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Sarah Khan im taz.lab-InterviewSex mit dem eigenen Gehirn

Wieso „Dr. House“ nicht nur Held einer legendären TV-Serie ist und warum Sarah Khan mit ihm noch ein bisschen erwachsener wurde.

Bei „Dr.House“ gab es für Sarah Khan immer nur „mehr, mehr, mehr“ Bild: Amélie Loiser
Jan Feddersen
Jan Feddersen
Interview von Jan Feddersen und Jan Feddersen

Sarah Khan: „House“ ist die wichtigste Serie meines erwachsenen Lebens. Als Heranwachsende wurde ich, wie alle meiner Generation, von „Pan Tau“ und „Dallas“ traumatisiert. Aber „House“ hat mich euphorisiert und aufgewühlt.

taz.lab: Weshalb denn?

Das wusste ich lange nicht. Erst durch die Arbeit an meinem Booklet fand ich heraus, dass „House“ gar keine Krankenhausserie ist. Es geht dezidiert um die Philosophie und Denkschule des amerikanischen Pragmatismus.

Kennen Sie Seriengier - also die Lust, nach einer Folge gleich die nächste gucken zu wollen?

„House“ habe ich brav im Wochenrhythmus bei RTL gesehen, aber die Gier kenne ich. Sie kann einem alles kaputtmachen. „Sex and the City“ konnte ich nicht mehr aushalten. Nach drei, vier Folgen hintereinander weg wollte ich duschen, es war wie YouPorn in der Klapse des Lifestyles. Nur „Mad Men“ funktioniert erstaunlicherweise mit diesem "mehr, mehr, mehr".

Was treibt Sie als Autorin an?

Sarah Khan

Schriftstellerin, geboren 1971 in Hamburg, studierte Volkskunde und Germanistik.

Unter dem Titel „Gogo Girl“ erschien 1999 ihr erster Roman. Seither hat sie eine Reihe von Texten veröffentlicht, in Zeitungen wie Magazinen, jüngst auch in der taz.

2012 wurde ihre Rezension einer Folge von „Dr. House“, erschienen in Cargo, mit dem Michael-Althen-Preis prämiert.

Durch das Schreiben kann ich besser denken. Handwerkliches Können wird mir zunehmend unwichtig. Wichtiger ist, dass man durch die Arbeit an der Schrift erkennt, was außerdem passiert, was verborgen wird. Dann ist Sprache eine Waffe, die treffen kann. Ich desavouiere das Unausgesprochene allzu gerne, was wohl damit zu tun hat, dass ich einige Jahre bei einem muslimischen, alleinerziehenden Vater aufgewachsen bin.

Gab es gedankliche Tabus?

Viele, ja, aber auch Alltagssorgen, die mich angeregt haben, immer gegen das Offensichtliche an zu formulieren. Deshalb liebte ich auch „House“: Dieser sozial gestörte Typ langweilt sich mit dem Offensichtlichen. Erst wenn etwas nicht das ist, was es scheint, interessiert er sich dafür. Er will Sex mit seinem eigenen Gehirn. Das ist sehr erstrebenswert.

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2 Kommentare

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  • A
    anke

    Also. Glück hat definitiv mehr als eine Facette. Damit ist eine Aussage wie "echter Pragmatismus [macht] nicht nur [...] klug [...], sondern auch glücklich" für meinen Geschmack nicht nur "reißerisch", sondern vor allem eins: ausgesprochen albern. Dass, wer sich öffentlich als glücklicher Konsument eines in Massen produzierten Macho-Zynismus outen will, zugleich so tun muss, als sei sein Bedürfnis einem höhern Zweck geschuldet, verstehe ich im Übrigen gut. Man gönnt sich ja sonst nichts.

  • M
    Megestos

    Also, eine Serie kann mehr als eine Facette haben. Damit ist eine Aussage wie "House ist keine Krankenhausserie, sondern..." ein wenig reißerisch für meinen Geschmack. Aber die Verbindung von House zum Amerikanischen Pragmatismus ist eine gute Beobachtung. Auch wenn echter Pragmatismus nicht nur (wie bei House) klug macht, sondern auch glücklich.