Die Wahrheit: Schachmatt in Kabul
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über die Sportsfreunde Taliban erfreuen.
Der Männermarktplatz von Kabul
ward über Nacht zum Sündenpfuhl.
Statt lahmarschig herumzulungern
und dösend antriebslos zu hungern,
sind diese Kerle plötzlich wach
und spielen ohne Skrupel Schach.
Das hat auch bei der Sittenwacht
sofort extrem Alarm gemacht
und nach nicht einmal sieben Stunden
war der Verbotsgrund schon gefunden:
Ein Spiel mit Denken bringt nur Glück,
das heißt, es ist ein Teufelsstück.
Und dann ruft auch noch dieses Schach
die niedrigsten Gefühle wach.
Die Damen in der Brettermitte
steh’n burkalos und bar von Sitte
als mächtigste Figuren rum
und hauen arme Bauern um.
Das duldet die Scharia nicht,
denn Schlagen ist ja Männerpflicht.
Auch Dame wird aus Furcht vor Zoten
vom Sittenrat gleich mit verboten.
Die Jugend denkt: Da hat wer’n Hau
und sattelt um, wohl auf Mau-Mau.
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