piwik no script img

Schäden durch ExtremwetterTeurer Klimawandel

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Die Klimakrise verursacht steigende Kosten durch Naturkatastrophen. Aber die Hauptverantwortlichen weigern sich, den globalen Süden zu unterstützen.

Vor allem den globalen Süden trifft die Klimakrise: Überflutungen im Sudan im November Foto: Njiiri Karago/Medecins Sans Frontieres/reuters

A lles wird teurer. Sogar das Wetter. Dieses Jahr haben die zehn wirtschaftlich verheerendsten Naturkatastrophen nach Angaben der britischen Hilfsorganisation Christian Aid über 170 Milliarden US-Dollar gekostet, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ist mangels verfügbarer Daten sehr wahrscheinlich noch unterschätzt.

Daraus lassen sich mehrere Lehren ziehen. Erstens: In der Nachschau wird es immer absurder, dass Deutschland vor der Wahl des neuen Bundestags ausgiebig darüber diskutiert hat, ob Klimaschutz nicht zu teuer ist. Die wirklich teure Politik ist die, die die Emissionen von Treibhausgasen nicht im erforderlichen Maße senkt. Extremes Wetter wie die Stürme, Fluten und Dürren, die in dem neuen Bericht auftauchen, stehen schließlich in Verbindung mit dem Klimawandel. Das muss nicht in jedem Einzelfall so sein, aber der Trend ist klar: Wir machen die Welt mit unseren Gaskraftwerken, Autos und Stahlfabriken gefährlicher – und teurer.

Und das trifft vor allem die, die wenig haben. Dem scheinen die Zahlen des aktuellen Reports auf den ersten Blick zu widersprechen. Die teuersten Naturkatastrophen gab es demnach nämlich eher in den reichen Ländern des globalen Nordens; auch die deutsche Flutkatastrophe ist darunter. Aber – und das ist die zweite Lehre – extremes Wetter wütet nicht im sozioökonomischen Vakuum. Die Schadenszahlen liegen in Ländern wie Deutschland und den USA deshalb so hoch, weil hier Häuser, Autos und Infrastruktur von vornherein oft mehr gekostet haben.

Außerdem sind mehr von diesen Vermögenswerten versichert, weshalb die Schäden genauestens geprüft und erhoben werden. Die absoluten Zahlen sagen also noch nicht viel darüber aus, ob und wie sehr die Zerstörung den betroffenen (Staats-)Haushalt überfordert. Die Regierungen der reichen Industrieländer weigern sich bisher, arme Länder bei solchen Schäden finanziell zu unterstützen.

Sie haben Angst, dass das als Schuldeingeständnis ausgelegt werden könnte – für die gesamte Klimakrise. Und letztlich wissen es die Regierungen aller Couleur eben doch: Teurer als das geht es nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!