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Santorum will US-Präsident werdenKandidatur von rechts außen

Der erzkonservative Republikaner Rick Santorum tritt bei den US-Vorwahlen an. Er steht für stramme rechte Positionen und wirbt vor allem um Arbeiter.

Rick Santorums Präsidentschaftskandidatur-Kandidatur nur echt mit US-Flagge. Foto: ap

Washington/Berlin afp/taz | Der erzkonservative US-Republikaner Rick Santorum bewirbt sich erneut um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei. Er wolle der arbeitenden Bevölkerung in den USA eine Stimme geben und konservative Werte verteidigen, sagte Santorum am Mittwoch bei der Ankündigung seiner Kandidatur im Bundesstaat Pennsylvania. Der 57-jährige Ex-Senator hatte sich bereits 2012 um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner beworben – ohne Erfolg.

„Die arbeitenden Familien brauchen nicht noch einen Präsidenten, der sich der großen Regierung und dem großen Geld verbunden fühlt“, sagte Santorum vor Anhängern in der Arbeiterstadt Cabot – ganz in der Nähe hatte der siebenfache Vater einst seine Kindheit verbracht. „Und heute fangen wir an zurückzuschlagen.“

Der Katholik Santorum ist ein entschiedener Gegner von Homo-Ehe und Abtreibung. „Als Präsident werde ich für den Grundsatz einstehen, dass jedes Leben zählt: das der Armen, der Behinderten und der Ungeborenen“, sagte er in Cabot.

Der Ex-Senator erneuerte zudem seine Kritik an der Außenpolitik von Präsident Barack Obama. Die USA müssten gegen die im Irak und in Syrien erfolgreiche Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) viel härter vorgehen, forderte Santorum. Anfang Mai hatte er in einer Rede gesagt: „Wenn diese Typen eine Islam-Version des siebten Jahrhunderts zurückbringen wollen, dann ist meine Empfehlung, lasst uns unsere Bomber laden und sie ins siebte Jahrhundert zurückbomben.“

2012 sorgte Santorum für eine Überraschung

Santorum zählte bereits 2012 zu den Bewerbern um die Präsidentschaftskandidatur und forderte Mitt Romney, der für die Republikaner schließlich ins Rennen ging, oft mit scharfen Tönen heraus. Die erste Vorwahl im Bundesstaat Iowa hatte Santorum damals überraschend fast gewonnen.

Dieses Mal ist Santorum allerdings noch mehr ein Außenseiter im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur, um die sich voraussichtlich mehr als ein Dutzend Republikaner bewerben. Mit den Senatoren Ted Cruz, Rand Paul und Marco Rubio sowie dem einstigen Baptistenprediger und früheren Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee, sind bereits einige Schwergewichte im Rennen, sehr wahrscheinlich tritt auch Jeb Bush an. Der Ex-Gouverneur von Florida ist der Bruder des früheren Präsidenten George W. Bush und Sohn von Ex-Präsident George Bush.

Die ersten Vorwahlen von Demokraten und Republikanern finden Anfang kommenden Jahres statt. Der Nachfolger von Präsident Obama, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf, wird im November 2016 gewählt. Bei den Demokraten gilt die frühere Außenministerin Hillary Clinton als große Favoritin für die Kandidatur.

Bei den Republikanern ist die Konkurrenz dagegen groß. Einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Universität Quinnipiac zufolge liegen Jeb Bush und Marco Rubio derzeit mit jeweils zehn Prozent in Führung, dicht gefolgt von Wisconsins Gouverneur Scott Walker, Huckabee und dem früheren Neurochirurgen Ben Carson. Rand Paul kommt demnach auf sieben, Ted Cruz auf sechs und der Immobilien-Tycoon Donald Trump auf fünf Prozent.

Schon vor mehr als zehn Jahren hat Rick Santorum mit homo-feindlichen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Er hatte damals gesagt, eine Ehe sei in keiner Gesellschaft, die ihm bekannt sei, auch für gleichgeschlechtliche Paare offen. Genauso wenig wie für Erwachsene und Kinder oder Menschen und Tiere. Als Reaktion startete der Blogger Dan Savage im Mai 2003 einen Wettbewerb, um das Wort „Santorum“ mit einer neuen Bedeutung zu belegen. Gewonnen hat die Definition von „Santorum“ als „Mixtur von Gleitgel und Fäkalien, die manchmal beim Analsex anfällt“. Die entsprechende Website www.santorum.com war lange Zeit bei Internet-Suchmaschinen auf Platz Eins, wenn man „Santorum“ eingab.

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2 Kommentare

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  • -- „Als Präsident werde ich für den Grundsatz einstehen, dass jedes Leben zählt: das der Armen, der Behinderten und der Ungeborenen“, sagte er in Cabot. [...]

    Anfang Mai hatte er in einer Rede gesagt: „Wenn diese Typen eine Islam-Version des siebten Jahrhunderts zurückbringen wollen, dann ist meine Empfehlung, lasst uns unsere Bomber laden und sie ins siebte Jahrhundert zurückbomben.“ ---

     

    Bigotry much? Jedes Leben zählt, nur das der Ungläubigen nicht. Wahnsinnig christlich.

  • Es ist nicht gerade viel darüber zu lesen, wie dieser Kandidat um "Arbeiter" wirbt.

     

    Unklar bleibt dabei, ob dies am Kandidaten, an der hier ausgeübten Berichterstattung oder an beidem liegt.