Salihamidzic über Bayern und Turin: „Bei mir schlagen zwei Herzen“

Hasan Salihamidzic vor dem Duell seiner ehemaligen Vereine FC Bayern und Juventus Turin über alte Zeiten, die neue Stärke von Juve und den besten Torhüter der Welt.

Arjen Robben vom FC Bayern München gegen Fabio Grosso von Juventus Turin im Champions League-Spiel 2009. Bild: dpa

taz: Herr Salihamidzic, welchem Ihrer beiden Exklubs drücken Sie die Daumen?

Bei mir schlagen zwei Herzen und eines wird immer traurig sein. Aber klar: Beim FC Bayern habe ich neun Jahre gespielt, ich bin also ein „Roter“, der FCB ist mein Klub. Meine Kinder sind in München geboren, ich lebe dort.

2009/2010 sind sich Bayern und Juventus in der Gruppenphase begegnet, Sie standen damals in Turin unter Vertrag …

… ja, ich saß beim Rückspiel in Turin auf der Bank, nachdem ich vorher verletzt war. Wir haben damals eine Klatsche bekommen (1:4, Anm. d. Red.). Die Bayern waren super drauf und standen später im Finale.

Was nehmen Sie aus den vier Jahren Serie A mit?

Ich habe eine schöne Zeit in Turin gehabt, meine Familie hat sich wohlgefühlt. Wir haben nicht nur eine neue Sprache gelernt, sondern immer noch viele Freunde dort. Und die ersten zwei Jahre waren auch sportlich erfolgreich, wir sind Dritter und Zweiter geworden, waren in der Champions League dabei.

Hasan Salihamidzic stand sowohl bei Bayern München (1998–2007) als auch Juventus Turin (2007–2011) unter Vertrag. Nach einem Intermezzo beim VfL Wolfsburg beendete der Bosnier im vergangenen Sommer seine aktive Karriere. Das Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel seiner ehemaligen Vereine heute Abend in München wird er als TV-Experte begleiten.

Was macht Juves Mythos aus?

Es ist genauso wie bei Bayern: Der Klub ist der erfolgreichste des Landes. Derzeit ist Juve mit weitem Abstand Spitzenreiter, vergangene Saison sind sie ungeschlagen geblieben. Beide geben in ihrer Liga den Ton an, deshalb ist der Vergleich auch so reizvoll.

Verraten Sie etwas über die Stärken des italienischen Meisters.

Die Stürmer machen derzeit nicht so viele Tore, das Herzstück stellt das Mittelfeld mit Andrea Pirlo dar. Die wichtigsten Spieler sind für mich Arturo Vidal und Claudio Marchisio, beide sehr gefährlich; und Vidal entscheidet, wann das Pressing gemacht wird. Diesen Spieler muss Bayern ausschalten. Und die Abwehr mit Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci oder Giorgi Chiellini verfügt über ganz viel Erfahrung – die Defensive ist Italiens Nationalteam.

Wen kennen Sie noch aus der aktuellen Elf?

Mit sieben oder acht Spielern stand ich noch auf dem Platz. Mit Chiellini schreibe ich SMS, mit Gianluigi Buffon habe ich gerade ein Interview gemacht –da hatten wir viel Spaß. Im Tor ist er sowieso der Größte.

Ist er besser als Manuel Neuer?

Auch Neuer, Iker Casillas und vielleicht Petr Cech gehören zu den Besten der Welt. Doch der Vorteil von „Gigi“ ist seine Riesenerfahrung. Er war viermal Welttorhüter, dazu Weltmeister.

Sie haben damals noch in der hässlichen Betonschüssel Stadio delle Alpi gespielt. Kennen Sie das neue Juventus-Stadion?

Ich war erst vor zwei Wochen da. Das ist ein Hexenkessel geworden, fast immer ausverkauft. Ein Top-Stadion – das einzige schöne in Italien. Für Juve ist das ein großer Vorteil gegenüber früher, das ist eine richtige Festung geworden.

Welchen Anteil hat der Coach Antonio Conte am aktuellen Erfolg?

Er ist ein Perfektionist, er leistet super Arbeit. Die Mannschaft agiert taktisch und läuferisch auf hohem Niveau. Dieser Trainer arbeitet wirklich hart, das weiß ich von den Spielern – und das ist in Italien nicht immer der Fall.

Was tippen Sie eigentlich?

Ich bin selbst gespannt. Die Bayern müssen fürs Hinspiel im Hinterkopf haben, nicht zu offen zu spielen. Wenn man ein Gegentor bekommt, kann es schwierig werden. Sie sind leichter Favorit, aber Achtung: Juve ist sehr gefährlich!

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