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Schlaf- und Liegewagen in DeutschlandNachtzüge werden weniger und teurer

Die Österreichischen Bundesbahnen übernehmen nur sechs Nachtzugstrecken von der Deutschen Bahn. 300 DB-Mitarbeiter verlieren ihre Stelle.

Nachtzug nach Wien Foto: dpa

Berlin taz | Das klassische Nachtzugangebot in Deutschland wird ab 11. Dezember ungefähr halbiert und für viele Fahrgäste teurer – aber es gibt künftig auch im Liegewagen ein kostenloses Frühstück. Das haben am Freitag die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) in Berlin bekannt gegeben. Sie übernehmen zusätzlich zu ihren zwei bestehenden sechs Strecken der Deutschen Bahn (DB), die sich aus dem Geschäft zurückzieht. Nun verlieren knapp 300 Zugchefs und andere DB-Mitarbeiter ihre derzeitigen Stellen. Nachtzüge mit Schlaf- und Liegewagen sind auf mittleren und langen Verbindungen eine der wenigen umweltfreundlichen, aber komfortablen Alternativen zum Flugzeug.

Die DB kündigte zwar an, zum Fahrplanwechsel auf vier zusätzlichen Strecken Intercity-Züge (IC) fahren zu lassen – unter anderem Basel–Köln–Hamburg. Zudem sollen am späten Abend oder frühen Morgen drei neue ICE- beziehungsweise IC-Verbindungen, etwa zwischen Frankfurt und Amsterdam sowie Ulm und München, angeboten werden. Aber diese Züge haben nur Sitzplätze.

Klassische Nachtzüge werden die ÖBB unter der Marke „Nightjet“ in Zukunft von Düsseldorf, Hamburg und München nach Wien, Zürich, Innsbruck, Venedig, Rom oder Mailand schicken. Auf vier dieser Strecken werden auch Autos und Motorräder befördert, etwa zwischen Hamburg und Wien. Wegfallen werden die bislang von der Deutschen Bahn angebotenen Schlafwagenzüge zum Beispiel zwischen Köln und Prag, Köln und Warschau oder von Amsterdam nach München.

Auf den verbleibenden Verbindungen gilt der ÖBB-Tarif, was auch bedeutet: Die deutsche Bahncard bringt keinen Rabatt. Ein Liegewagenplatz im 6-Bett-Abteil kostet nun nach dem „Sparschiene“-Angebot der ÖBB mindestens 59 Euro statt wie bislang bei der DB 39 Euro. Wer vor oder nach einem Nachtzug die DB nutzen will, braucht einen Anschlussfahrausweis, den es aber nur in Kombination mit dem österreichischen Normalpreis gibt. Von den Mehrkosten könnte man gleich für mehrere Personen das Frühstück bezahlen, das ab Dezember im Fahrpreis inklusive ist. DB-Tarife sollen nur noch während einer einjährigen Übergangszeit angeboten werden.

Darüber hinaus wird es weniger Fahrradstellplätze in den Nachtzügen geben: Lediglich noch 6 statt wie je nach Zug bisher 8 bis 30.

„Wir werden unsere Arbeitsplätze verlieren“, sagte Joachim Holstein, Sprecher des Wirtschaftsausschusses beim Gesamtbetriebsrat der Firma DB European Railservice, die das Personal auf den Nachtzügen der Deutschen Bahn stellt. Nach Verhandlungen von Unternehmensführung und Betriebsräten liege ein unterschriftsreifer Sozialplan vor. Wer den Konzern verlässt, werde niedrige Abfindungen erhalten. Für die anderen Mitarbeiter würden neue Stellen bei der Bahn gesucht. „Aber die Vermittlungschancen sind schlecht“, so Holstein zur taz. Wer nicht vermittelt werde, bekomme deutlich weniger Geld als in seinem alten Job. Eine DB-Sprecherin erklärte, dass man mit den Mitarbeitern über Lösungen rede.

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Die DB gibt die Nachtzüge auf, nachdem sie trotz guter Auslastung etwa 2015 rund 31 Millionen Verlust eingefahren hatten. Die ÖBB dagegen rechnen damit, dass sie mit ihrem erweiterten Nachtzugangebot nun sogar ihren Betriebsgewinn erhöhen werden.

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4 Kommentare

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  • "Ungefähr halbiert" ist falsch. Zum Beispiel von Berlin aus ist das "klassische Nachtzugangebot" bereits abgeschafft.

     

    Dieses Jahr werden noch Verbindungen angeboten, z. B. Berlin ICE -> Hamburg, dann Nachtstrecke nach Mannheim, von dort mitten in der Nacht wieder umsteigen in einen ICE Sitzwagen nach München.

     

    Die Strecken seien "etwa 2015" gut ausgelastet gewesen, aber haben rund 31 Millionen Verlust gemacht. Mit einer relativ kleinen Summe wird der komplette Ausstieg aus dem "Geschäftsfeld" begründet?

     

    Auch die Gepäckschließfächer hat die Bahn fast überall abgeschafft, weil sie angeblich Verlust gemacht haben.

     

    Sehr gut ausgelastet waren vor allem die Ost-West-Verbindungen, wie ich selber erlebt habe. Da wurden auch die runtergekommensten Wagen eingesetzt. Mit Osteuropäern kann die Bahn es machen. Da werden jetzt viele mangels Alternative zu den Linienbussen abwandern - ärmlicher und viel langsamer.

     

    Das scheint mir auch der wirkliche Hintergrund dieser Maßnahme zu sein. Die Umlenkung der ärmeren Reisenden auf die Linienbusse, an denen die Bahn bis vor kurzem selber beteiligt war.

     

    Wie lang mag es den Nachtzug Berlin - Paris gegeben haben: 150 Jahre? länger? Komfortabel, sehr kinderfreundlich, letztlich auch billiger (denn eine Nacht im Hotel entfällt, ein Urlaubstag wird gewonnen), gesellig (wers' mag, etwa im Speisewagen) - Aber die letzte Werbung für diese wunderbare Art des Reisens gab es nach meiner Erinnerung vor über 20 Jahren.

     

    Die Zivilisation des Reisens, die das Industriezeitalter hervorgebracht hat, geht verloren. Und dies betreibt die Bahn selber - ein Unternehmen, dass trotz aller gegenteiliger Propaganda im Staatsbesesitz ist und von der Bundesregierung verantwortet wird.

  • "... Auf den verbleibenden Verbindungen gilt der ÖBB-Tarif, was auch bedeutet: Die deutsche Bahncard bringt keinen Rabatt." Wirklich nicht? Siehe https://www.bahn.de/p/view/angebot/international/tee_alliance.shtml