Schadstoffausstoß von Fahrzeugen: Diesel-Pkw dreckiger als Busse
Privatautos blasen bei Test in Norwegen mehr gefährliche Abgase in die Luft als Nutzfahrzeuge. Denn die werden strenger untersucht.
Die geprüften sieben PkwModelle hätten 4 bis 20 Mal so hohe Stickoxid-Emissionen wie die für sie geltende Norm Euro 6 vorschreibt. Hagman wollte keine Marken nennen, nur so viel: „Wir haben die in Europa typischen Marken getestet, auch deutsche.“
Studien haben laut Weltgesundheitsorganisation gezeigt, dass bei Kindern mit Asthma Bronchitissymptome zunehmen, wenn sie lange Stickstoffdioxid einatmen. Auch Allergiker können Probleme bekommen, weil die Bronchien zusätzlich gereizt werden. Der Natur schaden Stickoxide vor allem, weil sie dazu beitragen, dass Böden zu stark gedüngt werden und so Tier- und Pflanzenarten aussterben.
Und sie wirken wie Treibhausgase. 2014 enthielt die Luft im Jahresschnitt laut Umweltbundesamt an 60 Prozent der deutschen Messstationen nahe Straßen mehr Stickstoffdioxid als erlaubt. In Ballungsgebieten kommen die meisten Stickoxide von Fahrzeugen.
Busse werden auf der Straße getestet, PKW nicht
„Es ist schon pervers, dass ein 40-Tonner sauberer ist als ein kleiner Diesel-Pkw“, sagte der Chemiker Axel Friedrich, der Umweltorganisationen berät. Lkw und Busse werden aber sauberer, seit die EU die Abgasnormen für diese Fahrzeuge verschärft hat – und seit die Emissionen unter realistischen Bedingungen auf der Straße und nicht nur nach einem praxisfremden Zyklus im Labor gemessen werden.
Für Pkw hingegen verlangen die Behörden lediglich Tests auf einem Rollenprüfstand, bei denen zum Beispiel nie Geschwindigkeiten von mehr als 120 Kilometern pro Stunde simuliert werden.
Deshalb scheinen sich die Hersteller bei Lkw mehr Mühe zu geben. Dort würden sie vor allem mithilfe von SCR-Katalysatoren die Abgase reinigen, schreiben die norwegischen Forscher, die nach eigenen Angaben 12 Busse und Lastwagen sowie die Pkw in einem anspruchsvollen Zyklus im Labor untersucht haben. Die Testergebnisse zeigten, dass es technisch möglich sei, auch die Abgase von Pkw zu reduzieren. Aber das kostet eben etwas mehr.
Der Verband der Automobilindustrie in Deutschland erklärte zu der Untersuchung, Pkw der neuen Abgasnorm seien sauberer als die der alten.
VW: 3 Millionen Autos brauchen neue Motortechnik
Der VW-Konzern schließt eine mögliche Ausweitung des Abgas-Skandals auf Teile seiner jüngeren Dieselmotoren-Generation EA 288 aus. „Nach gründlicher Prüfung herrscht nun Klarheit, dass auch in Fahrzeugen mit EA 288 nach EU5 keine Software verbaut ist, die eine unzulässige Abschalteinrichtung im Sinne der Gesetzgebung darstellt“, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Wolfsburg mit.
Zuvor hatte stundenlang Unsicherheit geherrscht, ob auch eine jüngere Dieselmotoren-Variante in den Strudel der Rückrufe geraten könnte. Anfangs hatte nur der Motor EA 189 im Fokus der Rückrufe gestanden – ein älterer Diesel, der nur bis zur Abgasnorm Euro 5 reicht.
Bei drei Millionen Motoren muss VW neben der Software auch die Motortechnik erneuern. Diese Zahl an 1,6-Liter-Motoren sei von dem Rückruf betroffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!