheid“ und kritisierte Deutschland scharf. Bei Scholz' Besuch sind die Reden versöhnlicher.
Die kommen nur, wenn sie was wollen“, meint Sipho M. aus Soweto, als er vom Besuch des deutschen Kanzlers hört. Und ergänzt: „Als wir Impfstoffe brauchten, war niemand zu sehen.“
Und doch kommt Olaf Scholz zum richtigen Zeitpunkt. Auch die Wahl der drei Länder stimmt: Senegals Präsident Macky Sall gibt sich offen, wer mit den erst kürzlich entdeckten riesigen Gasvorkommen beliefert werden soll. „Wir wollen gute Partner sein“, verspricht Scholz und lädt ihn zum nächsten G7-Gipfel im Juni ein.
In Niger sagt Scholz Hilfe zu bei durch den Ukrainekrieg verschärften Hungersnöten und lobt das Land als „Stabilitätsanker“ der Region. Südafrika schließlich ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands südlich der Sahara. Es ist eine Wunschvorstellung zu glauben, dass die Mehrheit der Welt Putins Überfall auf die Ukraine verurteilt. Als die UN-Generalversammlung darüber abstimmte, enthielten sich 35 Länder. Fast die Hälfte, 17 Staaten, waren vom afrikanischen Kontinent.
Olaf Scholz tat gut daran, Präsident Ramaphosa zuzuhören: Südafrika bemüht sich um eine globale Rolle und gehört nun zumindest als einziges Land Afrikas zu den G20. Es waren jedoch Brasilien, Russland, Indien und China, die 2010 Südafrika in ihren Zusammenschluss BRICS aufnahmen. Noch vor Monaten sprach Ramaphosa von einer „Impfapartheid“, als auch die neue deutsche Regierung den Wunsch einer Patentfreigabe ablehnte. Zentral bleibt für Südafrika außerdem, die Abhängigkeit von Kohle zu überwinden.
Auch deshalb ergab der Besuch von Scholz bei der Eröffnung eines deutsch-südafrikanischen Konsortiums zur Produktion von alternativem Flugzeugtreibstoff Sinn. Präsident Ramaphosa auf der gemeinsamen Pressekonferenz: „Mit Blick auf die Ukraine: Deutschland wie Südafrika wissen aus der Geschichte, wie hoch die Kosten für jeden Wiederaufbau sind.“ Kanzler Scholz diplomatisch: „Und wir beide glauben an die Idee der Demokratie – und deren Verteidigung.“ Ohne mehr positive Erfahrungen wird das Misstrauen in vielen Ländern Afrikas gegenüber „dem Westen“ bestehen bleiben.
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