Scheuer entschuldigt sich wegen Maut: Der traut sich was
Verkehrsminister Scheuer (CSU) hat sich entschuldigt – für den Fall, dass er Menschen mit seinen Entscheidungen verärgert oder enttäuscht hat.
Sorry, war nicht bös gemeint. Das hat Andreas Scheuer gesagt. Jaja, a Hund is er scho. So heißt es in Bayern, wenn die Rede auf einen kommt, der sich etwas zutraut, was er eigentlich nicht kann. So hat es der Scheuer Andi, wie er genannt wird, der Christsoziale aus Passau, zum Verkehrsminister gebracht.
Weil man als CSUler in seiner Karriere irgendetwas Ausländerfeindliches vorweisen können muss, machte er sich sogleich daran, die Autobahnmaut für Pkw von woandersher umzusetzen. Mit der war die bayerische Staatspartei schon 2013 in den Bundestagswahlkampf gezogen.
Seither gab es Bedenken, ob ein solch spalterisches Projekt in der Europäischen Union überhaupt rechtens ist. Und so hat sich manch einer gewundert, dass der Andi – auch die Kanzlerin hat ihn schon so genannt – kurz bevor der Europäische Gerichtshof sein Urteil eben darüber verkündet hat, Verträge mit den bereits ausgewählten Betreibern des Mautsystems abgeschlossen hat. Ein Hund, wer so etwas macht.
Die Verträge mussten wieder gekündigt werden nach dem negativen Diktum des Gerichts. Der Betreiber will 560 Millionen Euro Schadenersatz. Da kann man sich schon drüber ärgern, findet sogar der Verkehrsminister und sagt: „Natürlich tut es mir sehr, sehr leid, wenn ich Menschen durch meine Entscheidungen verärgert oder enttäuscht habe.“ Kann man jemandem böse sein, der sich so entschuldigt? Kann böse sein, wer so schön „Sorry!“ sagt?
Man muss ihn einfach mögen
Der Scheuer Andi sowieso nicht. Wo er doch so viel Schaden abgewendet hat vom automobilen Volk. Ein Tempolimit würde es mit ihm nie geben. Das wäre Freiheitsberaubung für ihn. Die Freiheit, einen SUV zu fahren, möchte er vor Angriffen der Grünen schützen.
So wie er einst Audi vor allzu scharfen Ermittlungen in der Dieselaffäre bewahren wollte. Freunde nennen ihn seitdem schon mal Scheuer Audi, auch wenn er sich 2018 den BMW gekauft hat, den Ende der 1980er Franz Josef Strauß – Sie erinnern sich – gesteuert hat. So ein Hund!
Und wenn jemand einfach so und ohne Ausschreibung ein Millionenprojekt wie das Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft nach München in seine bayerische Heimat holt, dann ist er was? Genau. Ein Hund. Und Hunde muss man einfach mögen.
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