Schanzenfest: Wie immer ohne Anmeldung

Vorbereitungskreis "Schanze rockt" geht in einer Erklärung davon aus, dass das Fest ohne Probleme wie im Vorjahr stattfindet. Selbst der Senats setzt auf Deeskalation.

Angemeldet? Ein Besucher des Schanzenfests im Juli 2009. Bild: dpa

Der Countdown für das Schanzenfest läuft: AnwohnerInnen und Initiativen sind überzeugt, dass das Fest am 4. September trotz der Räumungsandrohung von Altonas Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose (parteilos) wie in den Vorjahren ohne förmliche Anmeldung stattfindet. Das teilten sie am Mittwoch in einer Erklärung mit. "Ich gehe davon aus, dass der Vorbereitungskreis das Fest nicht anmeldet", sagt Rechtsanwalt Marc Meyer. "Ich bin aber beauftragt worden, als Vermittler den Bezirk davon in Kenntnis zu setzen, dass Sicherheitsstandards wie Verkehrsabsperrungen, Freihaltung der Rettungswege und Standsicherheit der Bühne gewährleistet sind."

Immer mehr Initiativen hätten in den letzten Wochen ihre Beteiligung am Schanzenfest angekündigt, berichtet der Vorbereitungskreis "Schanze rockt". Allein 24 Initiativen des Netzwerkes "Recht auf Stadt" haben ihre Teilnahme erklärt. Tagsüber werden zahlreiche Gruppen Infostände aufbauen, es gebe einen Flohmarkt, Soundsysteme und Livemusik und ein Kinderfest, so der Veranstalterkreis. "Die Verbotsinitiative von Bezirksamtsleiter Warmke-Rose ist damit gescheitert."

Dennoch laufen nach taz-Informationen in der Altonaer Bezirksverwaltung weiterhin Vorbereitungen, das Fest mittels einer Allgemeinverfügung, dem Bezirklichen Ordnungsdienst und der Polizei womöglich doch noch zu unterbinden. Anwalt Meyer fordert daher Warmke-Rose auf, "den Spannungsbogen nicht zu überspannen und den Eskalationszug nicht erst 24 Stunden vor dem Fest zu stoppen". In keiner Fraktion, weder in der Bürgerschaft noch im Bezirk Altona, gebe es ernsthafte Bestrebungen, das Schanzenfest durch die Polizei zu verhindern. Selbst aus Senatskreisen ist zu hören, dass man davon ausgeht, dass das Fest ohne Anmeldung problemlos stattfinde. "Herr Warmke-Rose hat sich nichts vorzuwerfen, in dem er im Vorjahr das Schanzenfest qualifiziert geduldet hat. Er habe das einzig Richtige gemacht, auch wenn man ihn damals dabei in Stich gelassen hat", sagt Meyer. Daher wäre es gut, "wenn die politisch Verantwortlichen im Senat bald Courage zeigten und sich hinter den Bezirksamtschef stellen".

Für den Veranstalterkreis "Schanze rockt" war die Verbotsinitiative Warmke Roses eine unnötige Eskalation ohne Perspektive. "Die Haltung des Bezirksamtes Altona ist das I-Tüpfelchen auf einer eindruckvollen Bilanz des Scheiterns bezirklicher Stadtentwicklungspolitik. Die Konflikte im Stadtteil haben massiv zugenommen", konstatieren Anwohner und Initiativen aus dem Schanzenviertel. Die Schließung zahlreicher kleiner Läden durch Mietsteigerungen, eine politisch geförderte Monokultur kommerzieller Gastronomie und einhergehend die Ausbreitung von Außengastronomie hätten "zu einer Ballermannisierung des Stadtteils geführt".

Das Schanzenfest wende sich gegen diesen Trend, es setze auf Selbstorganisierung, statt auf stadtentwicklungspolitische Vorgaben, die in "bezahlten Expertenrunden und in Hinterzimmern zwischen Senat und Bezirk ausgeheckt" würden und "nichts mit der Realität der Menschen hier zu tun" hätten.

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